Vorsicht vor dem Spiegelbild!

Von Daniel Börlein
Mehrsport, Boxen, Klitschko, Ibragimow
© Getty

München - Es wird schon immer viel Wirbel gemacht vor solchen Kämpfen. Fotoshooting, Pressekonferenz, offizielles Wiegen. Ein Termin hier, ein anderer Termin dort.

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Beide Kämpfer treten sich dann immer mit bösem Blick gegenüber, ballen die Fäuste und prognostizieren, wann der Gegenüber spätestens auf die Bretter geschickt wird.

Das Ganze gehört mittlerweile ebenso zum Boxsport wie eine martialische Einlaufmusik, Nummerngirls in den Rundenpausen oder Prominenz rund um den Ring. Boxen ist Show, Glanz und Glamour.

Doch bei alledem ist Boxen auch noch immer das Aufeinandertreffen zweier Kämpfer, von denen meist der gewinnt, der am besten vorbereitet in den Ring steigt. Das weiß natürlich auch Wladimir Klitschko. Der Ukrainer hat deshalb entsprechend hart trainiert für seinen Weltmeisterschaftsfight gegen Sultan Ibragimow, schließlich geht es um die erste Titelvereinigung seit 1999.

Besser als Lewis und Holyfield

"Wladimir ist in bestechender Verfassung, und er trainiert härter als jeder andere Profi, den ich bislang gecoacht habe", sagt Trainer Emanuel Stewart, der bereits Größen wie Evander Holyfield und Lennox Lewis unter seinen Fittichen hatte.

Stewart gibt seinem Schützling einen klaren Plan für den Kampf mit auf den Weg. Immer wieder solle Klitschko seine linke Führhand zum Einsatz bringen, denn "jeder Gegner achtet zu Beginn des Kampfes auf dessen gefürchtete Rechte", so Stewart.

Doch die Linke, Klitschkos Jab, "richtet Schaden" beim Gegner an, sagt Stewart. Da sich Ibragimow deshalb mehr und mehr auf die Führhand des Ukrainers konzentrieren wird, hat Klitschko dann irgendwann die Chance "seine tödliche Waffe auszupacken: Die Rechte", so Stewart bei "RTL". "Wladimirs Jab wird den Kampf entscheiden, seine Rechte wird ihn beenden", fasst der 71-Jährige die Klitschko-Taktik zusammen.

Viel Lob für Ibragimow

Einziges Problem: Klitschkos Gegenüber ist auch keine Laufkundschaft und derzeit immerhin Weltmeister der WBO. "Sultan ist einer der besten Boxer von allen, gegen die Wladimir bereits geboxt hat in seiner Karriere", sagt Stewart. "Er ist sehr intelligent im Ring, ist schnell und hat eine sehr gute Technik."

Auch Klitschko lobt den Russen in "Sport Bild": "Er ist superschlau, lässt seine Gegner nie aus den Augen, er ist beweglich, schnell und schwer zu treffen."

Gefährlicher Rechtsausleger

Und er ist Rechtsausleger. Das heißt, er kämpft mit rechts als Führhand und trifft damit ständig auf Klitschkos linke Führhand, ist somit quasi das Spiegelbild zu Klitschko. Beide kommen sich dadurch auch in der Beinarbeit ständig in die Quere, werden sich sogar hin und wieder gegenseitig auf die Füße treten. Klitschko hat sich im Training natürlich darauf eingestellt und im Sparring gegen ähnliche Typen geboxt.

Zumindest im Hinterkopf wird der 31-Jährige haben, dass er in der Vergangenheit mit Rechtsauslegern schon mal so seine Probleme hatte und gegen einen solchen seine bisher deutlichste Niederlage einstecken musste. Am 8. März 2003 schlug der Südafrikaner Corrie Sanders Klitschko bereits in der zweiten Runde k.o. und warf ihn damit um Jahre zurück.

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