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NBA - Aaron Gordon wird zum Schlüsselspieler der Denver Nuggets: Eimer auf A…

Von Ole Frerks
Aaron Gordon spielt in Denver die beste Saison seiner Karriere.
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Schon vor knapp zwei Jahren holten die Denver Nuggets per Trade Aaron Gordon, der das Team auf die nächste Stufe heben sollte. Erst in dieser Saison zeigt sich, wie gut der Highflyer tatsächlich zu seinem neuen Team passt - weil dieses endlich komplett ist.

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Gordon spielt den besten Basketball seiner Karriere und ist aktuell wohl sogar der zweitbeste Spieler beim besten Team der Western Conference. Als Folge könnte er zum All-Star Game eingeladen werden - allerdings haben Gordon und die Nuggets wichtigere Ziele vor Augen ...

Aaron Gordon hat bei den Nuggets sein NBA-Zuhause gefunden.
© getty

Basketball kann manchmal ein sehr einfaches Spiel sein. Das gilt insbesondere dann, wenn Spieler eine Zeit lang miteinander gespielt haben und ein Verständnis füreinander entwickeln, das sie Situationen etwas schneller lesen lässt als andere. Es hilft natürlich auch, wenn einer der besten Passer der NBA-Geschichte in diese Prozesse involviert ist.

Was die Nuggets offensiv machen, sieht oft sehr einfach aus - eben dank Nikola Jokic. Es gibt abgesehen von 360-Windmill-Dunks nichts, was der Serbe nicht kann, es gibt vor allem keinen Pass, den er nicht spielen kann oder will. Er ist der Grund, warum die Nuggets trotz eines recht verhaltenen Starts mittlerweile fast die Celtics für die beste Offense der Liga eingeholt haben. Ein virtuoser Dirigent, der besser spielt als in seinen beiden MVP-Jahren.

Jeder Dirigent braucht indes ein Orchester, so wie Jokic Empfänger für seine Pässe braucht ... und hier kommt Aaron Gordon ins Spiel. Ein Spieler, der wie für den Joker gemacht zu sein scheint.

Es gibt fast keine Kombination häufiger als Jokic auf Gordon.
© nba.com/stats

Nikola Jokic und Aaron Gordon: Die perfekte Kombination

Es wirkt ein bisschen so, als würde es Plays dieser Art in jedem Spiel geben. Das liegt daran, dass es tatsächlich so ist: 74 Field Goals hat Jokic Gordon in dieser Spielzeit bisher aufgelegt (laut PBPStats), nur vier Spieler-Kombinationen kommen auf mehr Abschlüsse. Stolze 64 davon führten zu Field Goals am Ring, das ist sogar Platz 1 in der Liga.

Gordon passt exzellent zu Jokic, weil er nicht nur einer der besten Athleten der Liga ist, sondern auch überragend versteht, wie er sich abseits des Balles zu bewegen hat. Die Nuggets können diese Kombination mit viel Shooting umgeben, folglich bietet sich immer wieder Platz für dynamische Cuts Richtung Korb, die Gordon mit tödlicher Effizienz für sich nutzen kann.

1,59 Punkte pro Play machen die Nuggets aus Aktionen, die Gordon als Cutter abschließt - laut nba.com/stats Höchstwert in der NBA für alle Spieler mit mindestens zwei dieser Aktionen pro Spiel. Es verwundert nicht, wenn man Gordon und Jokic spielen sieht, die in dieser Saison ein gemeinsames Offensiv-Rating von 124,5 (!) haben.

In Denver kann Gordon offensiv permanent das machen, was er am besten kann. Er nimmt prozentual die mit Abstand meisten Abschlüsse seiner Karriere am Ring, wirft fast nur Dreier, wenn diese nötig beziehungsweise offen sind. Er wirkt im Teamkonzept perfekt aufgehoben, hat seine Rolle als offensiver Zielspieler und Hustler gefunden.

Das war längst nicht immer so.

Aaron Gordon wurde bei den Orlando Magic nicht der erhoffte Franchise Player.
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Aaron Gordon: Gefangen in der falschen Rolle

Gordon ist ein klassisches Beispiel für einen Spieler, der durch seine Draft-Position gewissermaßen für die falsche Rolle gecastet wurde. Es ist ein bisschen vergleichbar mit Andrew Wiggins, der als Nr.1-Pick über Jahre enttäuschte, bevor er in Golden State die perfekte Rolle fand. Auch Gordon sollte einige Jahre etwas darstellen, was er nicht war.

Die Orlando Magic wählten ihn 2014 an Position 4 nach Wiggins, Jabari Parker und Joel Embiid - in der Hoffnung, in ihm einen künftigen Franchise Player ins Team zu holen (den hätte es an Position 41 gegeben: Jokic!). Doch so ein Spieler war und wurde Gordon nicht, erst recht nicht in einem Team, das keinen erkennbaren Plan für ihn hatte und immer wieder wurfschwache Spieler holte, die Gordons Entwicklung und teilweise auch seine Position auf dem Feld blockierten.

Gordon war kein Bust, aber der heute 27-Jährige blieb über sechseinhalb Jahre in Orlando gewissermaßen in seiner Entwicklung stecken und wurde nie von einem Team umgeben, das seine Stärken nutzen und seine Schwächen kaschieren konnte. Es war auch nach sieben Jahren in der Liga nicht vollends klar, wie gut er war beziehungsweise wie seine Rolle idealerweise aussehen sollte.

Die Nuggets jedoch hatten eine Vorstellung davon - und dürfen sich schon jetzt dafür beglückwünschen, dass sie Gordon im März 2021 für den überschaubaren Preis Gary Harris, R.J. Hampton sowie einen 2025er Erstrundenpick aus Orlando loseisen konnten. In dieser Spielzeit ist Gordon endgültig angekommen.

Aaron Gordon zeigte gegen die Suns vor kurzem den vielleicht besten Dunk der Saison.
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Aaron Gordon in Denver: "Die Seele unseres Teams"

Auch in Denver war das nicht immer so. Als Gordon 2021 geholt wurde, konnten die Nuggets nur ein paar Spiele mit der vollen Kapelle absolvieren, ehe Jamal Murray erst ein paar Spiele mit Knieproblemen pausierte und sich im April dann das Kreuzband riss. Michael Porter Jr. verpasste ebenso wie Murray fast die komplette Vorsaison.

Diese Ausfälle führten dazu, dass Gordon über zwei Jahre vor allem in den Playoffs wieder etwas zu sehr "aufrücken" und raus aus seiner Komfortzone musste und dass es die voll realisierte Version der Nuggets nie zu sehen gab - bis zu dieser Spielzeit. Murray und MPJ sind zwar noch nicht die alten, aber sie sind zurück und ermöglichen es Gordon, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Er kann durchaus passen, aber in erster Linie schließt er Plays ab. Er holt zudem die meisten Offensiv-Rebounds seiner Karriere und trifft Career-Highs bei Zweiern (65 Prozent!) und Dreiern (37 Prozent). Und er ist einer der Gründe dafür, warum sich Denver langsam auch defensiv in den Bereich des Respektablen bewegt. "Er ist die Seele unseres Teams", schwärmte Jokic kürzlich von seinem Teamkollegen.

Die Nuggets wollen mit dem Kern Jamal Murray und Nikola Jokic endgültig ganz nach oben.
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Aaron Gordon: Der nächste Wiggins?

Nicht wenige fordern mittlerweile daher, dass Gordon zum All-Star Game fahren sollte. Das ist indes eher unwahrscheinlich - es gibt schlichtweg überragende Konkurrenz im West-Frontcourt, Gordon wird auch trotz seiner legendären Dunk Contest-Performances oder seines legendären Dunks über Landry Shamet kein Voting-Phänomen werden wie Wiggins im Vorjahr. Das ist allerdings auch in Ordnung; Gordon ist ja im klassischen Sinne kein Star, sondern eher ein Star in seiner Rolle.

Und es gibt ohnehin wichtigeres. Der Westen wirkt offen wie selten, die Nuggets stehen oben und haben die wohl beste Stärke, die irgendein Team in der Conference hat - ihre Offense. Diese ist so überragend, dass sie vielleicht auch eine mittelmäßige Defense bis in die Finals tragen könnte ... allerdings muss die Defense erst noch diesen Punkt erreichen.

Gordon spielt mit seiner Switchability auch dabei eine Schlüsselrolle. Es wäre jedoch unangemessen, ihn als X-Faktor der Nuggets zu bezeichnen - dafür ist er längst zu gut, zu konstant, zu verlässlich. Gordon ist schlichtweg ein perfekter Fit und das Komplementärstück, das Denver neben seiner Big Three gesucht hat. Und er zeigt: Manchmal lohnt es sich, mit der Bewertung eines Spielers einen Ticken länger zu warten.

Aaron Gordon: Statistiken bei den Denver Nuggets 22/23

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