NBA

NBA - Der Drei-Team-Trade der Los Angeles Lakers um Russell Westbrook mit den Utah Jazz und den Minnesota Timberwolves in der Analyse

Von Robert Arndt
westbrook
© getty

Die Los Angeles Lakers haben also doch noch Russell Westbrook getradet. Mit D'Angelo Russell, Malik Beasley und Jarred Vanderbilt kommen gleich drei Neue nach Tinseltown. Was bedeutet das nun für die Lakers und was waren die Intentionen der Utah Jazz und der Minnesota Timberwolves? Der Trade in der Analyse.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Plan A mit Kyrie Irving scheiterte, doch die Los Angeles Lakers hatten noch andere Pläne in der Schublade. Zwar ist der Trade noch nicht offiziell, doch die diversen Medienberichte decken sich, wie der Deal aussehen soll. Dabei schnappen sich die Lakers mit D'Angelo Russell, Malik Beasley sowie Jarred Vanderbilt gleich drei neue Spieler und geben dafür Russell Westbrook, Juan Toscano-Anderson sowie Damian Jones ab.

Darüber hinaus wandert ein Erstrundenpick 2027 nach Utah, während die Jazz auch noch Mike Conley, Nickeil Alexander-Walker sowie drei Zweitrundenpicks nach Minnesota abgeben. Das klingt kompliziert, deswegen gibt es hier noch einmal den kompletten Deal in der Übersicht.

Der Trade in der Übersicht

Lakers erhaltenJazz erhaltenTimberwolves erhalten
D'Angelo RussellRussell WestbrookMike Conley
Malik BeasleyJuan Toscano-AndersonNickeil Alexander-Walker
Jarred VanderbiltDamian JonesZweitrundenpick 2024 (WAS oder MEM)
-First Rounder LAL 2027 (Top-4-geschützt)Zwetrundenpick 2025 UTA
--Zweitrundenpick 2026 UTA
D'Angelo Russell spielte bereits zwischen 2015 und 2017 für die Lakers.
© getty

Der Trade aus der Sicht der Los Angeles Lakers

Für die Lakers geht es gewissermaßen zurück zu den Wurzeln und das bezieht sich nicht nur darauf, dass man mit D'Angelo Russell einen alten Bekannten nach Hollywood zurückholt. Im Prinzip ist es die Korrektur des Westbrook-Trades vor knapp zwei Jahren, als man Kyle Kuzma, Kentavious Caldwell-Pope und Montrezl Harrell opferte, um den früheren MVP nach Los Angeles zu holen.

Nachdem der große Star (Kyrie Irving) nicht verfügbar war, entschieden sich die Lakers für den Weg, nicht einen großen Namen zu holen, sondern stattdessen auf drei solide NBA-Spieler zurückzugreifen. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen besteht die Rotation von Coach Darvin Ham nun grob gesagt nicht mehr aus zwei Stars und Minimalverträgen, sondern aus zwölf gestandenen NBA-Spielern.

In der NBA greift zwar nicht immer das Motto: "Man ist nur so gut wie das schwächste Glied in der Kette", aber Star-Power hat eben auch gewisse Limitationen, wie die Lakers im Vorjahr und auch zu Teilen in dieser Saison erfahren mussten.

Malik Beasley ist einer der besten Dreierschützen der NBA.
© getty

Das große Problem der Lakers in dieser Saison war bislang das Shooting. Sowohl bei der Frequenz als auch bei der Treffsicherheit belegten die Kalifornier einen der letzten fünf Plätze, was keine Erfolgsformel ist, wenn man einen der besten Creator aller Zeiten in LeBron James in seinem Team weiß. Den LeBron-Ball mit vier Schützen um den Superstar gab es in L.A. einfach nicht, das wurde durch diesen Trade deutlich verbessert.

Zu nennen ist hier vor allem Malik Beasley, der seit Jahren einer der gewissenlosesten Gunner der Liga ist. Seit nun vier Jahren ballert der Guard achtmal pro Partie von Downtown auf den Korb, seine Erfolgsquote von 38 Prozent über seine Karriere kann sich dabei durchaus sehen lassen. An der Seite von LeBron sollten die Würfe noch einmal leichter werden.

Gleiches gilt auch für Russell, der zwar defensiv weiter ein schwarzes Loch bleibt, aber an der Seite von Anthony Edwards die effizienteste Saison seiner Karriere absolvierte. D-Lo war weniger der klassische Point Guard, sondern eher ein Floor Spacer (39,1 Prozent 3P). Gleichzeitig kann der ehemalige Nr.2-Pick der Lakers auch eine Offense am Laufen halten, was für die Minuten ohne LeBron durchaus interessant ist.

Der Kader der Los Angeles Lakers

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
D'Angelo RussellAustin ReavesMalik BeasleyLeBron JamesAnthony Davis
Dennis SchröderLonnie Walker IVTroy Brown Jr.Rui HachimuraThomas Bryant
Patrick BeverleyMax Christie-Jarred VanderbiltWenyen Gabriel
Dennis Schröder könnte seine alte Rolle als Sixth Man einnehmen.
© getty

Die Frage wird sein, ob Russell als Starter Dennis Schröder ersetzen oder aber Eins-zu-Eins die Westbrook-Rolle einnehmen wird. Es gibt durchaus Argumente, dass Schröder besser aufgehoben wäre, wenn er ohne LeBron spielt und mehr den Ballvortrag übernimmt, da Russell der deutlich bessere Schütze und Schröder dynamischer ist. Noch ist nicht klar, was Ham mit seiner neuen Guard-Rotation vorhat.

Mit Vanderbilt erhalten die Lakers dazu einen Big Man, der vor allem von seinem Einsatz lebt und trotz nur 2,03 Meter einer der besten Rebounder der NBA ist. Werfen kann er zwar nicht, doch auch er dürfte Anthony Davis und LeBron entlasten, wenn zumindest einer der beiden eine Pause bekommt.

Ein weiteres Plus des Deals ist die neu gewonnene Flexibilität für die Lakers. Sowohl Beasley als auch Vanderbilt haben noch ein Jahr Vertrag, dazu sind ihre Deals sehr teamfreundlich und sollten bei Bedarf jederzeit tradebar sein. Dazu haben die Lakers mit dem Pick für 2029 einen First Rounder zurückhalten können, auch das hat durchaus seinen Wert.

LeBron James hat nun mehr Schützen an seiner Seite.
© getty

Spannend dürfte die Personalie Russell werden. Dieser wird im Sommer Free Agent und ist mit über 30 Millionen Dollar jährlich massiv überbezahlt. Die Lakers befinden sich hier in der sogenannten "Bird Rights Trap". Sollte D-Lo gehen, können sie seinen Platz kaum gleichwertig ersetzen, da sie finanziell eingeschränkt sind. Gleichzeitig können sie dem Guard aber alles bis zum Maximum anbieten (das wird nicht passieren), wodurch Russell erneut überbezahlt werden könnte.

Das ist aber alles erst einmal Zukunftsmusik. Aktuell lässt sich feststellen, dass die Lakers ihr Team deutlich verbessert bzw. ausbalanciert haben. Es fehlen zwar weiter gute Verteidiger, weswegen auch LeBron in der Defense viel Arbeit verrichten muss, allerdings ist dieses Team nun offensiv deutlich potenter und sollte mehr Waffen haben.

Derzeit beträgt der Rückstand auf die Play-In-Plätze nur 1,5 Spiele, was aufzuholen ist. Viel höher wird es aber nicht hinausgehen, da die Clippers auf Rang sechs schon 4,5 Partien Vorsprung haben. Durch die Moves der Mavs und vor allem der Suns haben auch andere Teams im Westen aufgerüstet, was einen tiefen Playoff-Run aus dieser wenig vorteilhaften Situation noch einmal erschwert. Auszuschließen ist nichts, dennoch gibt es weiter deutlich bessere Teams als die Lakers. Das macht den Deal nicht schlecht, da er die Zukunft nicht komplett verbaut hat.

Mike Conley zieht nun in Minnesota die Fäden.
© getty

Der Trade aus Sicht der Timberwolves

Die Wolves machten dagegen genau das, was zu erwarten war. Sie wollten Russell auf keinen Fall langfristig halten bzw. ihn bezahlen. Stattdessen wurde mit Mike Conley ein erfahrener Spielmacher geholt, der besser verteidigt und offensiv ein ähnliches Skillset wie D-Lo mitbringt. Der große Vorteil für Minnesota ist aber, dass Conley noch ein Jahr länger unter Vertrag steht, auch wenn Conley natürlich mit 24,4 Millionen Dollar für das kommende Jahr alles andere als günstig ist.

Womöglich ist er aber billiger, als es Russell gewesen wäre und das spielt ob der Gehaltssituation in Minnesota durchaus eine Rolle. Denn: Die Wolves liegen durch die Maximal-Verträge von Karl-Anthony Towns und Rudy Gobert nur knapp unter der Luxussteuergrenze, dazu wird Anthony Edwards auch seinen Zahltag bekommen - und zwar 2024, wenn der Vertrag von Conley ausläuft.

Der Kader der Minnesota Timberwolves in der Übersicht

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Mike ConleyAnthony EdwardsJaden McDaniels(Karl-Anthony Towns)Rudy Gobert
Austin RiversJaylen NowellKyle AndersonTaurean PrinceNaz Reid
Jordan McLaughlinNickeil Alexander-WalkerWendell Moore Jr.Josh MinottNathan Knight
Anthony Edwards
© getty

Sportlich hilft es für diese Spielzeit, auch weil Conley bereits im Vorjahr gutes Zusammenspiel mit Gobert zeigte, während Russell nie wirklich mit dem Franzosen warm wurde. Das ist die kurzfristige Sicht der Dinge, gleichzeitig schafft es für die Zukunft Probleme, weil Conley mit 35 Jahren sicherlich nicht mehr besser wird.

Stattdessen legen die Wolves den Ball noch einmal mehr in die Hände von Edwards, der in den letzten Wochen ohnehin mehr und mehr die Verantwortung übernahm. Wie das dann mit dem langzeitverletzten Towns aussieht, ist ohnehin nicht abzuschätzen. Letztlich hat sich an der Zukunft der Wolves sportlich wenig verändert. Minnesota dürfte ein gutes Team, aber vom Contender-Status ein gutes Stück entfernt sein, solange Edwards nicht den Schritt zu einem absoluten Superstar macht.

Danny Ainge hat die Utah Jazz komplett umgekrempelt.
© getty

Der Trade aus der Sicht der Utah Jazz

Die Jazz gehen dagegen genau in die Richtung, welche man vor der Saison vermutet hatte. Mit Conley, Beasley und Vanderbilt wurden drei Rotationsspieler abgegeben, wobei gerade Conley eine wichtige Rolle bei den Jazz einnahm und Struktur ins Spiel des Teams brachte. Der Gegenwert ist mit einem stark geschützten Erstrundenpick zwar nicht die Welt, aber Utah hat durch die Trades von Donovan Mitchell und Gobert schon so viele First Rounder (15), dass sie gar nicht so viele Spieler ziehen können.

Interessant ist auch, dass sich die Jazz sogar von drei Zweitrundenpicks trennten, um diesen Deal zu ermöglichen. Es könnte ein smarter Move sein, da sie so Minnesota kurzfristig halfen (wir haben das oben erörtert), langfristig könnte es den Wolves aber schaden. Und wer hält alle Draft-Picks der Wolves für die kommenden Jahre? Richtig, die Jazz.

Viele Spiele werden die Jazz in dieser Saison nicht mehr gewinnen, schon jetzt liegen sie im Westen nach einem starken Start nur noch auf Platz elf. Die Lakers werden mit ziemlicher Sicherheit vorbeiziehen, sodass Utah am Ende doch eine der schlechteren Bilanzen haben könnte. Zumindest die siebtbesten Chancen auf den ersten Pick sollten die Jazz erreichen. Das sind immerhin rund 7,5 Prozent, damit kann man arbeiten. Weitere Trades (Rudy Gay, Kelly Olynyk) sollten nicht ausgeschlossen werden.

Der Kader der Utah Jazz in der Übersicht

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Collin SextonJordan ClarksonLauri MarkkanenKelly OlynykWalker Kessler
Russell WestbrookTalen Horton-TuckerOchai AgbajiJuan Toscano-AndersonDamian Jones
Leandro BolmaroSimone FontecchioRudy GayUdoka Azubuike
Russell Westbrook wird wohl kein Spiel für die Utah Jazz absolvieren.
© getty

Der Trade aus der Sicht von Russell Westbrook

Und was passiert mit Westbrook? Es ist wahrscheinlich, dass der kommende Hall of Famer nicht einmal am Salzsee auflaufen wird. Sind wir ehrlich, es wäre auch ein komisches Bild. Die Jazz haben eigentlich keine Verwendung für den Oldie, mit Jordan Clarkson und Collin Sexton stehen bereits zwei Score First Guards im Kader. Ohnehin soll es ja eher um einen Rebuild gehen, Westbrook ist davon kein Teil.

Ein weiterer Trade des Guard ist ob seines astronomischen Gehalts unwahrscheinlich, stattdessen dürfte ein Buyout schon bald eine Option sein. Bis zum 1. März besteht diese Option, danach könnten Spieler nicht mehr für die Playoffs gemeldet werden. Laut Chris Haynes (Bleacher Report) beschäftigen sich die Chicago Bulls und die L.A. Clippers mit Westbrook. Die Clippers suchen nach dem Wall-Desaster noch einen Guard, ob aber Westbrook hier die Lösung ist, darf angezweifelt werden.

Ähnlich sieht es in Chicago aus, wo es ohnehin schon genügend defensivschwache Guards gibt, aber einen Versuch ist es wert, da die Möglichkeiten der Bulls ohnehin begrenzt sind. Für Westbrook ist es dagegen bereits der vierte Trade, seit er 2017 seine Supermax-Verlängerung in OKC unterschrieb.

Artikel und Videos zum Thema