Gold für China, Deutschland auf Rang sechs

SID
Das deutsche Team um Philipp Boy leistete sich zu viele Patzer
© Getty

Und täglich bockt das Seitpferd - schon nach dem ersten Gerät war der Traum von einer Medaille für die deutschen Kunstturner bei den Weltmeisterschaften in Tokio zum Albtraum geworden.

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"Es ist wieder am Pauschenpferd beschissen losgegangen und irgendwie ging es dann so weiter", klagte Barren-Europameister Marcel Nguyen und machte ein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen.

Der störrische Gaul wird zum Problemfall und zwei schwere Patzer waren der rasche Anfang vom Ende aller Hoffnungen, im Teamfinale die ganz Großen zu ärgern. Was blieb, waren 263,926 Punkte und ein unbefriedigender sechster Platz.

Wenigstens die Schmach, das Fernduell gegen die sechstplatzierten DTB-Turnerinnen zu verlieren, konnte dank eines Schlussspurts am Reck und am Boden gerade noch einmal abgewendet werden.

Fabian Hambüchen deutete nur an, was das bedeutet hätte: "Die hätten uns wohl ganz heftige Sprüche zugeworfen." Der ehemalige Reck-Weltmeister konnte als Einziger mit seiner ganz persönlichen Leistung zufrieden sein. "Ich habe alles rausgeholt, aber natürlich wollten wir besser durchturnen."

Doch auch er ärgerte sich über die fehlende Konstanz, die ihm und seinen Teamkollegen am Montag noch eine entspannte Olympia-Qualifikation beschert hatten: "Aber zumindest haben wir unser wichtigstes Ziel erreicht. Wir wollten direkt nach London, das haben wir geschafft. Und es sind alle gesund geblieben."

Bundestrainer nimmt Athleten in Schutz

Die fehlende Stabilität überraschte auch Bundestrainer Andreas Hirsch, der Berliner war aber bemüht, seine Athleten in Schutz zu nehmen.

"Es macht wenig Sinn, jetzt scharf nachzuwaschen. Natürlich haben wir schon schönere Tage erlebt, aber hektische Schlüsse werde ich nicht ziehen", erklärte der Berliner, der seine Schützlinge noch vor exakt einem Jahr bei den Welttitelkämpfen in Rotterdam zu Mannschafts-Bronze geführt hatte.

Schmerzlich vermisst wurde beim Sprung und am Boden der verletzte Hallenser Matthias Fahrig, der im vergangenen Jahr entscheidend zum Gewinn von Team-Gold bei den europäischen Titelkämpfen in Birmingham beigetragen hatte.

So waren die Deutschen nur noch Zuschauer, als vor 6000 Zuschauern im erstmals fast ausverkauften Metropolitan Gymnasium die Entscheidung um die Medaillen fiel. Olympiasieger China verteidigte seinen Titel erfolgreich (275,161), es war für das Team aus der Reich der Mitte das fünfte WM-Gold in Serie.

Finale beginnt mit Schrecksekunde

WM-Gastgeber Japan (273,093) und die USA (273,083) belegten die Plätze zwei und drei. Europameister Philipp Boy, der diesmal beim Sprung zu Fall kam, konnte über diese Punktzahlen nur staunen: "Da war für uns diesmal kein Rankommen."

Dabei hatten sich die deutschen Gerätartisten vom Finalmodus ohne Streichwertung ein noch besseres Resultat als in der Qualifikation (Rang vier) versprochen. "Wir haben ja schon mehrfach bewiesen, dass dies eigentlich auch so ist", meinte Boy, der auch die Generalprobe für das Reck-Finale am Sonntag (9.15 Uhr/MESZ) gegen Hambüchen verlor. Der Olympia-Dritte sammelte am "Königsgerät" 15,866 Zähler, nur auf 15,433 Punkte kam der Lausitzer.

Mit einer Schrecksekunde für das Publikum hatte das Team-Finale begonnen. Dem Rumänen Marius Berbecar missriet sein Sprung total. Er landete krachend auf dem Rücken, rappelte sich nur schleppend auf, blieb aber offensichtlich weitgehend unverletzt.

Die Welttitelkämpfe werden am Donnerstag (11.00 Uhr/MESZ) mit dem Mehrkampf-Finale der Frauen fortgesetzt. Für den DTB gehen die Mannheimerin Elisabeth Seitz, Vize-Europameisterin im Mehrkampf, und WM-Neuling Nadine Jarosch aus Detmold an die Geräte. Am Freitag (12.00 Uhr/MESZ) bestreiten Boy und Nguyen den Endkampf bei den Männern.

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