Materialschlacht im Schwimmbecken

SID

Düsseldorf - Der Schwimmsport erlebt eine vorolympische Leistungsexplosion. 17 Weltrekorde fielen seit Mitte Februar, davon allein acht bei der australischen Olympia-Qualifikation in Sydney und sechs bei den Europameisterschaften in Eindhoven.

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Das ist eine Revolution, die zum Teil Ergebnis einer weltweiten Materialschlacht ist. In Olympia-Jahren sei so etwas keine unnormale Entwicklung, meint Australiens Cheftrainer Alan Thompson: Der Reiz der Goldmedaille macht im Training härter und im Wasser schneller.

Doch auch die Technologie des Schwimmsports macht erdrutschartige Entwicklungen wie beispielsweise über 50 Meter Freistil bei den Männern möglich. Acht Jahre hatte der Weltrekord des Russen Alexander Popow unangetastet Bestand.

Kein Rekord für die Ewigkeit 

Dann pulverisierten der Australier Eamon Sullivan und der Franzose Alain Bernard diese Bestmarke binnen kürzester Zeit von 21,64 um 36/100 auf 21,28. Doch auch Sullivans in Sydney erzielte Leistung wird kein Rekord für die Ewigkeit sein.

Ein möglicher Hintergrund der Flut an Bestmarken ist der LZR Racer. Der Schwimmanzug, entwickelt von dem australischen Hersteller Speedo, gilt als Errungenschaft aus dem Weltraum-Zeitalter.

Wasser-Widerstand reduziert 

Die Firma wirbt damit, dass sich Olympiasieger Michael Phelps (USA) darin wie eine Rakete fühle oder Australiens Weltmeisterin Libby Trickett den Eindruck habe, bergab zu schwimmen.

Fast alle Weltrekordler des Olympia-Jahres trugen den Wunderanzug, der nach Hersteller-Angaben der erste komplett verschweißte Schwimmanzug ist. Damit wird der sogenannte passive Wasser-Widerstand im Vergleich mit dem Vorgängermodell noch einmal um zehn Prozent reduziert.

Nach Vorbild der Skispringer 

"Die Athleten reißen sich um das Teil, sie sind überzeugt: In diesem Anzug schwimme ich am schnellsten", sagte Bundestrainer Manfred Thiesmann dem Magazin "Der Spiegel". Doch nicht jeder kann den "Racer" schon haben.

Claude Fauquet, Technischer Direktor des französischen Schwimmverbandes, nannte es in der Sport-Tageszeitung "L'Equipe" besorgniserregend, dass es bei freier Materialwahl keine gleichen Bedingungen für alle gibt. Thiesmann sieht die Zukunft in genormten Anzügen nach Vorbild der Skispringer.

Keine Chancengleichheit 

Vorläufig gibt es keine Chancengleichheit, auch wegen der Ausrüsterverträge. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) arbeitet seit Anfang 2006 mit adidas zusammen - also muss ein deutscher Schwimmer bei Meldung durch den DSV auch die Produkte dieses Ausrüsters tragen.

Mit dem Techfit Powerweb will adidas olympisch kontern, Arena präsentierte schon während der EM in den Niederlanden seinen Powerskin R-Evolution - Peking wird zur Materialschlacht im Schwimmbecken.