Riskante Doppel-Strategie für Michaels-Beerbaum

SID

Göteborg - Für die beste Springreiterin der Welt beginnt in Göteborg der erste Teil ihrer riskanten Doppel-Strategie. Meredith Michaels-Beerbaum hat sich in den Kopf gesetzt, mit dem selben Pferd sowohl den Weltcup zu gewinnen als auch bei den Olympischen Spielen zu starten.

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"Das sind meine absoluten Höhepunkte, darauf konzentriere ich mich", sagte die Europameisterin vor dem Zeitspringen, der ersten Prüfung beim viertägigen Final-Turnier im Scandinavium, das als inoffizielle Hallen-WM gilt. "Shutterfly kann das", versicherte die 38-Jährige aus dem niedersächsischen Thedinghausen.

"Wir haben voriges Jahr mit dem Weltcup und der EM gezeigt, dass es geht", erklärte Michaels-Beerbaum und fügte schmunzelnd an: "Wir machen alles genauso - bis auf den Sturz."

Beim Final-Turnier 2007 in Las Vegas lag die zierliche Reiterin vor dem letzten Tag in Führung, hatte den Weltcup-Sieg schon vor Augen, fiel dann aber vom Pferd. Auch wenn sie bei dem Unfall keine schwere Verletzung erlitt: "Das hat sehr wehgetan."

Tiefpunkt nein, Enttäuschung ja

Rückblickend sagte sie: "Das war zwar kein Tiefpunkt, aber eine riesige Enttäuschung." Die Entschädigung gab es im Sommer, als sie bei der EM in Mannheim Einzel-Gold gewann.

Einige Reiter haben in dieser Saison mit Rücksicht auf Olympia auf den Weltcup verzichtet oder reiten in Göteborg nicht ihr bestes Pferd. Für Michaels-Beerbaum kam das nicht infrage. "Für Shutterfly ist das kein Problem, er ist erfahren", erklärte die gebürtige Amerikanerin, die seit zehn Jahren einen deutschen Pass besitzt.

"Er ist super-topfit und in Schuss." Nach dem kräftezehrenden Final- Turnier mit mindestens fünf Runden erhält der 15-jährige Hannoveraner eine längere Pause. Auch Bundestrainer Kurt Gravemeier sieht kein Problem für den Wallach: "Er hat das im Vorjahr super überstanden."

Kein Problem mit Favoritenrolle

In Göteborg gilt Michaels-Beerbaum, die Weltcup-Siegerin von 2005, wieder als Top-Kandidatin auf den Sieg. "Klar, ich bin Europameisterin und führe in der Weltrangliste, da bin ich sicher die Favoritin", sagte sie: "Aber das ist kein Problem für mich."

Einige der schärfsten Konkurrenten kommen aus den eigenen Reihen: Weitere deutsche Starter sind der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum, der zweimalige Weltcup-Gewinner Marcus Ehning sowie Außenseiter Heinrich Hermann Engemann.

"Wenn ich nicht gewinnen wollte, würde ich nicht so weit fahren", sagte Ehning vor dem Start in Göteborg. Der 34-Jährige, der nach dem EM-Debakel mit der mehrmals verweigernden Stute Küchengirl freiwillig auf die Olympia-Qualifikation verzichtet, setzt auf den Hengst Sandro Boy, mit dem er vor zwei Jahren in Kuala Lumpur den Weltcup gewann.

Beerbaum hat sich kurzfristig für All Inclusive entschieden, den er ursprünglich für die Olympia-Qualifikation schonen wollte. Doch mit Coupe de Couer, mit dem Rene Tebbel zweimal deutscher Meister wurde, hat er seit zwei Wochen ein neues Weltklasse-Pferd im Stall.

"Ein Start im Weltcup käme noch viel zu früh", sagte Beerbaum, der den Schimmel-Hengst in Göteborg im Rahmenprogramm reiten will.