Volleyball-Überflieger stolpert in der Provinz

SID
Die Underdogs aus Spergau haben den haushohen Favoriten Friedrichshafen geschlagen
© Imago

Ihre Gesichter sprachen Bände. Als der letzte Ball zum 13:15 in der hinteren Ecke des Feldes aufgesetzt hatte, brachen Fassungslosigkeit und Frust bei den Volleyballern vom VfB Friedrichshafen offen heraus.

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Im Sachsen-Anhalter Provinz-Nest Spergau hatte sich das deutsche Volleyball-Superteam vom Bodensee blamiert und mit 2:3 gegen den VC Bad Dürrenberg/Spergau völlig überraschend die zweite Saison-Niederlage kassiert. Die Generalprobe für das Champions-League-Spiel gegen Panathinaikos Athen wurde damit gründlich verpatzt.

"Das ist ja mal ordentlich in die Hose gegangen", sagte Friedrichshafens Co-Trainer Ulf Quell, der den bei einem Sponsoren-Termin weilenden Chefcoach Stelian Moculescu vertrat. "Wir haben es nicht geschafft, als Einheit aufzutreten und zu wenig Willen gezeigt, zu gewinnen", fügte Quell hinzu.

Die Gastgeber, die erst zum zweiten Mal in dieser Saison in der Jahrhunderthalle siegreich waren und dabei wohl das beste Match seit Gründung des Teams ablieferten, profitierten allerdings auch vom Fehlen der beiden verletzten VfB-Angreifer Robert Hupka (Knie) und Georg Grozer (Schulter).

"Vor dem Spiel hätte ich keine Wette auf unseren Sieg angenommen. Es fühlt sich noch ziemlich irreal an. Das war eine Sensation, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Ich muss das erst einmal sacken lassen", sagte Spergaus Trainer Michael Merten. "Das ist einmalig in unserer Vereinsgeschichte."

Die Piraten, wie sich das Team aus Bad Dürrenberg/Spergau selbst nennt, ließen sich von der lautstarken Unterstützung der 1100 Zuschauer - mehr als Spergau Einwohner hat - tragen und überraschten den Favoriten, der im Vorjahr das Triple mit Champions League, Meisterschaft und Pokal gewonnen hatte.

"Die Leute waren laut und standen wie der siebte Mann hinter ihrem Team. Das hat uns sichtlich beeindruckt", sagte Ulf Quell.

In der Bundesliga herrscht damit nun Spannung pur: Das einstige Überflieger-Team führt mit 16:4 Zählern nur noch dank des besten Satzverhältnisses vor den drei punktgleichen Teams Generali Haching, SCC Berlin und Moerser SC die Tabelle an.

In Spergau erinnerten sich die Sportfans am Sonntagabend an eine vergleichbare Sternstunde vor sieben Jahren, als den Basketballern des MBC Weißenfels in der Jahrhunderthalle von Spergau der 90:78-Sieg in der Bundesliga über Meister ALBA Berlin gelang und damit eine einjährige Siegesserie der Hauptstädter zu Ende ging.

Damals war es für ALBA die Generalprobe für das Viertelfinale in der europäischen SuproLeague. Und der Gegner hieß - Panathinaikos Athen.

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