Tschussowitina holt erstes Frauen-Gold für DTB

SID

Clermont-Ferrand - Erst musste sie von der Trainerin getröstet werden, doch als sie ihre die Note sah, konnte sie strahlen.

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Trotz eines Sturzes hat Oksana Tschussowitina für das erste Gold einer Athletin des Deutschen Turner-Bundes (DTB) in der Historie der EM gesorgt.

Beim Sprung düpierte die 32- Jährige in Clermont-Ferrand die viel jüngere Konkurrenz und geht nun als älteste Titelträgerin in die Geschichtsbücher ein.

Sie ist die erste Deutsche auf dem EM-Thron, seit die Berlinerin Maxi Gnauck 1985 am Stufenbarren für die DDR gesiegt hatte. Zugleich war es die 125. EM-Medaille deutscher Turner.

Am Fußes des französischen Zentralmassivs setzte die Wahl-Kölnerin bei ihrer zweiten EM-Teilnahme - im Vorjahr hatte sie in Amsterdam EM-Silber erkämpft - ihren ersten Satz, den Überschlagsalto mit eineinhalb Schrauben, sicher in den Stand.

Für den schwierigsten Sprung der Konkurrenz (Ausgangswert 6,3) erhielt sie mit 15,600 eine Traumnote, so dass es nicht mehr ins Gewicht fiel, dass sie ihren zweiten Sprung nicht sauber zur Landung brachte.

Im Bodenfinale machte "Tschusso" mit einer kraftvollen und fehlerfreien Übung auf Platz sechs ihren großen Tag perfekt. Gold ging an die Rumänin Sandra Izbasa (15,775) vor Elizabeth Tweddle (Großbriannien/15,525) und Adriana Tamirjan (Rumänien/14,975).

"Der erste Sprung war wirklich super. Beim Tsukahara habe ich viel zu früh aufgemacht, um bei der Landung zu stehen. Das muss ich wohl noch lernen. Dass ich trotz des Sturzes noch gewonnen habe, macht mich überglücklich", meinte die Siegerin strahlend, nachdem sie noch unmittelbar nach der Wackel-Landung von Trainerin Shanna Poljakowa getröstet werden musste.

Die Ex-Usbekin könnte nun in Peking als erste Turnerin der Welt ihre fünften Olympischen Spiele erleben und gilt als heiße Medaillen-Kandidatin.

Begleitet von einigen Pfiffen der 5000 Zuschauer erhielt Tschussowitina die Endnote von 14,812 Punkten und gewann knapp vor Titelverteidigerin Carlotta Giovannini aus Italien (14,662) und deren Teamgefährtin Francesca Benolli (14,462).

"Ich bin überwältigt von ihrem ersten Sprung. Da auch der zweite eine so hohe Wertigkeit hatte, ist der Erfolg trotz des Sturzes vollkommen gerechtfertigt. Sie hatte mit Abstand das schwierigste Programm", meinte DTB- Vizepräsidentin Rosemarie Napp.

"Großes Kompliment an Oksana. Sie hat hier großartige Leistungen geboten und sich zudem voll in den Dienst der Mannschaft gestellt", freute sich Cheftrainerin Ulla Koch über Motivationshilfen für die letzten Wochen der Olympia-Vorbereitung.

Tags zuvor hatten die deutschen Turnerinnen im Team-Finale ihre glänzende Vorkampf-Leistung nicht ganz wiederholen können.

Mit Platz 7 kamen sie zwar wie 1996 in Birmingham auf ihre beste Platzierung bei Kontinental-Titelkämpfen, konnten aber aufgrund von zahlreichen Erkrankungen im Vorfeld und dem verletzungsbedingten Ausfall der erst 15 Jahre alten Joeline Möbius (Chemnitz) die Wunsch-Platzierung mit Rang 6 im Vorkampf nicht reproduzieren. Mit 170,850 Punkten erzielten die Deutschen immerhin 2,8 Zähler weniger als noch zwei Tage zuvor.

Der Sieg ging zum fünften Mal an Rumäniens Frauen, die sich mit 181,525 Punkten vor Russland (179,475) und dem jungen Team des Gastgebers Frankreich (177,175) durchsetzten.

"Wir hatten leider das 'Glück', parallel zu den Französinnen turnen zu müssen. Der Krach in der Halle hat uns schon ein wenig beeindruckt", gab Katja Abel zu, nachdem die Fans jeden Auftritt ihres Teams mit euphorischem Kreischen begleitet hatten.

Erfolgreichste Athletin der Titelkämpfe war die erst 15 Jahre alte Russin Xenia Semenowa, die neben dem Team- Titel auch am Stufenbarren und am Schwebebalken gewann. Am Boden verzückte die Rumänin Sandra Izbasa das Publikum mit der sportlich anspruchsvollsten Übung.