Milan kommt zum Boxenstopp

Von Alexander Mey
milan, maldini
© Imago

München - Milan in Führung, doch der BVB ist dicht dran. Dortmund saugt sich im Windschatten an, zieht raus und bremst sich vor der Schikane an Milan vorbei! Dann kommt Milan an die Box.

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Wer jetzt glaubt, er sei im falschen Film, der hat noch Recht - aber nicht mehr lange. Denn schon bald werden sich die Fußballklubs dieser Welt nicht mehr nur auf der grünen Wiese, sondern auch auf dem grauen Asphalt der Rennstrecken messen.

Die Vision nennt sich Superleague Formula. Im Rahmen dieser Superliga sollen ab August 2008 Rennautos in Farben großer Fußballvereine gegeneinander Rennen fahren.

Sieben Klubs sind schon fix

Sieben Klubs haben bereits fest zugesagt: Der AC Milan, der unter anderem mit seinem Superstar Paolo Maldini den 750 PS starken Boliden aus dem Hause Panoz bereits präsentiert hat, PSV Eindhoven, RSC Anderlecht, FC Porto, Olympiakos Piräus, Flamengo Rio de Janeiro - und Borussia Dortmund.

"Wir stellen unseren Namen und unsere Marke für eine neue Motorsportserie zur Verfügung", erklärte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der Fachzeitschrift "Motorsport aktuell".

"Nicht unattraktive Prämien"

Ziel der ganzen Sache: "Unsere Farben werden, wenn auch in einer anderen Sportart, international repräsentiert", erklärte Watzke. "Ich finde es durchaus reizvoll und spannend für unsere Fans, wenn unser Auto gegen die Boliden von AC Milan, PSV Eindhoven und anderen europäischen Top-Teams antritt."

Watzke macht aber auch keinen Hehl daraus, dass es neben der Imagekampagne für den BVB auch um schnöden Mammon geht, "schließlich werden nicht unattraktive Prämien ausgeschüttet."

Milch und Honig sollen fließen

Der springende Punkt, warum sich Fußballklubs für das Projekt interessieren, ist, dass es für sie quasi kostenlose Werbung ist. Sie vergeben ihre Namensrechte an die Teams, werden im Gegenzug international wahrgenommen und haben ganz nebenbei noch Chancen auf ansehnliche Prämien. "Borussia Dortmund zahlt keinen Euro und kann am Ende nur Geld verdienen", stellte Watzke klar.

Im Gegenteil: Angeblich sollen den Vereinen in fünf Jahren Vertragslaufzeit zwischen 14 und 18 Millionen Euro Einnahmen aus Lizenzgebühren, TV-Einnahmen und Sponsoring winken. Eine Motorsportserie, in der Milch und Honig fließen. Das hört sich zu schön an, um wahr zu sein.

2001 schon einmal ein Versuch gescheitert

Und außerdem hört es sich bekannt an. Premier1 Grand Prix hießt ein Projekt im Jahr 2001, das genau das gleiche Konzept verfolgt hat. Damals standen Klubs wie Real Madrid, Chelsea London und der FC Valencia auf der Liste potenzieller Teilnehmer.

Doch die Sache scheiterte damals am Geld. Nach dem Rückzug wichtiger Sponsoren waren die laufenden Kosten in Höhe von rund 150 Millionen Dollar nicht zu finanzieren.

Alter Mann, neue Voraussetzungen

Verantwortlich damals: Robin Webb. Verantwortlich heute: Robin Webb. Der 57-jährige Brite soll im Auftrag von Initiator Alex Andreu, einem spanischen Sportmarketing-Spezialisten, als Rennchef den Erfolg der Superleague garantieren.

Doch warum soll es diesmal besser klappen als 2001? "Bei Premier1 hat die Umsetzungsmöglichkeit gefehlt", zitiert "Motorsport aktuell" Webb. "Das Konzept von Superleague hingegen ist transportabel. Zudem haben wir fundierte Umfragen und Studien durchgeführt."

FC Bayern hat abgesagt

Diese haben offenbar die Geldgeber überzeugt. Andreu spricht von 51 Investoren, die die finanzielle Absicherung der Serie garantieren. Ab dem dritten Jahr, so rechnet Andreu vor, soll die Superleague schwarze Zahlen schreiben.

Was fehlt, um die Skepsis noch etwas weiter zu vertreiben, sind Bekenntnisse weiterer großer Fußballvereine. Aus England und Spanien gibt es noch keine Zusagen, der FC Bayern München hat bereits abgesagt. Die Angst: Im Motorsport hinterher zu fahren oder einen Unfall zu bauen, könnte dem Ansehen schaden.

Revierderby auf der Rennstrecke

Die hat in Dortmund offensichtlich niemand. Stattdessen wünscht man sich neben einem Rennen in Deutschland, das tatsächlich für 2008 geplant ist, weitere Konkurrenz aus der Bundesliga.

"Natürlich würde ich mich freuen, wenn noch der eine oder andere Bundesligist dazustoßen würde", sagte Watzke. "Ich kann mir vorstellen, dass ein Rennen gegen ein Auto mit königsblauen Farben für die Fans sicher ein Highlight wäre."

Und ein Beitrag zur Verkehrssicherheit. Dann bräuchten Dortmunder und Schalker nämlich nicht mehr auf der A42 ihre Rennen auszutragen.

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