Rang zwei für Nguyen - Boy schwer gestürzt

SID
Barren-Europameister Marcel Nguyen belegte beim Weltcup in Stuttgart Rang zwei
© Getty

Erst Angst um Philipp Boy, dann Jubel um Marcel Nguyen - mit dem dramatischsten Finale seiner 28-Jährigen Geschichte ist der Weltcup der Kunstturner in Stuttgart zu Ende gegangen.

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Der zweimalige Vize-Weltmeister Boy stürzte schwer vom Reck und musste aufgeben. Nur wenige Minuten später behielt der WM-Achte Nguyen die Nerven und eroberte Rang zwei hinter dem Überraschungssieger Shogo Nonomura aus Japan. An seinem 21. Geburtstag durfte sich Daniel Purvis aus Großbritannien über den dritten Platz freuen.

Zu diesem Zeitpunkt konnte Europameister Boy schon wieder vorsichtig Entwarnung geben lassen. Doch der Crash hatte böse ausgesehen: Die Zuschauer schrien auf, Boy krümmte sich sekundenlang vor Schmerzen. Der Cottbuser verlor völlig unvermittelt den Griff von der Stange, krachte ungebremst auf den Mattenboden und konnte seine Übung nicht mehr fortsetzen.

"Hoffentlich verkacke ich hier in Stuttgart nicht wieder"

Begleitet vom Beifall des Publikums humpelte er aus der Porsche-Arena zu einer ersten ärztlichen Untersuchung, danach konnte der deutsche Mehrkampf-Meister vorsichtig durchatmen: "Ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist. Irgendwie klappt es bei mir einfach nicht, wenn es um Geld geht." Bis zum letzten Weltcuptturnier des Jahres in zwei Wochen in Tokio will Boy wieder fit sein.

"Hoffentlich verkacke ich hier in Stuttgart nicht wieder", hatte der Mehrkampf-Europameister schon unmittelbar vor dem Wettkampf geunkt, die Befürchtungen des Lausitzers bestätigten sich am Ende am Neckar um wiederholten Male: Am Seitpferd musste er nach dem Rückwärtswandern das Gerät verlassen, bei seinem Paradesprung (Roche) landete auf dem Hosenboden. Statt in der Weltcup-Gesamtwertung Boden gutzumachen, erlitt der 24-Jährige einen Rückschlag.

"Platz zwei ist ein Super-Ergebnis"

Ganz anders Nguyen: Der Barren-Europameister arbeitete sich nach einem kleinen Fehler am Boden von Durchgang zu Durchgang weiter nach vorn, angetrieben von 4000 Zuschauern in der Porsche-Arena. Auch ein mittelschwerer Patzer an seinem Spezialgerät brachte den letztjährigen deutschen Mehrkampf-Meister nicht aus der Ruhe. "Mein Wettkampf war nicht ganz perfekt, aber ich bin zufrieden. Platz zwei ist ein Super-Ergebnis", sagte der Unterhachinger.

Bereits am Samstag hatte Lokalmatadorin Kim Bui das Publikum in der baden-württembergischen Landeshauptstadt mit einem zweiten Platz verblüfft. Die EM-Dritte am Stufenbarren, für die verletzte Vize-Europameisterin Elisabeth Seitz aus Mannheim nachgerückt, nutzte das Fehlen einiger weiterer starker Konkurrentinnen und kassierte für ihren überraschenden zweiten Platz hinter der Chinesin Huang Qiushuang die persönliche Rekordprämie von 9600 Euro.

"Weihnachtsgeld kann man immer gebrauchen"

"Weihnachtsgeld kann man immer gebrauchen", sagte die Studentin der Technischen Biologie trocken, die ihr Konto beim Grand-Prix-Abschluss in Tokio weiter auffüllen kann. Bui wurde nachträglich zu diesem Event nach Japan eingeladen.

Entgegen ursprünglichen Planungen des Weltverbandes FIG gibt es aber keinen Jackpot für die beiden Gesamtsieger. Der FIG fehlen schlichtweg die dafür erforderlichen Sponsorengelder.

Hambüchen bei Stefan Raab

Boys Erzrivale Fabian Hambüchen verzichtete auf einen Start in der schwäbischen Metropole und hielt sich stattdessen auch finanziell mit einem doppelten Erfolg beim TV-Turmspringen von PRO7 in München schadlos.

Der ehemalige Reck-Weltmeister aus Wetzlar siegte bei dem Show-Event sowohl in der Einzelkonkurrenz auch als beim Synchron-Wettbewerb, dort an der Seite des Berliner Beachvolleyball-Europameisters Jonas Reckermann.

Im abschließenden Team-Wettbewerb der Frauen kam das Quartett des Deutschen Turner-Bundes auf den dritten Platz. Der Sieg ging an Ex-Weltmeister Russland vor Australien. Erfolgreichste Punktesammlerin für die Gastgeber war dabei Anja Rheinbay aus Köln mit 51,85 Zählern.

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