Die Scharfschützen im Duell

SID
Der Neuseeländer Daniel Carter gehört zu den besten Kickern der Weltmeisterschaft
© Getty

Daniel Carter ist Verbindungshalb der All Blacks und eine der besten Kicker der Welt. Englands Johnny Wilkinson ist Verbinder und ebenfalls ein hervorragender Kicker. Beide messen sich in einem persönlichen Duell um den Punkterekord im Nationaldress.

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Das süße Leben spielt bei den Rugbystars Daniel Carter und Jonny Wilkinson eine große Rolle. Der eine verdingt sich ab und an als Unterwäschemodel an der Seite seiner Freundin und wurde bereits mehr als einmal zum Sexiest Man Neuseelands gewählt. Der andere hat gerade sein eigenes Modelabel gegründet und darf einen Orden der Queen sein Eigen nennen.

Doch ihr wertvollstes Körperteil - rein sportlich betrachtet - fällt einem nicht sofort auf. Ihr Kapital ist der linker Fuß. Ob Dropkick, Straftritt oder Erhöhung - die Goldfüße Carter und Wilkinson treten das lederne Ei aus allen Lagen ins Tor. Im WM-Finale von 2003 drosch Wilkinson in der Verlängerung einen Dropkick zwischen die Stangen und sicherte England damit den ersten Titel. Seitdem ist er ein Superstar des Sports.

Bei der WM in Neuseeland liefern sich der "Kiwi"-Volksheld Carter und Wilkinson ein Fernduell um den Punkterekord. 1.238 Punkte erzielte Carter bisher in seinen 84 Länderspielen, Wilkinson brachte es in 94 Partien auf 1.226 Punkte. Der Rest der Welt kickt praktisch außer Konkurrenz.

Wilkinson wird am Ende verlieren

Im November 2010 hatte Carter erstmals die Führung in dem Ranking übernommen. Natürlich mit einem unglaublichen Ball, wie es sich für einen Spieler seiner Klasse gehört. Aus 49 Metern Entfernung flog das Ei an seinen Bestimmungsort und Wilkinsons damalige Bestmarke von 1.178 war geknackt. "Der Rekord treibt mich nicht an", behauptet Carter, "aber es ist bestimmt schön, später darauf zurückzublicken".

Zwischenzeitlich hatte ihm Wilkinson die Führung wieder abgejagt, doch momentan steht Sunnyboy Carter an der Spitze. In den zweiten WM-Spielen kamen beide nicht zum Einsatz, die enorm unter Erfolgsdruck stehenden "All Blacks" und England schonten ihre Stars.

Auf lange Sicht wird wohl der drei Jahre jüngere Carter ohnehin die Nase vorn haben. Neben der Gunst des Alters hat dies viel mit Wilkinsons Krankenakte zu tun. Zwischen Schultern und Knie gibt es nur wenige Stellen, an denen sich der 32-Jährige noch nicht verletzt hat.

Doch England kann auf den Routinier nicht verzichten. Im ersten WM-Spiel gegen Argentinien sorgte Wilkinson beim 13:9 für acht Punkte. Dass er das Spielgerät zuvor fünfmal in Folge daneben geschossen hatte, sorgte prompt für Diskussionen um den Ball. "Im Detail muss der neue Ball anders sein, aber wir haben natürlich keine Beweise. Es ist nur so ein Gefühl", sagte Englands Chefcoach Martin Johnson. Carter beschwerte sich bisher noch nicht.

Sonderrechte für die Goldfüße

Ihr Status beschert Carter und Wilkinson natürlich Sonderrechte. Der englische Verband verbreitete im Dezember ein Schreiben an alle Nationalspieler, indem man ihnen mitteilte, dass nur Spieler in den WM-Kader zu berufen, die auch in England spielen. Als die Medien Wind von dem Plan bekamen, war der Skandal perfekt.

Schließlich spielt Wilkinson bei RC Toulon in Frankreich, wo er die für Rugby gewaltige Summe von einer Million Euro pro Saison verdienen soll. Der Verband machte einen Rückzieher und so durften die Auslandsprofis Wilkinson, James Haskell und Tom Palmer nach Neuseeland reisen.

Die All Blacks pflegen die Regelung schon länger, doch für Carter machte man eine Ausnahme. Man gestattete dem 29-Jährigen 2009 ein Jahr in Frankreich. In seinem neuen Vertrag mit dem neuseeländischen Verband, der ihm 420.000 Euro pro Jahr einbringt, soll Carter ebenfalls eine Auslandsklausel ausgehandelt haben. Schließlich könnte er mit seinem "Goldfuß" in Europa mindestens das Doppelte verdienen.

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