Franzose Bernard schockt Schwimmwelt

SID
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© DPA

Eindhoven - Alain Bernard, der muskelbepackte junge Mann von der Cote d'Azur, blickte auf die Anzeigetafel. "47,50 WR" - als der Franzose der Bedeutung dieser Zahlen- und Buchstabenkombination gewahr wurde, kannte er kein Halten mehr.

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Er ballte die Fäuste, zeigte sein strahlendstes Lachen, animierte die Zuschauer mit heftigen Armbewegungen, ihm noch mehr zu huldigen.

Schließlich ließ er sich im Wasser auf der Trennleine nieder, bezog im hochmodernen Schwimm-Komplex von Eindhoven seinen imaginären Thron als schnellster Mann der Welt über 100 Meter Freistil - und ließ sich minutenlang feiern.

Acht Jahre alter Weltrekord geknackt

Bernard veränderte die Schwimmwelt innerhalb von zwei Tagen. Acht Jahr hatten die 47,84 Sekunden des erkrankt fehlenden niederländischen Olympiasiegers Pieter van den Hoogenband als Weltrekord Bestand.

Dann kam Bernard, sprang ins Becken, schwamm mit eleganter Leichtigkeit, schlug im Halbfinale nach 47,60 und im Endlauf nach 47,50 Sekunden an.

Der im Europameisterschaftsfinale zweitplatzierte Schwede Stefan Nystrand war in 48,40 Sekunden Welten entfernt.

"Das ist unfassbar"

"Das ist unfassbar. Ich habe jahrelang dafür gekämpft, um solche Leistungen erzielen zu können. Jetzt weiß ich, dass ich der Mann bin, den alle schlagen wollen", sagte Bernard nach seinem Wahnsinnsrennen.

Er weiß: Den Weg zu olympischem Gold in Peking kann er sich nur selbst verbauen, obwohl die Konkurrenz hellwach bleiben will.

"Alains Zeit ist fantastisch. Doch ich kann das auch - nicht hier in Eindhoven, aber in Peking", sagte Italiens Weltmeister Filippo Magnini, dem als Europameister von 2004 und 2006 nach 48,53 Sekunden hinter Nystrand diesmal nur Bronze blieb.

Dem ersten 100-m-Freistil-Weltrekord eines Franzosen seit Alain Gottvalles' 52,9 Sekunden vom 13. September 1964 in Budapest können weitere Großtaten folgen.

"Er kann noch schneller sein"

"Das war unglaublich. Aber wenn er seinen Start und die letzten zehn Meter verbessert, kann er noch schneller sein", urteilt Michel Rousseau, Europameister von Barcelona 1970 und heute als TV-Schwimmexperte tätig, über seinen Landsmann Bernard.

Alain Gottvalles erlebte die Weltrekorde seines Nachfolgers nicht mehr. Nach Informationen des europäischen Schwimm-Verbandes LEN erlag der Europameister von Leipzig 1962 am 29. Februar im Alter von 65 Jahren einer schweren Krankheit.