Die Spieler wurden während des All-Star Games 2023 immer wieder ans Mikrofon geholt, davon braucht es in Zukunft mehr. Auch der Draft vor der Partie profitiert vom Chaos. Das Spiel selbst (184:175 für Team Giannis) macht dagegen nicht jedem Spaß, das gilt wohl auch für die Spieler.
NBA All-Star Game 2023: Lasst die Spieler reden!
Wie schon am Freitag bei der Rising Stars Challenge wurden erstmals beim All-Star Game einige Spieler während der laufenden Action und teilweise sogar selbst auf dem Parkett per Mikrofon in die TV-Übertragung eingebunden. Und wie am Freitag, als unter anderem Jose Alvarado für jede Menge Lacher sorgte, war diese Aktion auch am Sonntag ein Erfolg.
Luka Doncic hatte diese Ehre beim All-Star Game als Erstes, er wurde nach der ersten Auszeit des Spiels live in die Übertragung zugeschaltet, während er auf dem Parkett stand. Ab und zu war er zu konzentriert zum Reden, aber er fand auch Zeit für ein paar lustige Antworten.
Die Kommentatoren baten ihn beispielsweise zu beschreiben, was gerade in seinem "genialen Gehirn" passiert, Doncic antwortete trocken: "Ich dribble gerade nur den Ball". Wenig später kündigte Doncic an, vermutlich scherzhaft, dass er in zwei bis drei Jahren bereit sei, beim Dunk Contest mitzumachen.
NBA All-Star Game 2023: Noch mehr Mikrofone!
Meist interessanter als das Spiel waren die Gespräche mit den Spielern live auf dem Parkett oder an der Seitenlinie. Die TV-Crew, bei der mit Candace Parker erstmals eine Frau dabei war, versuchte fleißig, die besten Highflyer für den nächsten Dunk Contest zu rekrutieren, doch feste Zusagen gab es keine. Anthony Edwards sagte bestimmt, dass er nie mitmachen würde, da er lieber im Spiel seine Gegner auf ein Poster bringe.
Aber auch andere kreative Fragen wurden gestellt und es war nicht zum ersten Mal zu beobachten: Die Spieler sind am All-Star-Wochenende so entspannt wie nie während der Saison und sprechen offener als sonst über das ein oder andere ernste Thema. Die Einblicke durch die Gespräche mit den Athleten waren vielleicht das Highlight des All-Star Games und das muss von der Liga noch weiter genutzt werden.
Defense wird eh kaum gespielt und in der Offense reichen meistens Einzelaktionen zum Erfolg, es könnte also durchgehend ein Spieler als zusätzlicher Kommentator auf dem Parkett agieren. Wo sind überhaupt die Grenzen, muss es die geben bei einem All-Star Game? Wieso lässt man nicht die Spieler, die gerade auf der Bank sitzen, das Spiel kommentieren? Am besten sollen sie direkt einen Podcast oder eine Talkshow aufnehmen! Sportlich versinkt das ASG ohnehin immer mehr in der Bedeutungslosigkeit ...
NBA All-Star Game 2023: Ist das überhaupt Basketball?
"Das war das schlimmste Basketballspiel, das ich jemals gesehen habe", sagte Team-Giannis-Coach Michael Malone (Denver Nuggets) nach dem All-Star Game 2023, bei dem sein Team fast 100 Punkte in der ersten Halbzeit erzielte. Malone kritisierte damit vor allem die fehlende Defense bei dem Showspiel und befürchtete: "Ich weiß nicht, ob man das reparieren kann."
Der nicht-existente Einsatz in der Verteidigung war tatsächlich noch auffälliger als in den Vorjahren, die Gründe dafür sind natürlich weder unbekannt noch zu wenig diskutiert. Die Spieler sind mitten in einer körperlich wie mental anstrengenden Saison und wollen sich an diesem Wochenende entspannen und vor allem nicht verletzten, was dennoch hin und wieder passiert. Wie auch bei LeBron James, für den King sieht es immerhin nicht nach einer längeren Ausfallzeit aus.
Selbstverständlich ist aber auch, dass nicht jeder All-Star die Partie in der Defense einfach abschenkt. Malone nannte Joel Embiid von Team LeBron als einen der Spieler, der seine Mannschaftskollegen dazu ermutigte, härter zu verteidigen. Auch Jaylen Brown zeigte sich nach seiner zweiten Teilnahme an einem All-Star Game nicht zufrieden mit der Partie.
"Das ist kein Basketball", sagte der Celtics-Guard, der das Spiel eher als glorifizierten Korblegerlauf sah. Brown erhoffe sich für die Zukunft mehr Intensität auf dem Court.
NBA All-Star Game 2023: Ein Elam Ending reicht nicht
Dabei hatten die Verantwortlichen der Liga vor ein paar Jahren doch eine Lösung überlegt, wie das Spiel kompetitiver werden soll. Mit dem Elam Ending wird statt eines gewöhnlichen vierten Viertels ein Abschnitt ohne laufende Spieluhr ausgetragen, bis ein Team einen gewissen Zielwert erreicht hat. Der Zielwert ergibt sich aus dem Punktestand des führenden Teams nach drei Vierteln summiert mit 24, zu Ehren von Kobe Bryant.
Beim diesjährigen Spiel führte Team Giannis nach 36 Minuten mit 158:141, das erste Team bei 182 Punkten wurde also zum Sieger. Das Elam Ending soll beim All-Star Game für mehr Intensität im letzten Viertel sorgen, da die Spieler in der Theorie ab einem gewissen Punkt härter verteidigen, wenn sie nur noch wenige Punkte von der Niederlage entfernt sind. Das funktionierte bereits gut in der Vergangenheit. Dieses Jahr auch, allerdings nur für wenige Minuten.
Das war bei der hohen Führung von Team Giannis abzusehen, ein Comeback mit nur 24 Punkten Spielraum ist gerade beim versammelten Offensivtalent eines All-Star Games extrem schwierig. Dementsprechend legte Team LeBron erst ganz kurz vor Ende einen Zahn zu in der Verteidigung. Auch ohne viel Defense vor Schluss war zu spüren, wie das Elam Ending jedoch für Spannung zum Ende sorgte.
Als Team Giannis nur noch wenige Punkte brauchte, fieberten die Fans in Salt Lake City bei jedem Wurf mit, durch das Elam Ending ist ein Gamewinner garantiert. Doch diese Begeisterung betraf in diesem Fall kaum mehr als die letzte Spielminute. Was lässt sich für die anderen knapp 45 Minuten des Spiels machen?
Denkbar wäre ein Elam Ending in jedem Viertel, wodurch die Abschnitte zu vier Minispielen werden. Ganz simpel: Falls ein Team direkt drei Viertel gewinnt, gewinnt es das Spiel. Falls jedes Team zwei Viertel gewinnt, gibt es ein entscheidendes fünftes Viertel, was auch kürzer als die anderen sein könnte. Die NBA sollte sich nicht scheuen, mit dem Format zu experimentieren. Denn selbst der Head Coach eines All-Star Teams gibt zu, dass es schlimmer nicht mehr werden kann.
NBA All-Star Game 2023: Der Draft erblüht im Chaos
Der Draft der All-Star Teams erweist sich seit seiner Einführung immer wieder als interessant und unterhaltsam, das änderte sich auch in diesem Jahr mit einigen Anpassungen nicht. Ganz im Gegenteil! Vor der diesjährigen Ausgabe wurde der Draft erstmals direkt vor Spielbeginn gehalten und in Anwesenheit der zu draftenden Spieler. Zudem wurden erstmals die Reservisten vor den Startern gewählt.
Damit wollte die Liga eine unangenehme Situation verhindern, in der einer der Reservisten als letzter Pick übrig bleibt. Eine unangenehme Situation wurde damit nicht verhindert, dieses Mal betraf es eben die Starter. Dabei handelte es sich nur um ein Missverständnis, wie sich später herausstellte.
Zunächst schien es so, dass sich Nikola Jokic nicht respektiert fühlte. Dann holte er sich einen Lacher ab, allerdings etwas auf die Kosten eines anderen All-Stars. Als nur noch er und Lauri Markkanen übrig waren und LeBron an der Reihe war mit seinem nächsten Pick, schien Jokic selbst für James zu entscheiden und schlenderte rüber zur Seite des Kings, während der noch auf seine Notizen blickte.
Lachend bestätigte James, dass er Jokic auswählen wollte. Und Markkanen? Der sah schon etwas einsam aus als einziger verbliebener Spieler hinten auf der Bühne, aber er nahm es sportlich mit einem Lächeln. Und auch Giannis machte das Beste aus der Situation, indem er seinen letzten Pick noch einmal mit voller Begeisterung ins Mikrofon brüllte und den Finnen herzlich in seiner Mannschaft begrüßte.
Die Aktion von Jokic könnte als leicht arrogant interpretiert werden, dabei war sie wohl komplett ohne Hintergedanken. Jokic erklärte nach dem Spiel, dass er Markkanen nicht gesehen habe und dachte, er wäre der letzte verbliebene Spieler und damit automatisch bei James. Er fühle sich schlecht dafür und schien gar nicht angegriffen, dass er nicht früher ausgewählt wurde. "Ich würde mich auch nicht picken", sagte er schmunzelnd: "Ich bin nicht gemacht für so ein Spiel." Auch irgendwie bezeichnend, dies aus dem Mund des zweifachen, vielleicht bald dreifachen MVP zu hören.
NBA All-Star Game: Die Kader von Team LeBron und Team Giannis
Team LeBron | Team Giannis | |
Starter | ||
Joel Embiid | Jayson Tatum | |
Kyrie Irving | Ja Morant | |
Luka Doncic | Donovan Mitchell | |
Nikola Jokic | Lauri Markannen | |
Reservisten | ||
Anthony Edwards | Damian Lillard | |
Jaylen Brown | Jrue Holiday | |
Paul George | Shai Gilgeous-Alexander | |
Tyrese Haliburton | DeMar DeRozan | |
Julius Randle | Pascal Siakam | |
De'Aaron Fox | Bam Adebayo | |
Jaren Jackson Jr | Domantas Sabonis |