Dunkerbeck: Surfer sind Frauenmagneten

Von Interview: Thomas Jahn
Björn Dunkerbeck begann im Alter von neun Jahren mit dem Windsurfen
© Imago

Björn Dunkerbeck ist einer der erfolgreichsten Sportler aller Zeiten. Der in Dänemark geborene Hüne sammelte in über 25 Jahren als Windsurf-Profi insgesamt 35 Weltmeistertitel und hat noch immer nicht genug. Mit SPOX sprach die Surf-Legende über die Sucht nach Siegen, Surferklischees und den Nutella-Fluch.

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SPOX: Björn Dunkerbeck, Sie sind im Juli 41 Jahre alt geworden und sind mit 35 WM-Titeln im Windsurfen einer der erfolgreichsten Profisportler aller Zeiten. Was treibt Sie noch immer zu Höchstleistungen?

Björn Dunkerbeck: Ich bin ein Wettkampftyp. Ob bei einer Surf-WM oder beim Mountainbiken mit meinen Kumpels - ich will immer der Beste sein. Das liegt wahrscheinlich im Blut.

SPOX: Im Fußball spricht man nach Erfolgen oft von "satten Profis". Spüren Sie niemals Wettbewerbsmüdigkeit?

Dunkerbeck: Ich habe immer eine gute Mischung zwischen Mountainbiken, Wellenreiten, Snowboarden, Skifahren und eben den Surf-Wettkämpfen gefunden. Die anderen Sportarten haben für reichlich Abwechslung gesorgt und gleichzeitig meine Physis für das Windsurfen trainiert. Außerdem habe ich immer versucht, nur die wichtigsten Rennen zu fahren. Deswegen ist die Motivation bis heute da.

SPOX: Was fasziniert Sie nach 25 Profi-Jahren noch am Windsurfen?

Dunkerbeck: Die Variation. Es ist nicht wie ein Tennisplatz, wo es nur drei Beläge gibt. Du hast starken Wind, schwachen Wind, Wind von rechts oder von links, ablandig oder auflandig. Dazu kleine Wellen, große Wellen, kaltes oder warmes Wasser, Kanaren, Hawaii, Australien. Kurz: Es ist überall anders, jedes Mal eine neue Herausforderung.

SPOX: Mit 41 Ihren Jahren ist noch immer kein Karriere-Ende in Sicht?

Dunkerbeck: Wenn ich nicht mehr gewinnen kann, werde ich auch irgendwann mal ans Aufhören denken. Ich konzentriere mich ja mittlerweile nur noch auf Slalom und Speed, also die Disziplinen, in denen ich noch vorne mitfahren kann.

SPOX: In Speed-Wettbewerben erreicht man bis zu 90 Stundenkilometer. Was geht einem da durch den Kopf?

Dunkerbeck: Wenig. Da geht es zunächst darum, sich festzuhalten und nicht reinzufallen. Bei dem Speed fliegst du nämlich ganzschön weit und tust du dir dabei ganzschön weh. Das Wasser fliegt da nur so an dir vorbei.

SPOX: Klingt gefährlich. Bekommt man es da nicht mal mit der Angst zu tun?

Dunkerbeck: Angst weniger, Respekt vor großen und radikalen Bedingungen schon. Ärgerlich ist, wenn das ganze Material weg ist, weil dir Segelmast oder Brett von der Wellenkraft in zwei Teile gebrochen werden. Bislang habe ich mich aber immer selbst zu retten gewusst.

SPOX: Kein Sport für zarte Gemüter also. Gibt es weitere Voraussetzungen dafür, ein erfolgreicher Windsurfer zu werden?

Dunkerbeck: Du musst in frühen Jahren anfangen. Man sollte im Alter von 10 bis 15 Jahren schon viele Stunden auf dem Brett stehen und bei Junioren-Meisterschaften antreten. Außerdem muss das Material 1A sein - das ist eben auch eine Voraussetzung, um zu gewinnen.

SPOX: Wie kann man sich das tägliche Training eines Surf-Champions vorstellen?

Dunkerbeck: Am wichtigsten ist, dass du viel auf dem Brett stehst. Wellenreiten und Stand-Up-Paddeln helfen auch, um das Brettgefühl zu behalten. Mountainbiken ist ebenfalls sehr gut und in der Vorbereitungsphase ist der Kraftraum natürlich ein Faktor.

SPOX: Klingt nach harter Arbeit. Dabei sieht es auf dem Wasser immer so einfach aus...

Dunkerbeck: Von nichts kommt nichts. Gut Windsurfen können viele. Gewinnen ist eine andere Geschichte.

SPOX: Wie stark ist die Rivalität zwischen den Windsurfern? Gibt es Trashtalk bevor es aufs Wasser geht?

Dunkerbeck: Nein, eigentlich nicht. Mit einigen versteht man sich besser, mit anderen nicht. Auf dem Wasser wollen alle Topleute gewinnen. Man fährt zwar kollegial und schummelt nicht, aber eben knallhart an der Grenze.

SPOX: Dennoch sieht man professionelle Surfer weitaus öfter lachen als beispielsweise Berufsfußballer...

Dunkerbeck: Man hat eben Spaß wenn man aufs Wasser geht. Es werden viele Endorphine produziert und es ist eben keine Pflichtveranstaltung. Man geht Windsurfen, weil man Lust drauf hat. Klar, bei Minusgraden geht das nicht immer so einfach von der Hand, aber die Windsurfer sind eben eher Sunnyboys und sehr frohe Menschen.

SPOX: Die gängigen Surfer-Klischees treffen also tatsächlich zu?

Dunkerbeck: Klar, etwas hat jeder davon.

SPOX: Und das Klischee der surfenden Frauenmagneten?

Dunkerbeck: (lacht) Ja, zum Glück schon.

SPOX: Inzwischen sind Sie aber verheiratet und haben zwei Kinder. Wie gut passen das Surfer- und Familienleben zusammen?

Dunkerbeck: Meine älteste Tochter war schon acht Mal mit auf Hawaii - und sie ist erst sieben Jahre alt. Meine Kinder sind kleine Wassermenschen.

SPOX: Klingt nicht, als ob Familie Dunkerbeck die Bretter im Urlaub im Schrank stehen lässt...

Dunkerbeck: Nein, da ist immer Action angesagt. Im Winter gehen wir Snowboarden, die Kinder können inzwischen auch Skifahren.

SPOX: Zwei Wochen lang die Füße hochlegen wären demnach eine Horrorvision für Sie.

Dunkerbeck: Ich bin keiner, der freiwillig auf dem Sofa herumliegen kann. Ich habe mir in Australien mal eine Harpune durch den Fuß gejagt und danach zehn Tage flach gelegen. Das schlägt mir schon aufs Gemüt.

SPOX: Sie sind dänisch-niederländischer Herkunft, wuchsen in Spanien auf und leben derzeit in der Schweiz. Auf Ihrer Suche nach neuen Surf-Spots bereisen Sie die ganze Welt. Was bedeutet Heimat für Sie?

Dunkerbeck: Ich bin Europäer. Mittlerweile bin ich in Engardin zuhause, fühle mich aber auch auf den Kanaren wohl, wo meine Eltern eine Surfschule haben. In Hawaii fühle ich mich dagegen nicht zuhause, in Asien auch nicht.

SPOX: Und wem haben Sie bei der Fußball-WM die Daumen gedrückt?

Dunkerbeck: (lacht) Naja eben für Holland, Spanien, Dänemark und die Schweiz - je nachdem, wer gerade spielt. Das war ganz lustig, ich habe viele Abendessen gewonnen während der WM.

SPOX: Wenn Sie die WM verfolgt haben, kennen Sie doch sicher den Nutella-Fluch. Immerhin haben Sie selbst bereits zwei Werbespots für die Marke gedreht.

Dunkerbeck: (zögert) Fluch?

SPOX: Das war ein großes Thema im deutschen Fußball. Alle Nationalspieler, die einen Nutella-Spot gedreht haben, fielen anschließend in ein Leistungstief.

Dunkerbeck: Meine Leistung hat darunter jedenfalls nie gelitten. Ich war danach tip top drauf, habe schon als Kind ständig davon gegessen. Gerade eben vor dem Rennen habe ich noch einen Nutella-Crepe gegessen.

SPOX: Und wie lief es?

Dunkerbeck: Ich habe gewonnen.

Der Colgate Windsurf World Cup Sylt gilt als das größte Windsurf-Event der Welt und genießt auf der PWA Worldtour als einzige Station den Status eines Super Grand Slams. 118 Aktive aus 32 Nationen gingen im vergangenen Jahr in den Disziplinen Waveriding, Freestyle und Slalom an den Start. Das Mega-Event lockte mehr als 200.000 Zuschauer auf Deutschlands nördlichste Insel.