Sie will! Sie kann!

Von Florian Regelmann
Sabine Lisicki, Tennis
© Getty

München - Jeder kennt es: Überfüllte Hotels sind furchtbar. Besonders ärgerlich ist es, wenn man gerade bei den Australian Open völlig überraschend eine Runde nach der anderen übersteht, aber nicht lange genug sein Zimmer gebucht hat.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

So geschehen bei Sabine Lisicki vor kurzem in Melbourne. "Das war ein ziemlicher Stress, ein paar Stunden vor meinem Match noch das Hotel verlassen zu müssen. Ich war glücklich, dass ich das Spiel an dem Tag gewonnen habe. Bei den French Open werde ich definitiv länger buchen", so Lisicki zu SPOX.com.

Die erst 18-Jährige hat mit ihren beeindruckenden Auftritten Down Under und beim Fed Cup in den USA angedeutet, dass Deutschland eine neue Tennis-Queen bekommen könnte.

Eine, die sowohl auf als auch neben dem Platz in Australien die Fans verzauberte. Mit ihren Foto-Shootings, die ihr "großen Spaß" gemacht haben, aber vor allem mit ihrem Tennis.

Ziel sind Top-100

"Die Siege gegen Dinara Safina und Lindsay Davenport haben mir viel Selbstvertrauen gegeben. Als nächstes will ich so schnell es geht die Top-100 erreichen. Danach setze ich mir ein neues Ziel", sagt Lisicki.

Aktuell belegt sie in der Weltrangliste Platz 129. Aus ihr spricht ein erfrischendes Selbstbewusstsein, keine Arroganz. Lisicki weiß genau, dass es wichtig ist, dass sie ihr Spiel verbessert und mit ihren jungen Jahren noch viel lernen kann.

Wer in Deutschland sagt, die Nummer eins werden zu wollen, es ganz offen ausspricht, erntet sofort Schlagzeilen und wird häufig schief angesehen. Wer dann auch noch ganz gut Tennis spielt und weiblich ist, wird unweigerlich mit dem Namen Steffi Graf konfrontiert. Immer noch. Für Lisicki spielt das alles keine Rolle. Sie will nur eines: nach oben.    

"Ich wollte schon immer die Beste sein. Egal, was ich gemacht habe. Ich liebe es, Tennis zu spielen und auf dem Platz zu stehen. Ich arbeite so hart, dass man einfach die Beste werden will", erklärt Lisicki ihren großen Willen.

Fan von Hingis und Agassi

Früher schwärmte sie für die intelligente Spielweise von Martina Hingis, für die Variation zwischen Power und Finesse von Andre Agassi, für dessen Liebe zum Spiel.

Heute bewundert sie die Eleganz von Roger Federer, mag aber auch die Art und den Humor von Novak Djokovic. Wenn sie so weiter macht, wird der Serbe bald eine Lisicki-Imitation einüben müssen. Sonst wird er schnell der Zeit hinterherhinken.

Vor allem ihren Aufschlag sollte er sich genau anschauen. Denn der ist einer der besten auf der Tour. "Eine meiner größten Waffen", wie sie selbst sagt. Auf den ersten Blick traut man Lisicki soviel Wucht und Gewalt gar nicht zu. Ihr, die doch als Kind Klavier spielte. "Irgendwann ging es einfach nicht mehr. Tennis, Schule und noch Klavier spielen, aber es hat mir immer Freude bereitet", erzählt Lisicki.

Von Rihanna bis Timberlake

Heute hat sich ihr Musikgeschmack ihrem Tennis-Spiel angepasst. Sehr variabel. Von Rihanna, Madonna, Whitney Houston und Gwen Stefani bis hin zu Justin Timberlake ist alles dabei.

In der Akademie von Nick Bolletieri, in der Lisicki trainiert, ist der Fokus allerdings ganz klar auf Tennis gerichtet. Was man in Florida antrifft, sind viele junge, hungrige Russinnen. Oder den 18-jährigen Japaner Kei Nikishori, der vergangene Woche in Delray Beach zum ersten Mal die Tennis-Szene aufhorchen ließ. An exzellenten Trainings-Partnern mangelt es nicht.

Täglich hat Lisicki also die Chance, sich mit Spielerinnen zu messen, die den gleichen Ehrgeiz, das gleiche Ziel haben. Eine gute Schule. Bolletieris Leitsätze seit je her lauten: "Ich will. Ich kann." Auf Sabine Lisicki umgemünzt, muss es heißen: Sie will. Sie kann. Noch sehr weit kommen.