Volleyball-Weltverband plant Ausländerbeschränkung

SID

Berlin - Vor dem vielleicht letzten Endspiel um die Meisterschaft ist Volleyball-Deutschland in der Frage der geplanten Ausländerbeschränkung in die Offensive gegangen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Damit sind wir natürlich überhaupt nicht einverstanden und müssen uns auch wehren. Es gibt jede Menge Gegenargumente", erklärte Michael Evers, der Vorsitzende der Deutschen Volleyball-Liga (DVL), in einer mit dem Deutschen Volleyball-Verband (DVV) erarbeiteten Stellungnahme an Weltverbandspräsident Ruben Acosta, die am 16. April veröffentlicht wurde.

"Wenn wir künftig weniger Ausländer einsetzen dürfen, wird das Niveau der Liga sinken und damit auch das der Nationalmannschaft. Was für uns gilt, gilt auch für andere Nationen und das kann nicht im Sinne der FIVB sein, die ja die Entwicklung des Volleyballs fördern will", fügte Evers hinzu.

Nur noch zwei Ausländer 

Nach den Plänen des FIVB-Präsidenten sollen in Vereinsmannschaften nur noch zwei ausländische Spieler gleichzeitig auf dem Feld stehen dürfen, egal ob sie EU-Ausländer sind oder nicht.

Eine entsprechende Beschlussvorlage soll erarbeitet und vom Kongress des Weltverbandes FIVB am 16./17. Juni in Dubai verabschiedet werden.

Der VfB Friedrichshafen und der SCC Berlin als Finalisten um die deutsche Männer-Meisterschaft trugen beim zweiten Endspiel in Berlin beim Aufwärmen weiße T-Shirts mit der Aufschrift in Englisch und Deutsch "Let us play - lasst uns spielen".

"Tod es Volleyballs" 

Die Ausländerbeschränkung sei "der Tod des Volleyballs. Wir müssen Ausländer holen, um national, aber auch international wettbewerbsfähig zu sein", sagte Bundestrainer Stelian Moculescu.

Sein Friedrichshafener Club beschäftigt gegenwärtig neun Ausländer. Dem VfB fehlt nach zwei Erfolgen (3:2 und 3:0) in eigener Halle noch ein Sieg zum insgesamt neunten Meistertitel.

"Wir haben eine gute Chance, schon am Samstag Meister zu werden", sagte Moculescu. Das Team vom Bodensee hat seit 1998 auch schon zehn Pokalsiege geschafft und im Vorjahr die Champions League gewonnen. Die Mannschaft ist in 32 Spielen auf nationaler Ebene noch unbesiegt und könnte mit dem 33. Erfolg eine Bilanz mit Seltenheitswert erreichen.

Klagewelle befürchtet

DVL-Chef Evers befürchtet eine Klagewelle, da einige Vereine langfristige Verträge mit ihren Spielern haben, die auf Einhaltung pochen werden. Zudem dürfe laut geltendem EU-Recht die freie Wahl des Arbeitsplatzes nicht aufgrund von Nationalitäten beeinträchtigt werden.

"Ich gehe ganz stark davon aus, dass es ähnlich wie damals im Bosman-Fall im Fußball Klagen von Spielern geben wird. Dabei werden sie sicher von ihren Vereinen finanziell unterstützt. Ob die FIVB dann noch so stark ist, das auszuhalten, wird sich zeigen", stellte Evers fest.

Der DVL-Vorsitzende hofft, dass Protestschreiben anderer nationaler Verbände und Ligen sowie Unmutsäußerungen von Vereinen und Spielern ein Nachdenken über die Konsequenzen des Vorhabens bei der FIVB auslösen.

Er rechnet aber nicht mit Streiks der Nationalteams. "Da werden aber nicht alle zusammenhalten, weil der Einfluss Acostas so hoch ist, dass man mit Sanktionen rechnen muss. Nationen wie Russland oder Polen haben doch gar kein Interesse daran, sich dagegen zu wehren, weil sie die Verfechter der Ausländerregelung sind."