Maisch will über Hamburg nach Peking

SID

Hamburg - Eine Schiffsglocke läutet für Marathonläuferin Ulrike Maisch die letzte Runde in der Olympia-Qualifikation ein.

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Der Grund: Wegen des Waffenverbots auf Hamburgs Amüsiermeile Reeperbahn, dem Startpunkt des 23. Hamburger Marathons, schickt Bürgermeister Ole von Beust die 23.230 Teilnehmer am 27. April um 9.00 Uhr nicht per Startschuss, sondern eben durch ein Läuten auf die 42,195 Kilometer lange Strecke.

Für die Rostockerin ist es die letzte Chance, die Olympia-Norm von 2:31:00 Stunden zu unterbieten und ein deutliches Signal an die Konkurrenz zu schicken, die eine Woche später in Düsseldorf nachlegen will.

Nur die drei schnellsten deutschen Läuferinnen dürfen nach Peking fahren, weswegen die Europameisterin auch nicht nur die Norm-Zeit im Blick hat. "Schon vier Läuferinnen haben die Norm unterboten, daher peile ich eine Zeit von 2:29:00 oder darunter an", sagte sie drei Tage vor dem Start.

Olympia-Norm im Oktober noch verpasst

Ein Tempomacher soll dafür sorgen, dass sie die Vorgabe erreicht. Noch vor einem Jahr hatte die 31-Jährige wegen einer Verletzung absagen müssen; erst im Oktober lief sie in Frankfurt wieder einen Marathon. In 2:32:41 Stunden verpasste sie die Olympia-Norm zwar klar, war aber trotzdem zufrieden: "Ich konnte während der Verletzung nur Grundlagen trainieren, dafür war die Zeit in Ordnung."

Sechs Monate später liegt ein Winter ohne Verletzungen hinter ihr: "Das macht Mut. Natürlich ist der Druck da, aber aus meinen Trainingsleistungen ziehe ich auch viel Zuversicht, dass ich die Zeit schaffen kann."

Gute Marathonzeiten sind aber nicht nur von der Form, sondern auch vom Wetter abhängig. Maisch wünscht sich 15 Grad, Sonne und keinen Wind oder Regen. Doch für Sonntag sind in Hamburg kräftige Böen vorhergesagt. Da erschiene es fairer, wenn alle Peking- Kandidatinnen bei einem Rennen gegeneinander antreten würden. "Nein", sagt sie bestimmt, "ich will nicht auf andere achten müssen, sondern mich ganz auf mein Rennen konzentrieren."

Hamburg als gutes Pflaster für die Norm

Warum Hamburg trotz des Wetter-Risikos ein gutes Pflaster ist, erklärte Falk Cierpinski, einer von drei deutschen Läufern, die am Sonntag unter 2:13:00 Stunden bleiben müssen: "Hamburg ist die sicherste Variante für die Norm. Es ist die schnellste Strecke, sehr offen mit breiten Straßen und tollen Zuschauern."

700.000 Menschen werden am Sonntag an der Strecke erwartet, die die fünftschnellste der Welt ist. Sie wollen auch den spanischen Streckenrekordhalter (2:06:52) Julio Rey sehen, der seinen fünften Titel beim mit 400.000 Euro dotierten zweitgrößten Marathon Deutschlands anpeilt. Doch selbst der strahlende "König von Hamburg" rückt in den Schatten, wenn die letzte Runde im Rennen nach Peking eingeläutet wird.