Wieder Gold für Deutschland

SID
Buggenhagen, Diskus, Paralympics
© Getty

Auf die deutschen Frauen war auch am dritten Wettkampftag der Paralympics Verlass. "Oldie" Marianne Buggenhagen (55) warf Weltrekord mit dem Diskus, Katrin Green sprintete über 200 Meter zu Gold und Hannelore Brenner siegte bei den Reiterspielen in Hongkong in der Dressur.

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"Wir sind sehr zufrieden mit bisher 19 Medaillen in sieben verschiedenen Sportarten", hatte der deutsche Chef de Mission, Karl Quade, bereits bilanziert - noch ehe er sich am Abend über Edelmetall Nummer 20, 21 und 22 freuen durfte.

In der Dressur hatte sich Bettina Eistel Bronze und die Mannschaft mit Angelika Trabert, Steffen Zeibig, Britta Näpel und Hannelore Brenner Silber hinter der favorisierten Equipe aus Großbritannien gesichert. "Die Frauen bringen uns nach vorn", sagte Quade. Nur der Dopingfall eines pakistanischen Gewichthebers trübte den Tag in Peking.

Neunte Goldmedaille für Buggenhagen

Die querschnittsgelähmte 55-jährige Buggenhagen erzielte eine Rekordweite von 27,80 Meter und bekam dafür 1060 Punkte. Damit errang die "Sportlerin des Jahres 1994" ihr neuntes Gold bei Paralympics.

Silber gewann die Chinesin Wang Ting mit 17,04 m und immerhin 1010 Punkten, weil sie schwerer gehandicapt ist als Buggenhagen. Dritte wurde Jana Fesslova aus Tschechien (24,82/946). "Ich fühlte mich fit wie nie", sagte Buggenhagen, der besonders der Regen am Morgen im Nationalstadion gefiel.

"Ich bin Asthmatikerin, und hab super Luft bekommen." Trotz zweier Schulteroperationen war die älteste deutsche Starterin auf den Punkt in Form. Nach Bronze im Kugelstoßen rechnet sie sich im abschließenden Speerwurf keine Medaillenchancen mehr aus.

Nicht mit dem Sieg gerechnet

Die 32 Jahre jüngere Green, die in den USA lebt, verbesserte ihre Bestzeit über 200 Meter um 7/10 auf 28,02 Sekunden. "Gold war wie ein Schock für mich, damit hab ich nicht gerechnet", sagte die Vizeweltmeisterin im mit 91.000 Zuschauern ausverkauften Nationalstadion.

Wegen mehrerer Stürze gab es Proteste, denen aber nicht stattgegeben wurde. Als Zweite kam Kate Horan (Neuseeland/28,36) vor Stefanie Reid (Kanada/28,85) ins Ziel. Silber holte nur wenige Minuten nach der Bronzemedaille von Tobias Graf (Freiburg) Teamkollege Michael Teuber (München) in der 3000 m Verfolgung.

Zudem sicherten Bahnradfahrer Wolfgang Sacher (Penzberg) im 1000 m Zeitfahren, Astrid Höfte im Weitsprung der Unterschenkelamputierten und Michaela Floeth (beide Leverkusen) im Kugelstoßen Bronzemedaillen. In ihrer Leistungsklasse gelang der Unterschenkel-Amputierten mit 12,58 Metern ein Weltrekord.

Erster Dopingfall

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) gab unterdessen den ersten Dopingfall bekannt. Der pakistanische Gewichtheber Naveed Ahmed Butt wurde in einem Trainingstest am vergangenen Donnerstag der unerlaubten Anabolika-Einnahme überführt.

Der Athlet wurde zwei Jahre gesperrt. Peter van de Vliet, der medizinische Direktor des IPC, fügte hinzu, Butts Akkreditierung sei gelöscht worden. In Peking sollen mehr als tausend Blut- und Urintests genommen werden. In Athen hatte es elf Dopingfälle gegeben, davon allein zehn im Gewichtheben.

Auf zwei Hightech-Karbonprothesen flog der Südafrikaner Oscar Pistorius über die Bahn und darf sich weiterhin "schnellster Mann auf keinen Beinen" (Pistorius) nennen.

Pistorius verfehlt eigenen Weltrekord

Anders als Weltrekord-Sprinter Usain Bolt bei Olympia zündete er erst auf den letzten zehn Metern den Turbo. "Den Start habe ich total verschlafen, doch es reichte ja noch", meinte Pistorius, der seinen Weltrekord von 10,91 Sekunden um 26/100 Sekunden verfehlte.

Der 21-Jährige hatte sich vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS sogar die Startberechtigung für Olympia erstritten, aber die Norm über 400 Meter verpasst.

Zu einer peinlichen Panne der Organisatoren kam es nach einer Kollision von sechs Rollstuhlfahrerinnen beim 5000-m- Rennen.

Peinliche Panne

Zwar wurde bei der Siegerehrung die kanadische Nationalhymne gespielt und Diane Roy erhielt die Goldmedaille, doch kurz darauf wurde dem Protest von Australien, den USA und der Schweiz stattgegeben, die ihre Starterinnen benachteiligt sahen. Das Rennen soll nun wiederholt werden.

Die Schweizer Starterin wurde disqualifiziert, weil sie den Crash ausgelöst hatte, eine Japanerin und eine Schwedin kamen mit Verletzungen ins Krankenhaus.

"Es tut uns sehr leid, dass schon Medaillen vergeben werden, hätte nicht passieren dürfen", sagte IPC-Sprecherin Steffi Klein. Sie kündigte eine interne Aufarbeitung an. Ein ähnlicher Fall war vor Jahren schon passiert.

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