Männer Vierter - Frauen stürzen ab

SID

Annecy - In der Hitzeschlacht an der Rue de Coubertin haben die deutschen Leichtathleten kaum Olympia-Optimismus verbreitet: 54 Tage vor dem ersten Startschuss in Peking stand das hoch eingeschätzte Männerteam beim 29. und letzten Europacup als Vierter ohne Trophäe da.

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Die Frauen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) versagten im französischen Annecy als Achte und Letzte kollektiv. Im Vorjahr waren sie in München noch auf Rang drei gelandet.

Für den Lichtblick des sonnigen Sonntags sorgte Hochspringerin Ariane Friedrich (Frankfurt/Main), die erstmals in ihrer Karriere 2,03 Meter bezwang, damit aber das schlechteste Gesamtergebnis der Frauen in der 43-jährigen Cup-Geschichte nicht verhindern konnte.

"Sind immer noch eine Macht"

Vier Einzelsiege in den 40 Disziplinen, dafür Durchschnitt als Dutzendware, waren in der Schlussbilanz zu wenig, um den etablierten europäischen Nationen Paroli zu bieten. Sieben Wochen vor den Sommerspielen macht sich DLV-Generalsekretär Frank Hensel trotz mancher Enttäuschung (noch) keine Sorgen: "Wir sind in Europa immer noch eine Macht. Man darf nicht aus diesem einen Wettkampf auf Olympia schließen."

Die Männer wollten sich den Pokal nach der "Beerdigung" des Europacups, der 2009 von der Team-Europameisterschaft abgelöst wird, für immer in die Vitrine stellen.

Doch die Disqualifikation der Sprintstaffel über 4 x 100 Meter, die im Samstag-Finale als vermeintlicher Sieger in 38,30 Sekunden nur um 1/100 am deutschen Rekord vorbeigerannt war, erwies sich als zu großes Handicap.

Heidler enttäuscht

Die Trophäe eroberten die Briten (112 Punkte). Die DLV-Damen verfehlten den angestrebten zweiten Platz gleich um 34,5 Zähler. Russlands Frauen (122) lieferten vor den 21.000 Zuschauern im Parc des Sports ein "sauberes Dutzend" ab: Nach dem zwölften Sieg in Serie wird die Trophäe für immer in Moskau bleiben.

Zur Halbzeit noch Fünfte (Männer) und sogar nur Letzte (Frauen), mussten die Deutschen alles auf ihren traditionell starken zweiten Tag setzen. Doch nicht alle Trümpfe stachen: Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler (Frankfurt/Main) kam im Stadion-Glutofen trotz über 30 Grad Celsius nicht auf Betriebstemperatur und musste sich mit Platz sechs zufriedengeben.

Enttäuscht und bockig schlich sie aus dem Stadion: "Dazu sage ich nichts." Für die international beste Leistung des Wochenendes sorgte Heidlers weißrussische Rivalin Axana Menkowa, die mit 75,97 Meter souverän siegte.

Ecker siegt

Lichtblicke aus deutscher Sicht waren neben Ariane Friedrich nur Stabhochspringer Danny Ecker (Leverkusen) als Sieger mit 5,55 Meter und überraschend Speerwerfer Peter Esenwein (Kornwestheim/Ludwigsburg) mit 79,23 Meter. Nur einen deutschen Sieg gab es am ersten Tag: Kugelstoßer Peter Sack (Leipzig) machte bereits im ersten Durchgang mit 20,41 Meter alles klar.

Für die größte Enttäuschung sorgte dagegen Speerwurf- Europarekordlerin Christina Obergföll (Offenburg), die mit dem rutschigen Anlauf überhaupt nicht zurecht und mit 57,07 Meter über Rang fünf nicht hinauskam.

Das von Top-Sprinter Tobias Unger angeführte Männer-Quartett verlor die 8 schon gebuchten Punkte 15 Minuten später wieder, weil Alexander Kosenkow (Wattenscheid) um einen winzigen Zentimeter über die Bahnmarkierung getreten war.