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NFL - New York Giants: Die teuersten Verpflichtungen von General Manager Dave Gettleman in der Free Agency

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In genau einer Woche startet die Free Agency, die Teams die Möglichkeit bietet, sich mit in der Liga etablierten Spielern zu verstärken. Dass das aber kein Selbstläufer ist, mussten schon einige schmerzlich erfahren. Besonders anschaulich lässt sich das am Schaffen des vorherigen General Managers der New York Giants, Dave Gettleman, demonstrieren.

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Das neue Liga-Jahr der NFL eröffnet offiziell am kommenden Mittwoch um 21 Uhr MESZ. Ab dann sind Trades offiziell möglich, ebenso können Verträge mit Free Agents geschlossen werden.

Es wird viel Geld fließen und Teams werden sich mit Spielern verstärken, die anderswo schon gezeigt haben, dass sie es in dieser Liga schaffen können - der vielleicht größte Unterschied zum Draft-Prozess, wo im Grunde jeder Spieler genau das erst noch zeigen muss.

Doch auch die Free Agency birgt keine Garantien, auch hier muss man ein gutes Händchen haben und genau abwägen, ob die gewünschten Spieler tatsächlich ins eigene Team passen und diesem weiterhelfen können - genau wie man abwägen muss, welche eigenen Free Agents man teuer bezahlen sollte, und welche eher nicht.

Das ist nachweislich gar nicht so einfach.

Einer, der in diesem Bereich immer wieder daneben gegriffen hat, ist der vorherige General Manager der New York Giants, Dave Gettleman, dessen Kader-Management unter dem Strich so schlecht war, dass das neue Regime der Giants eigentlich immer noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt ist. Zudem war sein Cap-Management so wenig zukunftsgerichtet, dass es besonders die Vorsaison massiv beeinflusst hat, auch wenn am Ende erstmals seit geraumer Zeit die Playoffs standen.

Daniel Jones hat seinen Vertrag bei den Giants langfristig verlängert.
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New York Giants: Gettleman als warnendes Beispiel

Die Giants legten pünktlich zur Franchise-Tag-Deadline in diesem Jahr dennoch los, wie kein anderes Team in der NFL: Daniel Jones unterschrieb für vier Jahre und 160 Millionen Dollar, Star-Running-Back Saquon Barkley bekam unmittelbar danach den Franchise Tag.

Doch ist New York damit auf dem richtigen Weg? Oder hat man sich zu sehr von der vergangenen Saison blenden lassen?

Gentlemans Schaffen in New York zumindest sollte seinem Nachfolger, Joe Schoen, ein warnendes Beispiel sein, wie man in der Free Agency nach Möglichkeit nicht agiert.

Schauen wir zurück auf die zehn teuersten Free-Agent-Verpflichtungen der Giants in der Amtszeit von Gettleman, der für die Giants von 2018 bis 2021 als GM tätig war. Berücksichtigt wurden nur mehrjährige Verträge, da diese eben besonders folgenschwer sein können.

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Jonathan Stewart - Running Back, 2018

Vertrag: 2 Jahre, 6,8 Millionen Dollar

Stewart war ein alter Bekannter Gentlemans aus den gemeinsamen Tagen bei den Carolina Panthers, wo Gettleman von 2013 bis 2017 als GM tätig war. Stewart war 2008 sogar ein Erstrundenpick der Panthers, der aber letztlich nur in wenigen Jahren wirklich überzeugte.

Nach zehn Jahren in Charlotte schloss er sich den Giants an und sollte dort als Komplement zu Rookie Saquon Barkley fungieren - den Gettleman mit dem 2. Pick im Draft gezogen hatte, was eigentlich eine Liste für seine besten Draftpicks erforderlich macht ...

Stewart war auch dann noch ein zuverlässiger Short-Yardage Back, der besonders durch Touchdowns seinen Wert hatte. Doch für die Giants machte er letztlich nur drei Spiele (17 Yards). Anschließend verletzte er sich schwer und kam nicht zurück.

Am Saisonende stand seine Entlassung und das folgende Karriereende. Er spielte danach kein einziges Spiel mehr.

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Kyle Rudolph - Tight End, 2021

Vertrag: 2 Jahre, 12 Millionen Dollar

Rudolph war in zehn Jahren in Minnesota eigentlich immer ein solider Tight End, einer, der in der Red Zone für Gefahr sorgte und auch immer für ein First Down gut war.

Jedoch befand sich Rudolph 2019 bereits leistungstechnisch auf dem absteigenden Ast. Seine Rolle in der Vikings-Offense wurde immer kleiner und er hatte 2020 sicherlich das schlechteste Jahr seiner Karriere.

Das aber hielt die Giants nicht davon ab, ihm einen Zweijahresvertrag zu geben. Letztlich spielte er aber nur 2021 für die G-Men und fing ganze 26 Pässe in 16 Spielen, darunter 1 Touchdown.

Das neue Regime um GM Joe Schoen entließ ihn prompt. Anschließend ging er noch im Laufe der Saison 2022 zu den Buccaneers, war dort aber ähnlich ineffektiv (6 Spiele, 3 Catches, TD)

Erneut hatte Gettleman einen Spieler gegen Ende seiner Karriere für ordentliches Geld geholt und keinen wirklichen Ertrag damit erzielt.

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Patrick Omameh - Guard, 2018

Vertrag: 3 Jahre, 15 Millionen Dollar

Die Offensive Line war in Gentlemans gesamter Amtszeit bei den Giants eine Dauerbaustelle, die er nie wirklich überzeugend geschlossen bekam. Und Omameh war ein früher Versuch, einen schnellen Fix zu erzielen. Mit wenig Erfolg.

Omameh war ein Wandersmann in der NFL. Er kam 2014 als Undrafted Rookie zu den Bucs und startete 16 Spiele als Guard, danach ging es quer durch die Liga. Chicago, Jacksonville, dann die Giants, wieder Jacksonville und darauf folgten noch vier weitere Teams.

Warum Gettleman die Notwendigkeit sah, gerade ihm einen Dreijahresvertrag zu geben, weiß wohl nur er selbst. Doch schon im ersten Jahr dieses Deals zog man die Reißleine und entließ ihn nach nur sieben Spielen wieder.

2018 war im Grunde sein letztes Jahr als Starter, danach kam er nur noch sporadisch zum Einsatz, ehe 2021 - witzigerweise in Carolina - Schluss war.

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Kareem Martin - Edge Rusher, 2018

Vertrag: 3 Jahre, 15 Millionen Dollar

Martin war ein Drittrundenpick der Cardinals im Jahr 2014 und war über weite Teile seiner Zeit dort als Backup unterwegs. Erst 2017 schien er seinen Durchbruch als Starter geschafft zu haben, auch wenn er selbst dann wenig effektiv war als Pass Rusher.

Das jedoch hielt die Giants nicht davon ab, ihn an die Ostküste zu holen und als Starter an der defensiven Front zu nutzen. Pass Rush war nämlich auch immer ein großes Problem in der Gettleman-Ära.

Martin fing im ersten Jahr dort sogar eine Interception, seine einzige in der NFL. Doch viel mehr Positives gibt es eigentlich nicht zu berichten. Im zweiten Jahr startete er kein einziges Spiel mehr und wurde dann schon wieder entlassen.

2020 machte er noch ein Spiel für Detroit.

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Blake Martinez - Linebacker, 2020

Vertrag: 3 Jahre, 30,75 Millionen Dollar

Der 2016er Viertrundenpick der Packers war ein solider bis guter Linebacker über vier Jahre in Green Bay. Sie ließen ihn dann allerdings ziemlich kampflos gehen, was schon eine klare Message gewesen sein sollte.

Bei den Giants spielte Martinez eine recht gute erste Saison, in der er gegen den Run und durchaus auch in Coverage einen ordentlichen Eindruck hinterließ. Dann jedoch kam Pech dazu und er riss sich nach nur drei Spielen im zweiten Jahr das Kreuzband und war dann raus.

Anschließend wurde er entlassen, versuchte sich 2022 nochmal glücklos bei den Raiders und beendete schließlich seine NFL-Karriere im vergangenen November, um sich komplett auf seine zweite Karriere, dem Verkauf von Pokémon-Karten zu konzentrieren.

Angefangen hatte er damit während der Pandemie und entschloss sich nun dazu, das zum Hauptberuf zu machen. Sein Shop "Blake's Breaks" hat Medienberichten zufolge in den letzten sieben Monaten allein Einnahmen in Höhe von fünf Millionen Dollar generiert.

Für die Giants lohnte sich auch dieses Investment nur bedingt, doch gab es Martinez wohl letztlich das nötige Startkapital für seine Karriere nach der Karriere.

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Golden Tate - Wide Receiver, 2019

Vertrag: 4 Jahre, 37,5 Millionen Dollar

Tate war nach zehn effektiven Jahren in Seattle und Detroit - mit einem kurzen Intermezzo am Ende in Philly - ein gefragter Mann auf dem Free-Agent-Markt 2019. Und das trotz seiner langen Zeit in der Liga.

Gettleman überbot alle und sicherte sich den Slot-Receiver, der im ersten Jahr direkt sechs Touchdowns erzielte. Er hatte jedoch in 11 Spielen auch seine schlechteste Yard-Produktion (676) seit 2011, seinem zweiten Jahr in der NFL.

Der Trend sollte sich bestätigen, sodass er im zweiten Jahr in New York zur Randnotiz wurde und nur noch 4 von 12 Spielen startete. Es wurde sein schlechtestes und dann auch letztes Jahr in der NFL, anschließend wurde er entlassen und beendete seine Karriere.

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Adoree' Jackson - Cornerback, 2021

Vertrag: 3 Jahre, 39 Millionen Dollar

Der einstige Erstrundenpick der Titans ist so etwas wie eine Anomalie in dieser Liste, denn er steht immer noch bei den Giants unter Vertrag. Und er spielte bislang sogar recht effektiv für die G-Men.

Jackson hatte zwar in seinen beiden ersten Jahren immer mal wieder mit Verletzungen zu kämpfen und verpasste unterm Strich elf Spiele in zwei Jahren, doch wenn er fit war, dann half er dem Team.

Ob man ihn auch 2023 in blau sehen wird, ist dennoch fraglich, denn sein Vertrag beinhaltet einen Cap-Hit von 19 Millionen Dollar, was ziemlich heftig ist für einen häufig verletzten Cornerback. Anpassen wird man den Kontrakt also mindestens müssen, sollte er bleiben. Bei einer Entlassung würde man immerhin rund 8,6 Millionen Dollar an Cap Space sparen.

Doch unterm Strich war er einer der wenigen, die ihr Geld wert waren, wenn man diese Liste der Gettleman-Big-Money-Deals durchgeht.

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James Bradberry - Cornerback, 2020

Vertrag: 3 Jahre, 43,5 Millionen Dollar

Sein Geld wert war allerdings auch James Bradberry, den Gettleman noch bei den Panthers in der zweiten Runde des Drafts 2016 gezogen hatte.

Bradberry spielte besonders in seinem ersten Jahr bei den Giants eine sehr gute Rolle und hatte seine bis dahin wohl beste Cover-Saison in der NFL. Er war also eine echte Verstärkung für die Secondary des Teams.

Er ließ im zweiten Jahr wie alle anderen auch etwas nach und wurde dann eben zum Opfer des übrigen Chaos, das Gettleman mit seinem Kaderbau in seiner Zeit bei Big Blue angerichtet hatte. Die Lage war so ernst, dass man nicht genug Cap Space hatte, um seine Draftklasse und seine Practice Squad 2022 unter Vertrag zu nehmen.

Also wurde eine unpopuläre Entscheidung getroffen und Bradberry, der einen Cap-Hit von 21,9 Millionen Dollar hatte für 2022, wurde entlassen. Letztlich wurde der vielleicht beste Gettleman-Free-Agent in diesem Kader dann sogar zum Geschenk für den Division-Rivalen Philadelphia Eagles, die auch dank Bradberry den Super Bowl erreichten.

Bradberrys gewissermaßen zwangsläufige Entlassung war also in doppelter Hinsicht schmerzhaft für die Giants.

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Nate Solder - Offensive Tackle, 2018

Vertrag: 4 Jahre, 62 Millionen Dollar

Es ist das alte Lied: Wenn die Patriots einen verdienten Spieler gehen lassen, sollte man das mit Vorsicht genießen und nicht unbedingt viel Geld nach ihm werfen.

Solder gewann mit den Patriots zwei Super Bowls als Left Tackle und erreichte zwei weitere. Doch seit seiner Ankunft in New Jersey war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Er startete zwar jeweils 16 Spiele in seinen ersten zwei Jahren und verzichtete dann aufgrund der Pandemie und zum Schutz seines Sohnes, der schon als Baby an Krebs litt, auf die Saison 2020. Anschließend spielte er noch ein Jahr als Right Tackle, war aber nie mehr derselbe.

Im Februar 2022 löste sich sein Vertrag wie vereinbart auf und er beendete schließlich seine Karriere.

Aufgrund des investierten Geldes und auch wenn man die tragischen privaten Umstände Solders mit einbezieht, war diese Verpflichtung ein massiver Fehlgriff für Gettleman. Doch es war nicht sein größter Fehlgriff ...

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Kenny Golladay - Wide Receiver, 2021

Vertrag: 4 Jahre, 72 Millionen Dollar

Dave Gentlemans größter Fehlgriff in der Free Agency überhaupt war eindeutig Kenny Golladay. In der Offseason vor der Saison 2021 galt Golladay als einer der besten Wide Receiver auf dem Markt nach einer starken Saison 2019 gekrönt von 11 Touchdowns.

2020 machte er für die Lions verletzungsbedingt aber nur fünf Spiele, was einige Teams ein wenig skeptisch machte. Nicht jedoch Dave Gettleman, der Golladay letztlich nach überraschend langer Wartezeit den größten Free-Agent-Receiver-Deal des Jahres gab. Nur drei Spieler überhaupt bekamen höher dotierte Verträge in dem Jahr. Und nur zwei Spieler erhielten höhere Garantien als Golladay (40 Millionen Dollar).

Es war ein Statement für die Giants, die endlich angreifen wollten nach zwei Jahren mit Quarterback Daniel Jones, die durchwachsen waren, auch weil die nötige Feuerpower im Receiving Corps fehlte. Und Golladay sollte Abhilfe schaffen.

Doch Golladay enttäuschte auf ganzer Linie. Ihm gelang in 14 Spielen kein einziger Touchdown. Er fing nicht mal die Hälfte der Pässe, die in seine Richtung geworfen wurden und war insgesamt völlig fehl am Platz.

Und das änderte sich auch mit dem neuen Coaching Staff um Head Coach Brian Daboll 2022 nicht. Ganz im Gegenteil. Golladay machte nicht nur verletzungsbedingt nur zwölf Spiele, in denen er meist kein Faktor war. Im ganzen Jahr fing er 6 Pässe für 81 Yards. Immerhin gelang ihm in Woche 17 sein erster Giants-Touchdown gegen die Eagles.

Nun muss man kein Prophet sein, um zu vermuten, dass es auch sein letzter war. Golladay steht mit einem Cap-Hit in Höhe von 21,4 Millionen Dollar zu Buche und es wäre sehr überraschend, sollte er noch eine weitere Saison bei den Giants bekommen.

Doch selbst wenn er in Kürze entlassen wird, steht ihm noch ein garantierter Kaderbonus in Höhe von 4,5 Millionen Dollar zu - fällig am dritten Tag des neuen Liga-Jahres. Gewissermaßen ein nachträgliches Abschiedsgeschenk von Dave Gettleman.

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