Pfefferspray-Einsatz löst Debatte aus

SID

Melbourne - Der Einsatz von Pfefferspray gegen Tennisfans hat bei den Australian Open eine Sicherheitsdebatte ausgelöst und Kritik an der Arbeit der Polizei hervorgerufen.

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Im Abendspiel zwischen dem Chilenen Fernando Gonzalez und dem Griechen Konstantinos Economidis war es auf der Tribüne der Margaret Court Arena zu Auseinandersetzungen zwischen einer kleinen Gruppe offenbar betrunkener griechischer Fans und Polizisten gekommen, in dessen Verlauf die Beamten auch Pfefferspray einsetzten.

"Der Gebrauch des Sprays war eine direkte Antwort auf die Bedrohung durch einige Fans", sagte Superintendent John Cooke von der Victoria Police in Melbourne bei einer eigens anberaumten Pressekonferenz. Dagegen sprachen zahlreiche Augenzeugen in lokalen Medien von einer "absoluten Überreaktion der Polizei".

"Es gab keinen Grund, mit dem Spray auf uns loszugehen", sagte Nick Zoukis der Tageszeitung "The Age". "Wir haben nur gesungen, es gab auch keine rassistischen Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen."

Null-Toleranz-Politik 

Nach Informationen der Zeitung klagten mindestens 30 Zuschauer über Unwohlsein, darunter auch Kinder. Diese Darstellung wies Cooke zurück, der von insgesamt zehn Personen sprach, die behandelt werden mussten. "Darunter waren keine Frauen und keine Kinder."

Drei Fans wurden festgenommen, darunter der Vorsitzende eines örtlichen Fußballclubs. Die Partie, die Vorjahresfinalist Gonzalez 6:4, 7:6 (7:2), 6:1 gewann, musste mehrere Minuten unterbrochen werden.

Turnierdirektor Craig Tiley, der vor dem Grand-Slam-Turnier nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres eine "Null-Toleranz"-Politik in Sicherheitsfragen angekündigt hatte, sprach der Polizei sein "vollstes Vertrauen" aus. "Wir können solch ein Verhalten einer Minderheit nicht tolerieren." Im Vorjahr war es am ersten Turniertag zu Ausschreitungen zwischen serbischen, kroatischen und griechischen Fans gekommen - mit 150 Platzverweisen, aber ohne Festnahmen.

Erheblicher Alkoholeinfluss 

Was in diesem Fall genau auf der Tribüne passierte, ist noch immer nicht ganz klar. Fest steht, dass eine kleine Gruppe griechischer Fans, die nach Cookes Angaben unter "erheblichem Alkoholeinfluss" standen, den Qualifikanten Economidis lautstark anfeuerte.

Offensichtlich fühlten sich einige Zuschauer dadurch gestört und wandten sich an die Sicherheitskräfte, die dann die Polizei alarmierten. Als die Beamten einen der Fans von der Tribüne führen wollten, habe dieser sich gewehrt und die Polizisten beleidigt. Darauf kam es zu einem Gerangel, ernsthaft verletzt wurde niemand.

"Tunte" war das Schlimmste

Gonzalez störte das Geschreie offensichtlich nicht. "Sie haben ein paar Sachen gesagt, aber das gehört dazu. Sie hatten Spaß. Das war wie im Davis Cup." Augenzeugen sagten in einer morgendlichen Radiosendung, die schlimmste Beleidigung sei "Tunte" gewesen.

Doch nachdem es nun schon im zweiten Jahr nacheinander beim von Roger Federer "Happy Slam" getauften Turnier im Melbourne Park zu Zwischenfällen gekommen ist, machen sich die Australier Sorgen um den Ruf ihrer Veranstaltung. Turnierdirektor Tiley räumte ein, dass man sich nach der Veranstaltung Gedanken machen werde über die Erlaubnis, auf dem Gelände sogenanntes Vollbier auszuschenken.

Bei den meisten anderen Sportveranstaltungen in Australien wird nur Light-Bier angeboten. Doch auf die Frage, ob er nicht um das Image seines Turniers fürchte, antwortete Tiley: "Das sind Einzelfälle, dies hier ist und bleibt der Happy Slam."

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