"Jungs könnten mehr Spaß haben"

Von Interview: Florian Regelmann
Golf, Christine Hällström
© Krister Appelfeldt

München - Zum ersten Mal nach sieben Jahren fand in Deutschland wieder ein Top-Damen-Golfturnier statt: Die HypoVereinsbank Ladies German Open im Golfpark Gut Häusern im Norden Münchens.

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Viele europäische Spitzenspielerinnen waren mit am Start. Dazu konnte man mit dem einstigen Wunderkind Michelle Wie eine große Attraktion verpflichten.

Wie landete beim Sieg der Südkoreanerin Amy Yang am Ende auf Rang sechs. Besonders beachten sollte man in Zukunft aber auch einen absoluten Geheimtipp: Christine Hällström.

Hällström (68+71+70+69, insgesamt -10, T16.) bewies, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die hübsche Schwedin den großen Durchbruch feiern wird.

Im Interview mit SPOX.com erklärt die 25-Jährige, was Männer von Frauen lernen können und berichtet von ihrem Weg an die Spitze.

SPOX.com: Christine, wie gefällt es Ihnen in Deutschland?

Hällström: Sehr gut, danke. Ich bin das erste Mal in Deutschland und es ist toll. Ich hätte nicht gedacht, dass es so heiß ist, aber es gefällt mir gut. Es ist ja sehr ähnlich alles zu Schweden.

SPOX: Eine schwedische Golferin muss man in diesen Tagen zuerst immer nach Annika Sörenstam fragen. Waren Sie überrascht von Ihrer Rücktritts-Ankündigung?

Hällström: Nein, nicht wirklich. Sie hatte vorher schon gesagt, dass sie sich, wenn man ihre Karriere als Golf-Runde sieht, auf den letzten neun Löchern befindet. Ich glaube, Sie will in diesem Jahr noch mal die Nummer eins der Welt werden. Das wäre ein perfekter Abschluss. Ich habe immer zu ihr aufgeschaut. Sie hat unglaublich viel für das Damengolf gemacht.

SPOX: Wann haben Sie mit Golf angefangen?

Hällström: Da war ich so sieben, acht Jahre alt. Ich bin mit meinem Vater und meiner Schwester auf den Golfplatz gegangen und habe die ersten Bälle geschlagen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich es geliebt.

SPOX: In Deutschland unvorstellbar, aber in Schweden ist Golf Schulfach, richtig?

Hällström: Das stimmt. Ich war auf einem Gymnasium, an dem Golf ganz normal mit auf dem Stundenplan steht. Mindestens sechs Stunden pro Woche. Das ist natürlich ein Hauptgrund dafür, dass es in Schweden immer guten Nachwuchs gibt. 

SPOX: Dann sind Sie nach Amerika an die Uni gegangen.

Hällström: Ich wollte nach dem Gymnasium unbedingt beides machen: studieren und Golf spielen. Das geht aber nur in den USA. Deshalb habe ich mich entschieden, nach Wake Forest an die Uni zu gehen. Am Anfang war es schwer. Wenn Du weißt, jetzt hast Du deinen Koffer gepackt und bist vier Jahre von zu Hause weg, ist es nicht so einfach. Aber sowohl für mich persönlich als auch für mein Golf war es eine der besten Sachen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Ich hatte viel Spaß.

SPOX: Sie sind jetzt zwei Jahre auf der Tour. Hätten Sie gedacht, dass Sie schneller größeren Erfolg haben würden?

Hällström: Das kann man schon so sagen. Das vergangene Jahr war ein Lernjahr für mich. Ich musste mich erstmal an das Leben auf der Tour gewöhnen. An das Drumherum, an die Plätze, die viel herausfordernder sind als die, die ich vorher kannte. Einfach alles war neu.

SPOX: Wie sind Sie mit Ihrer bisherigen Saison zufrieden?

Hällström: Ich bin normal immer ein Langsamstarter. Das gute Ergebnis vor kurzem in der Türkei (Top-20-Platzierung, Anm. d. Red.) hat mir gut getan. Auch für mein Selbstvertrauen. Ich habe das Gefühl, dass sich mein Spiel gut weiter entwickelt. Ich muss nur dran bleiben und weiter hart arbeiten, dann kommen die Scores wie von selbst.

SPOX: Haben Sie ein gutes Gefühl für die nächsten Wochen?

Hällström: Definitiv. In dieser Saison war es oft so, dass in jeder Woche ein anderer Teil meines Spiels nicht so funktioniert hat. Mal habe ich den Ball nicht so gut getroffen, mal lag es am Putten. Ich muss es nur einmal alles zusammenbringen. Ich bin auf dem richtigen Weg und ich weiß, dass ich gut genug bin, um zu gewinnen.

SPOX: Was würden Sie als Ihre größten Stärken beschreiben?

Hällström: Mein Driver ist mein Lieblingsschläger. Vom Abschlag bin ich normalerweise sehr gerade. Außerdem denke ich, dass ich um die Grüns ganz gut bin und ein gutes Course Management habe. Ich mag Plätze, bei denen man viel nachdenken muss, wie man die Schläge platziert und die Löcher spielt. Ich mag es, strategisches Golf zu spielen. Hier ist das auch an einigen Löchern der Fall.

SPOX: Was können Männer von Frauen lernen? Was Golf angeht...

Hällström: Nun ja. Was man bei den Pro-Am-Veranstaltungen zum Beispiel immer wieder merkt, ist, dass die Sponsoren viel lieber mit uns Mädels spielen. Wir sind gut drauf, wir haben Spaß, während die Männer doch immer etwas arg auf ihr Spiel konzentriert sind. Die Jungs könnten ein bisschen mehr Spaß haben. Es wäre schön, wenn man es ihnen mehr ansehen würde, dass es ihnen Freude macht, wenn sie auf der Runde sind.  

SPOX: Eines Ihrer großen Hobbys ist Reiten. Haben Sie ein eigenes Pferd in Schweden?

Hällström: Ja, unsere Familie hat eines. Ich habe ungefähr im gleichen Alter mit dem Reiten angefangen wie ich mit Golf begonnen habe. Dann hatte ich jede Woche Unterricht, aber irgendwann musste ich mich für eines entscheiden, weil beides zu viel Zeit beansprucht hat. Dann habe ich mich auf Golf konzentriert, aber immer, wenn ich zu Hause bin, gehe ich in den Stall und reite auch mal aus.

SPOX: Wie sieht Ihr Traum-Vierer aus?

Hällström: Als erstes ich und mein Vater. Dann wäre es schön, wenn Annika Sörenstam mit dabei wäre. Und als letzten...mir fällt spontan niemand ein. Gut, dann soll eben Tiger Woods noch kommen, das wäre sicher was.

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