NBA

NBA - Gewinner und Verlierer am Christmas Day: Ein Experiment der Los Angeles Lakers geht komplett schief

Von Philipp Jakob / Robert Arndt
Luka Doncic ist bei den Mavs zu oft auf sich allein gestellt - am Christmas Day lieferte aber vor allem ein Teamkollege spät ab.
© getty

Die Christmas Games sind in den Büchern und wir blicken auf die Gewinner und Verlierer des prestigeträchtigen Spieltags. Ein Lakers-Experiment geht komplett in die Hose und im direkten MVP-Duell gibt es einen klaren Sieger.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Außerdem: Die Sixers können auf den "Minivan" bauen und ein Star der Memphis Grizzlies muss eine Schwäche in seinem Spiel endlich abstellen.

Tim Hardaway Jr. fehlt in dieser Saison noch die Konstanz.
© getty

Gewinner: Tim Hardaway Jr. (Dallas Mavericks)

Die Mavs hatten im Vorjahr kein tiefes Team, sie sind es auch in diesem Jahr nicht. Umso mehr machte sich der Ausfall von gleich drei Rotationsspielern (plus Kemba Walker) bemerkbar. Coach Jason Kidd vertraute nur neun Spielern, darunter Edel-Handtuchwedler Theo Pinson, Two-Way-Player McKinley Wright und Davis Bertans. In Maxi Kleber, Dorian Finney-Smith und und Josh Green fehlten gleich drei Verteidiger für den Flügel, sodass Tim Hardaway Jr. die meiste Zeit LeBron James verteidigen musste. Nicht optimal.

Es war kein Zufall, dass James (38 Punkte) nach Belieben scorte. Aber das ist auch nicht Hardaways Jobbeschreibung. Der Shooter soll offene Dreier treffen, in späten Wurfsituationen Abschlüsse für sich kreieren. Das war die Hoffnung, nachdem der 30-Jährige wegen einer schweren Verletzung die Postseason verpasste und vor 22/23 als "Neuzugang" gepriesen wurde.

Auch er sollte helfen, das abhanden gekommene Scoring von Jalen Brunson aufzufangen. Wirklich gelungen ist das THJ noch nicht, an die starke Saison 2020/21, die ihm einen 75-Millionen-Vertrag über vier Jahre einbrachte, konnte er bisher nicht anknüpfen. 13,5 Punkte bei einer Quote von knapp 38 Prozent aus dem Feld genügen den Ansprüchen einfach nicht.

Hardaway bleibt streaky, aber wenn er heiß läuft, dann ist Dallas ein gefährliches Team. 4 Dreier verwandelte der Shooter im dritten Viertel, über 48 Minuten waren es 6 für 26 Punkte (10/19 FG, 6/14 3P). Zusammen mit Reggie Bullock darf er als Puls für Dallas' Offense gelten. Erzielt Hardaway mehr Punkte als sein Schnitt, also 14 Zähler, dann stehen die Mavs bei 12-3. Gelingt es ihm nicht, stehen die Mavs bei 6-16.

Darvin Ham versuchte gegen die Dallas Mavericks ein Lineup mit fünf Guards.
© getty

Verlierer: Lakers-Lineups

Können die Lakers den Kopf über Wasser halten, solange Anthony Davis fehlt? Im Moment sieht es nicht gut aus, da kann LeBron James noch so viele 30-Punkte-Spiele am Stück auflegen. Seit Davis' Verletzung verbucht LeBron im Schnitt 34 Punkte und 8,3 Assists bei 57,1 Prozent aus dem Feld, dennoch gewannen die Lakers nur eines dieser vier Spiele durch einen glücklichen Gamewinner von Thomas Bryant gegen die ebenfalls kriselnden Washington Wizards.

LeBron spielt natürlich nicht mehr in seiner Prime, dennoch haben die Lakers in diesen Spielen mit James ein leicht positives Net-Rating (+0,3). Sitzt James dagegen auf der Bank wird es schnell finster. Ein Net-Rating von -23,5 in 101 Minuten ist ein Debakel, vom Defensiv-Rating von 129,2 wollen wir hier gar nicht sprechen.

Auch in Dallas beendete LeBron die Partie mit einem positiven Plus-Minus-Wert (+2). Coach Darvin Ham ist weiter auf der Suche nach spielbaren Lineups ohne seinen Superstar, doch die Möglichkeiten bleiben begrenzt. "Ohne AD fehlt es uns an Länge, also müssen wir andere Wege finden", meinte James. So versuchte es Coach Ham in Dallas im vierten Viertel mit einer Aufstellung bestehend aus fünf Guards (Beverley, Westbrook, Walker, Reaves, Schröder).

"Wir wollten schneller spielen. Jeder der Jungs kann Rebounds holen und Tempo machen", erklärte Ham seinen Ansatz. Wer dann aber das Spiel sah, konnte einen dominierenden Christian Wood erblicken. Nach nur zwei Minuten beendete Ham das Experiment. Und die Zahlen? Die sagten, dass die Lakers in diesen Minuten sogar mithalten konnten (Net-Rating: 0). Für die Lakers in dieser Verfassung ist das sogar schon ein Gewinn.

Jayson Tatum packte Giannis Antetokounmpo mit diesem Dunk auf ein nettes Poster.
© imago images

Gewinner: Jayson Tatum (Boston Celtics)

Es war das Duell der beiden wohl heißesten MVP-Kandidaten in dieser Saison - und es war überraschend einseitig. Jayson Tatum explodierte im dritten Viertel für 20 seiner 41 Zähler und erweiterte seine Poster-Sammlung. Nach seinem Playoff-Dunk über LeBron James 2018 dürfte auch der Slam gegen Giannis Antetokounmpo ein besonderes Plätzchen bekommen.

Überhaupt lief es bei den Celtics. Die Rollenspieler trafen wieder und im vierten Viertel übernahm dann Jaylen Brown. Das waren wieder die Celtics der ersten Wochen. "Wir wissen, dass die Saison lang ist und wir auch schlechtere Phasen haben werden. Es darf nur kein Schneeballeffekt entstehen. Es hilft aber auch, wenn man Würfe trifft", sagte Tatum.

Giannis Antetokounmpo hatte gegen die Boston Celtics einen schweren Stand.
© getty

Verlierer: Giannis Antetokounmpo (Milwaukee Bucks)

Auf der Gegenseite traf Antetokounmpo nur 9 seiner 22 Versuche. Das reichte erneut für 27 Punkte, doch der Grieche nahm nur 8 Versuche (nur 2 Treffer) in der Zone. Die Celtics-Defense verstand es, die berüchtigte Mauer aufzubauen. Mit Grant Williams, Al Horford, Rob Williams und Tatum haben die Celtics auch jede Menge Optionen, um Giannis zu ärgern.

14 seiner 22 Würfe waren tatsächlich Sprungwürfe, wobei es vor allem aus der Mitteldistanz lief (6/9). Damit konnten die Celtics aber bestens leben, da Giannis so weniger penetrierte und damit auch seltener dem Ball Leben verlieh, indem er durch Kickouts für Rotationen in der Celtics-Defense sorgte.

Positiv aus Bucks-Sicht: Wie schon in den Playoffs fehlte mit Khris Middleton ein essentieller Spieler für den Champion von 2021. Mit seiner Präsenz sollte es Antetokounmpo auf lange Sicht leichter haben.

Jaren Jackson Jr. steckt zu oft in Foulproblemen.
© getty

Verlierer: Jaren Jackson Jr. (Memphis Grizzlies)

Es bleibt ein Dauerthema und ist auch für den neutralen Zuschauer extrem frustrierend. Jaren Jackson Jr. ist ein grandioser Verteidiger, hat aber die Neigung, viel zu einfache Fouls zu kassieren und sich damit selbst aus dem Spiel zu nehmen. Auch an Weihnachten verteilte der Big Man Geschenke an die Warriors und stand letztlich nur 20 Minuten auf dem Feld.

Sein viertes Foul nach nur elf Sekunden in der zweiten Halbzeit war bezeichnend. Bei einem ungefährlichen Handoff von Draymond Green am Perimeter griff JJJ völlig unmotiviert nach dem Ball, Green nahm das dankend an. Gleiches Spiel zum Ende des dritten Viertels, als Jackson einfach das Jersey von James Wiseman zog. Das darf einfach nicht passieren, vor allem nicht einem so wichtigen Spieler (bestes Net-Rating bei den Grizzlies: +12).

Denn auch in seinen wenigen Minuten zeigte Jackson Jr. mal wieder, dass er das Potenzial hat, in den kommenden Jahren Defensive Player of the Year zu werden, wenn er nur weniger foult und beim Rebounding eine Schippe drauf legt. Hier nur mal ein Beispiel. Wie viele Big Men können sich so geschmeidig bewegen und einen Guard wie Jordan Poole mit solch einer Leichtigkeit vor sich halten? Dass Dillon Brooks dennoch Hilfe schickt und dafür Klay Thompson verlässt, ist eine andere Sache ...

Jordan Poole gibt derzeit den Ersatz-Curry für die Golden State Warriors.
© getty

Gewinner: Jordan Poole (Golden State Warriors)

Womöglich hat die Verletzung von Stephen Curry auch etwas Gutes. Seitdem der Chefkoch von der Seitenlinie zuschaut, hat sich Jordan Poole eingegroovt und erinnert wieder mehr an den Spieler, der im Vorjahr beinahe den Award des Most Improved Players gewonnen hatte. Schritt eins: Es wurde kein einziger Schrittfehler gegen Poole gepfiffen - gab es in dieser Saison auch noch nicht so oft.

Spaß beiseite, Poole kreiert wieder effizient für sich und zeigt wieder vermehrt seine überragenden Bewegungen abseits des Balles, um seine Gegenspieler abzuschütteln. Es ist die Steph-Curry-Schule und vermutlich war es kein Zufall, dass man die beiden mehrfach miteinander reden sah, als das Spiel gestoppt war.

Alles gelang nicht, nicht zuletzt warf die unnötige Ejection ein schlechtes Licht auf Poole. Hin und wieder überdrehte der 23-Jährige bei seinen Aktionen, aber es sollte als gutes Zeichen für die Dubs gewertet werden, dass der Aufsteiger des Vorjahres nach einem schwachen Start sich besser zurecht findet. Die große Frage ist nun, ob Poole das im späteren Verlauf der Saison auch mit den Reservisten replizieren kann, wenn Curry und auch Andrew Wiggins in die Starting Five zurückkehren werden.

Georges Niang traf im vierten Viertel vier Dreier.
© getty

Gewinner: Georges Niang (Philadelphia 76ers)

Unter seinem Weihnachtsbaum fand Georges Niang dieses Jahr ein ganz besonderes Geschenk, das er direkt neu verpackte, in seinen Minivan hievte und den Teamkollegen überreichte: "Ich weiß, warum ich hier bin, für Dreier. Das war mein Geschenk an sie", erklärte Niang nach dem Sixers-Spiel im Madison Square Garden.

Philly sicherte sich zum Auftakt der Christmas Games den achten Sieg in Serie. Das lag einerseits natürlich an den Stars Joel Embiid (35 Punkte) und James Harden (29, 13 Assists, nur 1 Turnover), die in der zweiten Halbzeit aufdrehten. Aber eben auch an Niang. Solange Tyrese Maxey verletzt ist, können die Sixers-Stars Unterstützung aus der zweiten Reihe gut gebrauchen, zuletzt war das immer mal wieder Tobias Harris, Shake Milton oder De'Anthony Melton. Und dieses Mal eben Niang.

Der 29-Jährige erzielte nach einem durchwachsenen Start alle seine 4 Dreier im vierten Viertel (insgesamt 16 Punkte, 4/9 Dreier) und ermöglichte damit, dass Philly eine Schwachstelle der Knicks gnadenlos attackieren konnte. Im Schlussabschnitt ließen die Sixers Niang immer wieder einen Screen für Harden stellen, da Niang von Julius Randle verteidigt wurde.

Zweimal ließ sich der Knicks-Big weit zurückfallen, um den Drive des Bärtigen zu verhindern. Beide Male bestrafte Niang diese Freiräume per Dreier (beim zweiten Mal nach einer zusätzlichen, uneigennützigen Passstafette). Beim dritten Mal switchten die Knicks und Harden hatte keine Probleme im Eins-gegen-Eins gegen Randle. Im vierten Beispiel schickten die Knicks etwas zu viel Hilfe für Randle gegen Harden - was wiederum Niang einen Tick zu weit offen stehen ließ. Swish!

Diese Taktik war hauptsächlich deshalb erfolgreich, weil Niang seine Dreier traf. Ansonsten hätte New York den Stretch-Vierer ignorieren und gleichzeitig Harden besser bearbeiten können. So aber startete Philly auch dank dieser Plays mit 24:9 in den Schlussabschnitt, der Grundstein für den Comeback-Sieg. "Ich weiß nicht, warum sie in einer Drop Coverage gespielt haben", kommentierte Niang. "Das habe ich wahrscheinlich seit dem College nicht mehr gesehen. Sie haben zwei Spieler auf James geschickt, dadurch konnte unser Two-Man-Game florieren."

In eine ähnliche Richtung ging auch Harden bei seiner Analyse. "Wir haben da etwas gefunden, das uns gefiel", erklärte er. "Wir haben einfach versucht, den bestmöglichen Wurf zu bekommen. Georges hatte einige leichte Versuche." Anfangs hat er die jedoch nicht gemacht (Coach Doc Rivers: "Sind wir noch im Urlaub?"), im vierten Viertel schon ("tolle Antwort"). Über die gesamte Saison steht er bei 42,1 Prozent von Downtown, in den letzten Tagen war es aber mehr ein Auf und Ab. Da tat das Knicks-Spiel sicherlich in mehrfacher Hinsicht gut.

Artikel und Videos zum Thema