Chambers-Comeback mit Silber bei Hallen-WM

SID
mehrsport, leichtathletik, chambers
© Getty

Valencia - Der frühere Dopingsünder Dwain Chambers ist als Medaillengewinner auf die internationale Leichtathletik-Bühne zurückgekehrt. Der 29-Jährige musste sich bei den 12. Hallen-Weltmeisterschaften in Valencia über 60 Meter nur dem Nigerianer Olusoji Fasuba geschlagen geben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Fasuba siegte in der Weltjahresbestleistung von 6,51 Sekunden. In persönlicher Bestzeit von 6,54 Sekunden lag der frühere Dopingsünder Chambers nach einem Fotofinish gleichauf mit Kim Collins (St. Kitts und Nevis).

Für die beste Platzierung des 16-köpfigen deutschen Team sorgte am ersten Tag Kugelstoßer Peter Sack aus Leipzig als Achter.

"Es ist gut, zurück auf der Bahn zu sein und schnell zu laufen. Ich habe mir das Recht, hier zu starten, hart erkämpft", sagte Chambers.

Nur wenige Pfiffe

Von den 4.000 Zuschauern gab es nur wenige Pfiffe für den zwischen 2003 und 2005 gesperrten Athleten. Chambers war in den Balco-Skandal verwickelt und hatte sein Einzel- und Staffel-Gold von der EM 2002 in München wieder hergeben müssen.

Vom britischen Verband UKA war er äußerst widerwillig nominiert worden, weil er sich im vergangenen Jahr während seines Abstechers in den American Football dem Kontrollsystem der Leichtathleten entzogen haben soll.

Davor hatte die heutige Persona non grata allerdings 2006 in Göteborg der Sprintstaffel von der Insel zu EM-Gold verholfen. Nachdem sein Ausflug in die andere Sportart nicht sonderlich erfolgreich gewesen war, suchte und fand Chambers nun wieder erfolgreich Anschluss in der Leichtathletik. "Ich habe ein reines Gewissen", betonte er im Velodrom von Valencia.

Pekingstart fraglich

In Peking darf Chambers - wenn es nach den Regeln des Britischen Olympischen Komitees (BOA) geht, das Dopingsünder lebenslang von Spielen aussperrt - allerdings nicht starten.

Möglicherweise geht der Sprinter dagegen noch gerichtlich vor. "Das sind ja meine Spiele", sagte er bei seinem WM-Auftritt. Nicht nur Jürgen Mallow, den Leitenden Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), ärgert es derweil, "dass Athleten, die gedopt haben, immer wieder die Diskussionen bestimmen".

Bei den Frauen hielt Angela Williams die Fahne der Sprintmacht USA hoch: Sie gewann nach zweimal WM-Silber ihren ersten Titel in der Weltjahresbestzeit von 7,06 Sekunden knapp vor der Britin Jeanette Kwakye und Tahesia Harrigan von den Britischen Jungferninseln.

Hellebaut mit Weltjahresbestleistung

Im Fünfkampf siegte die Hochsprung-Spezialistin Tia Hellebaut (Belgien) mit der Weltjahresbestleistung von 4.867 Punkten.

Im Mittelpunkt standen neben den Sprinter die Kugelstoßkolosse: Der Amerikaner Christian Kentwell entthronte mit seiner Siegesweite von 21,77 Metern seinen Landsmann Reese Hoffa (21,20).

Der deutsche Meister Sack kam auf 20,05. "Sonst war ich bei internationalen Meisterschaften immer verletzt oder bin in der Qualifikation rausgeflogen. So gesehen war das mein größter Erfolg", sagte er.

Seine deutschen Teamkollegen spielten bei der Medaillenvergabe ebenfalls erwartungsgemäß keine Rolle. Verena Sailer schied im Halbfinale über 60 Meter ebenso aus wie Marius Broening.

Arne Gabius, Schützling von Olympiasieger Dieter Baumann in Tübingen, erreichte dafür den Endlauf über 3.000 Meter.