Sandplatz-Hatz über Europas Tenniscourts

SID

Monte Carlo - Monte Carlo, München, Barcelona, Rom, Hamburg - was sich wie eine Traumreise durch europäische Metropolen anhört, wird von Rafael Nadal & Co. als unzumutbare Sandplatz-Hatz kritisiert.

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"Die Mehrheit der Spieler ist wütend über den Kalender und darüber, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden", sagte der Weltranglisten-Zweite aus Spanien vor dem Endspiel beim Masters-Turnier in Monte Carlo gegen Roger Federer.

Im März standen innerhalb eines Monats in den USA die beiden Hartplatz-Veranstaltungen in Miami und Indian Wells auf dem Programm, in Europa sind es nun drei Masters-Turniere auf Asche in vier Wochen.

BMW-Open stehen an

"Das ist ein Mangel an Respekt vor dem Sandplatz-Tennis", sagte Nadal. Zeit zum Durchatmen und zur Erholung auf dem Weg zum zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Paris bleibt dem dreimaligen French-Open-Champion nach dem Finale im Fürstentum Monaco nicht.

Während sich die deutschen Tennisfans vom 28. April an auf Philipp Kohlschreiber (Augsburg) und Thomas Haas (Hamburg) beim ATP-Turnier in München freuen, nutzen die spanischen Sandplatz-Spezialisten um Nadal das Heimspiel in Barcelona, um weiter am Feinschliff für Roland Garros (25. Mai bis 8. Juni) zu arbeiten. In München trifft Titelverteidiger Kohlschreiber zunächst auf Matthias Bachinger aus Dachau, Haas auf den Stuttgarter Michael Berrer.

Autoritärer ATP-Präsident

Und nach der München/Barcelona-Woche folgen schon die Masters-Turniere in Rom (5. Mai) und direkt im Anschluss am Hamburger Rothenbaum (12. Mai).

"Die drei Masters auf Sand in vier Wochen zu pressen, ist einfach dumm", sagte Nadals Onkel und Trainer Toni - und der Adressat der Kritik ist wieder einmal der umstrittene ATP- Präsident Etienne de Villiers."De Villiers möchte seine Revolution im Tennis vollbringen, aber im Moment sehe ich, dass er einen Fehler nach dem anderen macht", sagte Rafael Nadal in einem Interview der französischen Sportzeitung "L'Équipe".

Der Präsident der Spielerorganisation ATP, der Anfang 2006 sein Amt angetreten und zuvor als Manager beim Unterhaltungsriesen Disney gearbeitet hat, wird vom Großteil der Profis als wenig diplomatisch und zu autoritär kritisiert.

Offener Brief an die ATP 

In Monte Carlo wurde nun bekannt, dass 16 Spieler aus den Top 20 einen Offenen Brief an die ATP geschrieben haben mit der Forderung, den am Jahresende auslaufenden Vertrag mit dem Südafrikaner nicht automatisch zu verlängern.

Dieser agierte im Prozess des Deutschen Tennis Bundes (DTB), der wegen der Streichung des Rothenbaum-Turniers als Masters-Veranstaltung vor Gericht gezogen ist, ebenso selbstherrlich wie bei den quasi im Alleingang für einige Turniere eingeführten Gruppenspielen - die sich als Flop herausgestellt haben und längst wieder abgeschafft sind.

"Meiner Meinung nach muss im ATP-Board einiges geändert werden", sagte Nadal. Persönliche Konsequenzen zogen Haas und Nicolas Kiefer, die nach ihren langen Verletzungspausen die Hatz über die Ascheplätze nicht mehr mitmachen können.

Kiefer verzichtet auf München und Rom, will aber in Hamburg und beim World Team Cup in Düsseldorf spielen. Haas gab in Monte Carlo in der ersten Runde auf und will in München "auf jeden Fall spielen und dann sehen, ob die Schulter hält".