Ein Flop, der zum Hit wurde

Von Stefan Moser
Dick Fosbury erfand den Flop beim Hochsprung und wurde damit 1968 Olympiasieger. Danach konnten es auch andere - und zwar besser.
© Getty

München - Sie kamen, sie sahen, sie siegten - und dann gingen sie wieder. Einer von ihnen revolutionierte jedoch vorher noch schnell seine gesamte Sportart.

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In Teil III der SPOX-Serie über One-Hit-Wonder stehen internationale Athleten im Mittelpunkt, die über Nacht weltberühmt wurden, ebenso schnell aber wieder in der sportlichen Versenkung verschwanden. Bekannt sind sie aber trotzdem nach wie vor - allen voran ein Flop, der zum absoluten Hit wurde.

Teil 1 der One-Hit-Wonder

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Salvatore Toto Schillaci: Wo kam er her? Wo ging er hin? Kaum jemand kannte diesen wuseligen, extrovertierten Italiener mit den weit aufgerissenen Augen, bevor er im ersten Gruppenspiel der Squadra Azzurra bei der WM 1990 gegen Österreich eingewechselt wurde.

Nach 74. Minuten stand es natürlich 0:0 - und Azeglio Vicini schickte Toto Schillaci aufs Feld. Vier Minuten später stand es 1:0 für Italien, Schillaci hatte getroffen. Der Juve-Stürmer traf im Verlauf des Turniers weitere fünf Mal, Italien wurde Dritter im eigenen Land, und Schillaci zum besten Spieler und besten Torjäger der WM.

Die sieben WM-Spiele blieben allerdings seine einzigen und letzten internationalen Auftritte. Nach zwei mäßgien Jahren in Turin ging er zu Inter Mailand, wo er schließlich in Vergessenheit geriet. 1994 wechselte er als erster Italiener nach Japan zu Jubilo Iwata. Zwei Jahre später beendete er seine Karriere.

Oleg Anatoljewitsch Salenko: Schillacis legitimer Nachfolger. Der Russe machte immerhin neun Spiele für Russland, wirklich wichtig war aber nur eines. Im WM-Gruppenspiel der Sbornaja 1994 gegen Kamerun machte Salenko sage und schreibe fünf Treffer. Der Endstand lautete 6:1 - und Salenko schrieb Geschichte.

Obwohl Russland schon in der Vorrunde aus dem Turnier flog, reichten die fünf Tore, um - gemeinsam mit Hristo Stoitchkov - zum besten Torschützen der WM zu werden. Ohne erwähnenswerte Erfolge beendete Salenko seine Karriere 2000 im Alter von 31 Jahren und wurde Trainer der ukrainischen Beachsoccer-Nationalmannschaft.

Bob Beamon: Ein einziger Sprung machte Bob Beamon weltberühmt. Olympische Sommerspiele 1968 in Mexiko-Stadt. Der Amerikaner ging als Favorit in die Weitsprung-Konkurrenz, die Umstände waren optimal: Höhenluft, höchster zulässiger Rückenwind und die neuartige Tartanbahn, die die Anlaufgeschwindigkeit erheblich verbesserte.

Beamon nutze die Bedingungen und sprang gleich mit seinem ersten Versuch vermeintlich bis ins 21. Jahrhundert: 8,90 Meter! Damit verbesserte er die alte Bestmarke um satte 55 cm und hielt 23 Jahre lang den Weltrekord im Weitsprung.

Den tatsächlichen „Sprung ins 21. Jahrundert" jedoch verpatzte ihm schließlich Mike Powell, der bereits 1991 in Tokio auf 8,95 Meter sprang.  Bob Beamon dagegen sprang nie wieder auch nur über 8,20 Meter. Er verschwand in der Versenkung und arbeitete nach seiner aktiven Karriere als Sozialarbeiter.

Richard Douglas "Dick" Fosbury: Der amerikanische Hochspringer hatte auch nur einen echten Hit - aber der wirkte in der Tat wahre Wunder und revolutionierte die Leichtathletik. Noch einmal 1968, Olympische Spiele in Mexiko.

Die Hochspringer überquerten damals die Latte noch per Scherensprung oder bäuchlings per Straddle. Dann kam Fosbury, lief eine merkwürdige Kurve im Anlauf und sprang rückwärts ab. Die Experten fürchteten damals noch, der 21-Jährige würde sich damit höchstens das Genick brechen.

Am Ende aber brach er mit 2,24 Meter den Olympischen Rekord und holte sich die Goldmedaille. Kurz nach seinem Sieg zog sich Fosbury wieder vom aktiven Sport zurück, "weil er nicht länger aus dem Koffer leben wollte." Seine Sprungtechnik aber setzte sich innerhalb kürzester Zeit durch.

Danish Dynamite: Aus dem Urlaub zur Europameisterschaft. Dänemark hatte die sportliche Qualifikation für die EM 1992 in Schweden zwar nicht geschafft, aber weil Jugoslawien wegen des Balkankonflikts kurz vor dem Turnier ausgeschlossen wurde, rückte das Team von Richard Möller Nielsen nach.

Praktisch ohne Vorbereitung kamen Fleming Povlsen, Brian Laudrup, Peter Schmeichel und Co. ins Turnier, spielten lockeren und sehenswerten Offensivfußball und warfen Frankreich, England und die Niederlande aus dem Turnier.

Trotz zweier umstrittender Treffer von John Jensen und Kim Vilfort gewannen die Dänen schließlich auch das Finale verdient mit 2:0 und schrieben damit das wohl größte Fußballmärchen der EM-Geschichte. Es blieb bislang jedoch der einzige große Erfolg der Nationalmannschaft.

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