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NBA - Dallas Mavericks blamieren sich doppelt gegen die Charlotte Hornets: Der Tiefpunkt der Ära Luka Doncic

Von Robert Arndt
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Die Dallas Mavericks laufen nach den beiden Pleiten gegen Charlotte Gefahr, die Postseason komplett zu verpassen. Luka Doncic wirkt beinahe apathisch, es hagelt Durchhalteparolen. Was läuft schief in Big D?

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Als "Hundescheiße" bezeichnete Jason Kidd den Auftritt am Freitagabend Ortszeit gegen Charlotte, zwei Tage später setzte es gegen das gleiche Team eine weitere Niederlage - ein Team, das die Saison bereits abgehakt hat (Bilanz: 25-51) und zahlreiche Starter nicht zur Verfügung hatte (LaMelo Ball, Kelly Oubre Jr., Terry Rozier, Nick Richards). Die Mavs verloren zweimal gegen ein Team voller NBA-Wackelkandidaten, die um ihre Zukunft in der Liga kämpfen.

Gemeint sind Spieler wie Dennis Smith Jr. (augerechnet), Svi Mykhailiuk, Kai Jones, Theo Maledon oder James Bouknight, die in ein paar Jahren womöglich in der G-League oder Europa um ihre letzte Chance kämpfen. Sie zeigten Biss, verteidigten leidenschaftlich, machten das Beste aus ihren limitierten Möglichkeiten und zogen damit einem Team den Zahn, das gefühlt überall lieber gewesen wäre als auf dem Feld des Spectrum Centers.

Es war eine weitere erschreckende Vorstellung des letztjährigen Conference-Finalisten, der nur dank des Patzers der Lakers nicht schon fast aussichtslos abgeschlagen im Rennen um den letzten Play-In-Spot ist. Es wirkte eher so, als ob Cancun für Mitte April bereits gebucht sei.

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Dallas Mavericks: Luka Doncic hat die Lust am Spiel verloren

"Es ist sehr frustrierend. Manchmal glaube ich, dass nicht ich da auf dem Feld stehe", meinte zum Beispiel Luka Doncic nach dem Spiel am Freitag. "Ich habe eigentlich Spaß, lache auf dem Feld, aber in letzter Zeit war alles so frustrierend und das hat nicht nur mit Basketball zu tun. Ich rede nicht gerne über mein Privatleben, aber derzeit laufen viele Dinge nicht, wie ich es möchte."

Daran änderte sich auch am Sonntag nichts. Doncic startete 0/6 aus dem Feld, blieb im ersten Viertel ohne Field Goal, trottete einsam zur Bank und ignorierte die High Fives seiner Mitspieler. Es war bezeichnend für den Auftritt, der wie eine Wiederholung des Heimspiels vor zwei Tagen wirkte.

Ein hoher Rückstand, eine kleine Aufholjagd, welche am Ende nicht belohnt wurde. "Wir müssen so gierig wie noch nie für Siege sein", riet Tim Hardaway Jr., was die berechtigte Nachfrage zur Folge hatte, ob das denn in Charlotte der Fall war. "In der zweiten Halbzeit auf jeden Fall, aber wie vor zwei Tagen war es da schon zu spät."

Damit traf THJ den Nagel auf den Kopf. Der Guard war trotz schwachen Shootings noch einer der Lichtblicke der Mavs, die erstmals seit 49 Spielen wieder in Bestbesetzung antreten konnten. Dies hatten gerade Kyrie Irving und Coach Kidd immer wieder betont: Mit einem vollen Kader werde man noch einmal angreifen und einen Run starten. Davon war in Charlotte wenig zu sehen.

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Dallas Mavericks: Viele Individualisten, kein Team

Dallas wirkte wie eine Gruppe von Individualisten, die sich im Park zum Zocken treffen. Jede Menge Eins-gegen-Eins, wenig Ballbewegung und viel Basketball mit der Brechstange. Unmotivierte Dreier, teils aussichtslose Drives zum Korb, bei welchen einfach verzweifelt die Hände in die Luft geworfen wurden. Nur dank einer heißen Hand von Doncic (am Ende 40 Punkte, 12 Rebounds, 8 Assists) kamen die Mavs überhaupt wieder ins Spiel, ansonsten wäre das Licht schon viel früher ausgegangen.

Charlotte ackerte dagegen beim Rebound, zog Fouls, fand die zahlreichen Lücken in der Defense der Mavs und profitierte mehrfach von der fehlenden Abstimmung (siehe der entscheidende Alley Oop von Dennis Smith Jr.) oder aber teils verheerenden individuellen Fehlern (siehe Kyrie Irving hier).

Die Mavs besitzen das "Talent", sich dem Niveau des Gegners anzupassen - sowohl gegen die Großen, als auch gegen die Kleinen. Es kommt einfach keine Konstanz rein. Natürlich spielen die Verletzungen eine Rolle (andere hatten diese auch), allerdings ist vieles davon auch selbstverschuldet. Im Vergleich zum Vorjahr hat Dallas den zweit- (Jalen Brunson), dritt- (Dorian Finney-Smith) und viertbesten (Spencer Dinwiddie) im Prinzip gegen Irving getauscht, der es gegen Charlotte zum zweiten Mal in Folge nicht schaffte, 20 Punkte zu knacken und in den letzten zwei Minuten kaum noch den Ball berührte.

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© nba.com/stats
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Dallas Mavericks: Die Konsequenz des Schlingerkurses

Auch Kidd macht trotz seiner Ehrlichkeit (das ehrt ihn) keinen guten Eindruck. Christian Wood wird in der Rotation weiter hin- und hergeschoben (dafür wurde ein Erstrundenpick investiert), Dwight Powell spielte als Starter vier Minuten und auch Josh Green scheint ob seiner schwankenden Minuten jegliches Selbstvertrauen verloren zu haben. Vor gut zehn Monaten waren die Mavs eine verschworene Einheit, nun ein Ensemble Cast.

Man fragt sich, wer in der Kabine die Stimme erheben kann. Doncic scheint das nicht zu sein, zu oft agiert auch er wie eine launische Diva. Echte Vorbilder wie Brunson, Finney-Smith oder auch Dinwiddie sind nicht mehr da, gleiches gilt für den ehemalige Gute-Laune-Bär Boban Marjanovic oder auch Ex-Assistant-Coach Igor Kokoskov, unter dem Doncic 2017 mit Slowenien die EuroBasket gewann.

Die defensive Identität ist ebenfalls flöten gegangen (Platz 24 seit dem Kyrie-Trade), jeder Stop wirkt wie ein mittelschweres Wunder, was die Spanne für Fehler sehr klein werden lässt. Wenn dann auch nur einer der beiden Stars nicht performt, haben die Mavs sofort Probleme. Es ist die Konsequenz eines Schlingerkurses, der nun seit dem Porzingis-Trade 2019 anhält. Diese Spielzeit sollte eine Übergangssaison sein, stattdessen warf man das mit dem Irving-Trade komplett über den Haufen - trotz der Gefahr, dass der unberechenbare Kyrie im Sommer ohne Gegenwert gehen kann.

Auf dem Feld sah es für den Guard mit Ausnahme der Charlotte-Spiele sehr ordentlich aus, die Reaktion auf die Buhrufe der Fans von Uncle Drew zeigte aber einmal mehr, wie dünn die Haut des 31-Jährigen doch ist. Ansonsten sagt Kyrie zumindest die richtigen Dinge ("Wir müssen nun mit dem Mute der Verzweiflung spielen"), verlassen sollte man sich darauf aber nicht.

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Dallas Mavericks: Das Play-In ist in ernsthafter Gefahr

Schon heute kann und muss Irving Taten folgen lassen, wenn Doncic aufgrund seines 16. technischen Fouls zum Zuschauen verdammt ist. Ausrutscher können sich die Texaner zumindest nicht mehr erlauben. So sieht es derzeit im Rennen um die Play-In-Spots aus:

So sieht es derzeit in der Western Conference aus

PlatzTeamBilanzRückstand
6Golden State Warriors39-37-
7Minnesota Timberwolves38-370,5
8New Orleans Pelicans37-371
9Los Angeles Lakers37-381,5
10Oklahoma City Thunder37-381,5
11Dallas Mavericks36-392,5
12Utah Jazz35-393
  • Gegenüber OKC haben die Mavs den Tiebreaker bereits abgegeben (2-1), den gegen die Lakers haben die Texaner in der Tasche (3-1). Die Serie mit New Orleans wurde gesplittet (2-2).
  • Bei einem Three-Way-Tie mit OKC und den Lakers hätten die Mavs dagegen die Nase vorne (4-3), gleiches würde für das Szenario mit New Orleans gelten, wenn drei Teams die gleiche Bilanz nach 82 Spielen aufweisen. Auch für den unwahrscheinlichen Fall eines Four-Way-Ties (gab es das jemals?) würde es für die Mavs reichen.

Das alles sind aber nur Gedankenspiele, die sich Dallas selbst eingebrockt hat. Wer zweimal gegen Charlotte verliert, hat es eigentlich nicht verdient, in der Postseason zu stehen. Die kommenden Aufgaben werden um einiges härter und wenn man sich die vergangenen Spiele anschaut, schwinden die Chancen zunehmend.

Am Sonntag war der Tiefpunkt der Doncic-Ära, nun müssen Irving und Co. den Karren zunächst einmal bei einem weiteren Kellerkind aus dem Osten aus dem Dreck ziehen - in der kommenden Nacht bei den Indiana Pacers. Bei einer weiteren Pleite brauchen die Spieler der Mavs für ihre Urlaube womöglich keine Reiserücktrittsversicherung mehr.

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