Boll und Co. greifen nach fünftem EM-Gold

SID
Timo Boll und Co. sind bei der EM in Danzig nur noch einen Sieg vom fünften Gold in Serie entfernt
© Getty

Als es im Halbfinale kurz brenzlig wurde, war "Feuerwehrmann" Timo Boll zur Stelle: Die Tischtennis-Herren greifen in Danzig dank ihres zuverlässigen Rekordeuropameisters zum fünften Mal in Serie nach EM-Gold. Boll führte die DTTB-Auswahl beim 3:1 gegen Portugal mit zwei Punkten ins Finale am Mittwoch gegen Rekord-Champion Schweden. Gewinnt Deutschland gegen das Top-Team der 80er und 90er Jahre, würde Boll seine beeindruckende EM-Bilanz auf 14 kontinentale Titel ausbauen.

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Dabei hatte die DTTB-Auswahl vor Spielbeginn noch eine schlechte Nachricht verdauen müssen: Deutschlands Nummer zwei, Dimitrij Ovtcharov, fühlte sich nicht fit und musste von Bundestrainer Jörg Roßkopf durch Patrick Baum (Düsseldorf) ersetzt werden. Nach dem 0:3-Auftakt durch Bastian Steger (Saarbrücken) punktete Boll und gab seinem Team wieder Sicherheit. Der 30 Jahre alte Ausnahmespieler war es auch, der nach einem starken Auftritt von Vize-Europameister Baum den Finaleinzug perfekt machte.

Roßkopf hatte das portugiesische Team bereits vor dem Turnier zu den ärgsten Konkurrenten gezählt und gewarnt: "Das ist die Mannschaft, die uns bis zum Äußersten fordern wird. Gefährlich sind sie schon lange, jetzt scheinen sie auch als Team zu funktionieren." Auch der WM-Dritte Boll witterte Gefahr: "Die Portugiesen sind mega-heiß, und gegen uns immer extra motiviert."

DTTB-Frauen beenden Turnier auf Rang fünf

Die ebenfalls mit Medaillenambitionen gestartete Frauen-Mannschaft konnte sich derweil nach dem bitteren Viertelfinal-Aus noch mit Rang fünf trösten. Die DTTB-Frauen schlossen die Platzierungsrunde mit einem 3:2-Kraftakt gegen Spanien und einem klaren 3:0 gegen Polen ab. Die bisherigen Vorstellungen weckten für die Einzel- und Doppelkonkurrenz aber nicht unbedingt Medaillenhoffnungen. Das Team-Finale am Mittwoch (15.00 Uhr) bestreiten die Niederlande und Rumänien.

Frauen-Bundestrainer Jörg Bitzigeio, der die deutschen Frauen trotz der verpassten Medaille zu den "Top 4 in Europa" zählt, wird die Gründe für das dritte Viertelfinal-Scheitern in Serie und die Formschwäche von Ex-Europameisterin Jiaduo Wu (Kroppach) analysieren. "Die Niederlage war teuer, aber sie hat sich dann gelohnt, wenn wir aus den Fehlern lernen. In einem Jahr sind Olympische Spiele, da darf so etwas nicht passieren."

Ivancan mit "Qualitäten einer Führungsspielerin"

Ein besonderes Augenmerk richtete Bitzigeio auf Irene Ivancan (Berlin), die bei der EM nach sechs Jahren erstmals wieder im Nationaltrikot auflief. "Sie hat ihre Ambitionen auf einen Platz im Team unterstrichen", sagte der Coach über die 28-Jährige, der Bitzigeio einiges zutraut: "Sie hat Qualitäten einer Führungsspielerin, sie hat das Auftreten. Sie muss es nur auch sportlich konsequent unter Beweis stellen."

Dann wäre Ivancan wohl erste Wahl für das Olympische Qualifikationsturnier im April in Luxemburg, das neben der Team-WM in Dortmund (25. März bis 1. April) darüber entscheidet, ob die deutsche Frauen-Mannschaft in London dabei ist. Bislang haben nur Wu und Silbereisen einen Olympia-Startplatz sicher.

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