Weltverband lenkt ein

SID
Breido Graf zu Ratznau bleibt seiner Meinung treu
© Getty

Das neue Doping-Regelwerk tritt erst ab dem 5. April 2010 in Kraft. Ursprünglich wollte der Weltverband FEI die umstrittene Progressive List schon ab dem 1. Januar einführen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die zerstrittene Reitsportwelt darf wieder auf eine Einigung hoffen. Der Weltverband FEI hat in der Debatte um das neue Doping-Regelwerk eingelenkt und das Inkrafttreten der umstrittenen Progressive List mit bislang unerlaubten Medikationen vom 1. Januar auf den 5. April 2010 verschoben. Auch alle anderen Änderungen des neuen Regelwerks sollen frühestens erst am 5. April in Kraft treten.

'Wir begrüßen diesen Schritt. Er gibt uns Zeit, die unterschiedlichen Standpunkte zu erläutern. Wir werden unsere Meinung aber nicht ändern', sagte der deutsche Reiter-Präsident Breido Graf zu Rantzau.

FEI-Präsidentin Prinzessin Haya hatte zuvor Fehler eingeräumt. 'Die FEI wurde dafür kritisiert, dass die Verbände nicht genügend Zeit hatten, sich mit den Stoffen auf der neuen Liste zu beschäftigen', teilte FEI-Präsidentin Prinzessin Haya am Dienstag mit. Diese Kritik nehme die FEI ernst und wolle nun Zeit einräumen, um sich mit den Verbänden über die Neuerungen auszutauschen.

Knappe Mehrheit für die Liste

Bei der Abstimmung während der Generalversammlung in Kopenhagen vor zwei Wochen war den FEI-Mitgliedern die umstrittene Liste kurzfristig vorgelegt worden. Mit einer knappen Mehrheit von 53 zu 48 Stimmen war die Liste von der Versammlung angenommen worden.

Mehrere Reitsport-Nationen, darunter auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung, hatten sich gegen die Einführung der Liste gewehrt, weil sie in ihren Ländern gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Zuletzt hatte die FN sogar damit gedroht, die Weltmeisterschaften im September in Kentucky/USA zu boykottieren.

Vor allem die Akzeptanz von Phenylbutazon war in Deutschland auf Ablehnung gestoßen. Bis in den 90er-Jahren war es erlaubt, Pferde mit zwei Mikrogramm des Schmerz- und Entzündungshemmers zu behandeln, ehe das Mittel aus dem Verkehr gezogen wurde. Nun sollten plötzlich wieder acht Mikrogramm erlaubt sein. "Damit könnte man lahme Pferde für einen Einsatz im Turnier fit machen. Das kann nicht unser Ziel sein", hatte Breido Graf zu Rantzu gesagt.

Auch der für den deutschen Reitsport so wichtige TV-Vertrag ab dem Jahr 2010 stand nach der Veröffentlichung der neuen Liste plötzlich wieder in Frage. "ARD" und "ZDF" lobten den deutschen Verband für seine jüngste Bemühungen im Kampf gegen Doping, fanden aber für die vorgesehene Legalisierung von Medikationen auf der Progressive List wenig Verständnis.

Werth: "Verband hat mich fallen gelassen"