China verspricht traumhafte Spiele

SID
China, Paralympics, Eröffnung
© dpa

Plötzlich ist die olympische Atmosphäre wieder da: "Beide Spiele mit gleichem Glanz" haben sich die Organisatoren in Peking vorgenommen - so beginnen die 13. Paralympischen Spiele am Samstag wie die XXIX. Sommerspiele im Vogelnest mit einer spektakulären Eröffnungsfeier.

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Details der knapp dreistündigen Zeremonie werden wie ein Staatsgeheimnis gehütet, doch wurde so viel bekannt: In drei Teilen werden die 91.000 Zuschauer im Nationalstadion auf Reisen durch den Weltraum, die Zeit und ein ganzes Leben genommen.

"Fliege mit dem Traum" lautet das Motto der Eröffnung der Paralympics zwei Wochen nach dem Ende der Olympischen Spiele, für die China schon großes Lob geerntet hat.

Anders als bei der Olympia-Feier, als hoher Besuch aus Deutschland in den Reihen der mehr als 80 Staats- und Regierungschefs vermisst wurde, ist diesmal Bundespräsident Horst Köhler dabei - ebenso Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad.

Fahrverbote weiter in Kraft

Im Gegensatz zu früheren Gastgebern unternimmt Chinas Hauptstadt nicht weniger Anstrengungen für die Paralympics: Die massiven Fahrverbote für die Hälfte aller Autos, die je nach Nummernschild nur an geraden oder ungeraden Tagen fahren dürfen, sind weiter in Kraft.

Auch die Fabriken und Kraftwerke dürfen ihre Produktion noch nicht wieder hochfahren. Statt der sonst chronisch verstopften Straßen und schlimmen Luftverschmutzung in Peking erleben die mehr als 4000 Athleten und die 17 Millionen Bewohner der Hauptstadt weiter saubere Luft und fließenden Verkehr.

Angesichts des gewaltigen Aufwandes sprechen die Organisatoren von "den größten paralympischen Spielen aller Zeiten". Mehr als 400.000 Freiwillige und 178.000 Wettkampfmitarbeiter sind im Einsatz. Mehr als 100.000 Polizisten sorgen für die Sicherheit - ähnlich viele wie bei Olympia.

Mehr als die Hälfte der jetzt 2,1 Millionen Tickets sind verkauft. Wegen der großen Nachfrage sind im "Vogelnest" neue Ränge geöffnet worden. Damit stehen noch einmal 500.000 Karten zusätzlich zu den ursprünglich 1,6 Millionen Eintrittskarten zur Verfügung.

China greift wieder nach Gold

Wie bei Olympia, als sich China vor die USA an die Spitze der Goldmedaillen-Wertung geschoben hat, greift der Gastgeber mit seiner bisher größten Mannschaft von 332 Athleten auch bei den Paralympics wieder nach Gold. Rund zwei Drittel der chinesischen Athleten sind erstmals dabei.

Schon vor vier Jahren in Athen stand China erstmals ganz oben in der Medaillenwertung. Chinas Stärken liegen in der Leichtathletik, im Schwimmen, Tischtennis und Gewichtheben. "Wir suchen jetzt einen Durchbruch im Rollstuhl-Basketball, Sitz- Volleyball und Rollstuhl-Tennis", sagt Mannschaftschef Wang Xinxian.

Doch China ist nicht allein auf Medaillen aus, sondern will ähnlich auch bei den Behindertenspielen wieder seine Gastfreundschaft und Weltoffenheit demonstrieren. Die Spiele sollen den Austausch mit ausländischen Athleten fördern, um die Anliegen der Behinderten voranzubringen.

Gelegenheit, von ausländischer Fachkenntnis zu lernen

"Die Leistungen für die Behinderten in China hinken immer noch hinterher, obwohl es in den vergangenen Jahren große Fortschritte gegeben hat", zitieren die staatlichen Medien den chinesischen Chef de Mission. "Die Paralympics sind eine Gelegenheit, von der ausländischen Fachkenntnis zu lernen."

Wang Xinxian hofft auf ein langfristiges Erbe der ersten Paralympics in China, das 83 Millionen Behinderte zählt. "Hoffentlich kümmern sich die Menschen mehr um Behinderte, bieten ihnen mehr Gelegenheiten für medizinische Versorgung, Ausbildung, Beschäftigung und Schutz ihrer Rechte", sagte Wang Xinxian, der auch Vizevorsitzender der chinesischen Behindertenvereinigung ist.

Mit einer Flotte von 70 Behindertentaxis, die eigens aus England importiert wurden, Rampen und Aufzügen für Rollstuhlfahrer oder flache Bordsteinkanten hat sich Chinas Hauptstadt auf Behinderte eingestellt.

Speisekarten in Braille-Schrift

Um 60 Touristenziele besser zugänglich zu machen, hat die Stadt 67 Millionen Yuan (6,7 Millionen Euro) ausgegeben. Das bekannteste Peking-Enten-Restaurant Quanjude bietet sogar Speisekarten in Braille-Blindenschrift an.

"Der Zugang für Behinderte in Peking ist absolut fantastisch", lobte der Vorsitzende des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), Sir Philip Craven. Mehr müsse noch getan werden, um die Gesellschaft und die Medien aufzuklären und Vorurteile über Körperbehinderte abzubauen.

In einem Entwicklungsland wie China hätten viele Menschen noch nie etwas über die Paralympics gehört oder gesehen, wie Behinderte Leistungssport betrieben, sagte der IPC-Chef.

"Wir alle erwarten, dass diese Spiele ein neues Kapitel in der Geschichte und Entwicklung der paralympischen Bewegung aufschlagen werden", sagte Sir Philip, der den chinesischen Organisatoren seinen Dank aussprach: "Kein Zweifel, wir haben schon heute den gleichen Glanz gesehen, den sie uns versprochen haben."

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