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NBA - Wie Austin Reaves bei den Los Angeles Lakers LeBron James und Anthony Davis neidisch macht

Von Robert Arndt
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Austin Reaves wurde in seiner Karriere oft unterschätzt, inzwischen ist er bei den Los Angeles Lakers nicht mehr wegzudenken. LeBron James und Anthony Davis sind Fans vom unscheinbaren Guard und sogar etwas neidisch. Im Sommer wartet ein Zahltag und auch der DBB wird die Free Agency genau verfolgen.

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MVP-Rufe sind für Austin Reaves in Los Angeles nichts Neues. Die Lakers-Fans haben den 24-Jährigen schon lange in ihr Herz geschlossen, der Guard ist ein Publikumsliebling in der Stadt der Engel. Beim Spiel gegen Orlando am Sonntag hatten die Rufe kurz vor Schluss aber auch etwas Wahres. Reaves war der beste Spieler auf dem Feld, er sicherte mit den letzten zehn Lakers-Punkten einen überlebenswichtigen Sieg im Kampf um das Play-In.

35 Punkte erzielte der Guard, 16 davon an der Freiwurflinie. "Er hat uns heute getragen", freute sich Anthony Davis im Anschluss. "Wir wissen, was wir an Austin haben. Er ist extrem selbstbewusst und genau so hat er heute auch gespielt." Man kann tatsächlich die Frage stellen, wo die Lakers stehen würden, wenn Reaves in den vergangenen Wochen nicht so konstant abliefern würde.

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Austin Reaves: Sogar LeBron und Davis sind neidisch

Er ist die Konstante in einer weiteren turbulenten Lakers-Saison, in welcher die beiden Superstars, Davis und LeBron James, erneut nicht immer einsatzbereit sind. Inzwischen gibt es auch Argumente, dass der 2021 ungedraftete Guard der drittbeste Spieler der Lakers ist. Seit der Verletzung von James Ende Februar in Dallas legt Reaves 17,7 Punkte und 5,3 Assists bei 56 Prozent aus dem Feld auf. Und beinahe noch erstaunlicher: er marschiert über siebenmal pro Spiel an die Freiwurflinie.

Darum beneiden ihn sogar seine Star-Kollegen: "Bron und ich witzeln immer, dass wir auch gerne solche Calls bekommen würden", sagte Davis. "Aber als Guard - ich möchte nicht sagen, dass er das Spiel manipuliert - kann er sehen, wie das Spiel geleitet wird und dann das zu seinem Vorteil nutzen. So wie es die Trae Youngs und James Hardens dieser Welt eben machen."

Austin Reaves: Seine Statistiken in der NBA

SpieleMINPTSFG%3P%REBAST
6123,27,345,931,73,21,8
5427,812,051,838,03,02,9
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Austin Reaves: "Hillbilly Kobe" und ein echtes Powerplay

Ein Star wie die beiden von Davis genannten Beispiele ist "Hillbilly Kobe" aber nicht. Vielmehr ist Reaves, wie der Spitzname schon verrät, ein waschechter Junge vom Land, der in Newark, Arkansas (unnützes Wissen: es gibt 27 Newarks alleine in den USA), einem Nest mit 1.000 Einwohnern aufwuchs. Zusammen mit seinem Bruder Spencer, der inzwischen in der BBL in Bamberg spielt, führte Reaves seine kleine High School zu einigen Achtungserfolgen.

Die großen Colleges beachteten Reaves dennoch nicht, obwohl dieser einer der besten Scorer des Landes war und in einem Spiel 73 Punkte erzielte. Stattdessen griff Wichita State zu, doch nach zwei enttäuschenden Jahren erfolgte der Wechsel zu Oklahoma, die einen freieren Basketball spielen ließen. Das NBA-Interesse wurde größer, doch wie sein Idol Kobe Bryant ließ sich Reaves auf ein riskantes Pokerspiel ein.

Viele Teams wollten laut der L.A. Times Reaves früh in der zweiten Runde draften, Reaves' Agent pochte jedoch auf einen garantierten Deal und nahm damit in Kauf, dass der damals 23-Jährige überhaupt nicht gedraftet wurde. Das geschah mit dem Wissen, dass die Lakers bei Reaves angeklopft hatten und so ging für den Jungen vom Bauernhof direkt nach Hollywood.

Als Reaves' Agent wissen wollte, warum er überhaupt in die NBA wollte, antwortete er wie folgt: "Ich will jedem den Mittelfinger zeigen. Mein ganzes Leben hieß es, dass ich zu dünn, nicht athletisch genug sei. Mal hieß es, dass ich nicht genügend Skills habe. Es wurde immer nach Gründen gesucht, warum ich nicht gut genug sei, um es zu schaffen."

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Austin Reaves: Gelernt bei Trae Young und Harden

Zwei Jahre später wird er sogar von Davis und LeBron beneidet. Letzterer entpuppte sich früh als Fan, als er diesen bei einem Mini-Camp nach dem Draft spielen sah. LeBron sprach von einem Juwel und wie einst Alex Caruso funktioniert Reaves an der Seite des Superstars, auch wenn die beiden doch recht unterschiedlich sind.

Reaves ist nicht der elitäre Guard-Verteidiger wie Caruso, dafür weiß er mit dem Ball deutlich mehr anzufangen. Er kann das Spiel schnell machen, das Pick'n'Roll laufen und vor allem den Korb attackieren. Hier versteht es Reaves, wie von Davis angesprochen, Fouls zu ziehen, weil er mit allen Wassern gewaschen ist und durch schnelle Richtungswechsel seine Gegenspieler aus der Balance bringen kann.

So belegt Reaves inzwischen Platz 9 in der Kategorie Free Throw Attempt Rate (Verhältnis Wurfversuche zu Freiwürfe) und ist damit in bester Gesellschaft mit Superstars wie Joel Embiid, Giannis Antetokounmpo oder Jimmy Butler. "Ich habe Trae und James Harden intensiv studiert und versucht, das in mein Spiel zu integrieren", sagte Reaves nach dem Spiel gegen Orlando. Gleichzeitig steckt Reaves auch jede Menge ein, es vergeht gefühlt kein Spiel, in welchem er nicht einen Ellenbogen ins Gesicht bekommt.

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Austin Reaves: So teuer könnte es für die Lakers werden

Aufgrund der Kaderstruktur kommt Reaves zwar nur von der Bank, meist steht er in der Crunchtime aber auf dem Feld und besitzt nach den beiden Stars und Dennis Schröder laut Cleaning the Glass die besten On/Off-Splits im Team (+5,1). "Er ist ein toller Spieler und könnte locker ein Starter sein", lobte auch Coach Darvin Ham, der aber anfügte, dass es wichtiger sei, wenn Reaves am Ende auf dem Court ist.

Für die Lakers ist es Fluch und Segen zugleich. Reaves kassiert in dieser Saison gerade einmal knapp 1,6 Millionen Dollar und wird im Sommer Restricted Free Agent. Das bedeutet, dass L.A. die volle Kontrolle über dessen Rechte besitzt, allerdings können andere Teams die Lakers vor eine sehr unangenehme Entscheidung stellen. Hier die Eckpunkte:

  • Die Lakers können Reaves maximal einen Vierjahresvertrag über rund 50 Millionen Dollar anbieten. Mehr ist nicht möglich, da die Lakers aller Voraussicht nach über dem Cap liegen werden und damit Reaves nur eine "Early Bird Exception" anbieten können.
  • Andere Teams haben hier mehr Spielraum. Da Reaves nur zwei NBA-Jahre auf dem Buckel hat, kommt die sogenannte "Gilbert-Arenas-Provision" ins Spiel. Heißt: Es kann für die ersten beiden Jahre nur ein Gehalt in Höhe der Midlevel Exception geboten werden (11,3 und 11,9 Mio. Dollar). Danach kommt die "Poison Pill" ins Spiel, wo Teams Reaves für die Jahre 3 und 4 bis zum Maximum bezahlen könnten.

Das ist natürlich unrealistisch, aber ein Angebot über vier Jahre und sagen wir 60 Millionen Dollar ist durchaus möglich. L.A. könnte das matchen, aber wir haben bereits bei Caruso vor zwei Jahren gesehen, dass die Lakers im Zweifel auch finanziellen Zwängen unterworfen sind.

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Austin Reaves: Mit dem DBB zur WM?

Sowohl Reaves als auch die Lakers sind laut The Athletic an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert und auch aus deutscher Sicht könnte eine schnelle Einigung beider Parteien ein gutes Zeichen sein. Wie SPOX im Vorjahr berichtete, hat Reaves inzwischen einen deutschen Pass und könnte damit als "naturalisierter" Spieler einen Platz im Kader für die Weltmeisterschaft (Start: 25. August) einnehmen. Bei der EuroBasket ging dieser Spot noch an Nick Weiler-Babb.

Gegenüber der Bild bestätigte Reaves im Februar, dass eine WM-Teilnahme durchaus im Bereich des Möglichen sei: "Ich bin sehr interessiert und habe schon mit Dennis Schröder darüber gesprochen. Mit Bundestrainer Gordon Herbert hatte ich vor einem Jahr ein längeres Gespräch. Ich habe richtig Lust drauf."

Für den Moment liegt der Fokus aber auf der NBA, hier will Reaves schließlich helfen, dass die Lakers doch noch irgendwie die Playoffs erreichen. Sei es durch das Einstecken von gegnerischen Ellenbogen oder das Ziehen endloser Freiwürfe.