Kurios: Triathlon-Brüder starten für zwei Länder

SID

Wellington - Zwei Brüder, zwei Länder - beim olympischen Triathlon in Peking kommt es zu einem Familienduell mit Seltenheitswert. Die in Neuseeland geborenen Brüder Shane und Matthew Reed werden für verschiedene Länder schwimmen, radfahren und laufen.

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Während der eine (Shane) die Farben Neuseelands trägt, prangen auf dem Dress des anderen (Matthew) die "Stars and Stripes" der amerikanischen Mannschaft. "Wir sind wirklich Konkurrenten, wir sind das seit vielen Jahren", sagte Shane der neuseeländischen Zeitung "Dominion Post".

Er hatte sein Olympia-Ticket bereits im März in Wellington gelöst. Am 20. April nun sicherte sich Bruder Matthew bei den US- Trials in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama die Teilnahme.

Doch so glatt läuft es nicht immer im Leben der beiden. Nach Angaben der Zeitung wird Matthew in den USA von einer Reihe von Sponsoren unterstützt. Sein Bruder in Neuseeland dagegen müsse sich mühen, um mit dem Geld über die Runden zu kommen.

Er und seine Frau lebten zuletzt am Existenzminimum, sagte Shane Reed. "Das war ziemlich hart, meine Frau hat uns durchgebracht. Sie arbeitet in der Kinderbetreuung, ihr Gehalt unterstützt mich."

Shane muss strampeln

Auch der Mutter des Bruderpaares sind die ungleichen Bedingungen nicht entgangen. "Matthew bekommt das finanziell gut hin, während Shane strampeln muss. Ich weiß nicht, wie er das bis hierhin geschafft hat."

Und auch sportlich unterscheiden sich die zwei. Shane hat seine Stärken beim Schwimmen, Matthew gilt als guter Läufer. Die Wege der beiden Kraftausdauerathleten trennten sich vor einigen Jahren, als der mittlerweile 32 Jahre alte Matthew in die USA zog und 2007 die US-Staatsbürgerschaft annahm.

Inzwischen lebt er mit seiner amerikanischen Ehefrau - auch eine Triathletin - und zwei Söhnen in Boulder im US-Bundesstaat Colorado. "Ich bin stolz, aus Neuseeland zu kommen, und es wird immer ein Teil von mir bleiben", sagt Matthew. "Aber mein Leben ist hier in den USA." Unterdessen blieb der zwei Jahre ältere Shane dem Land der "Kiwis" treu.

1952 letzter ähnlicher Fall

Dass Geschwister bei Olympischen Spielen für ein Land parallel antreten, gab es schon häufiger. Um jedoch auf Geschwister zu stoßen, die wie Shane und Matthew Reed für zwei Länder um Edelmetall kämpften, muss man tief in den olympischen Archiven stöbern. Einen ähnlichen Fall gab es in den 50er Jahren.

1952 sicherten sich die Schwestern Ilona und Eva Novak mit der ungarischen 4 x 100-Meter-Staffel in Helsinki Gold im Schwimmen. Während der Spiele lernte Eva einen belgischen Sportjournalisten kennen, heiratete ihn ein Jahr später und ging 1956 in Melbourne schließlich unter dem Namen Gerard- Novak für Belgien an den Start.

Von Medaillen und Podestplätzen sind die Reed-Brüder noch ein Stück entfernt. Ihre Mutter ist aber schon jetzt stolz auf sie: "Ich denke, dass es wirklich schon großartig ist, dass beide ihren Traum von den Olympischen Spielen erreicht haben. Wenn sie eine Medaille gewinnen, ist das eine Zugabe."