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WM 2022 - Eindrücke nach Deutschlands WM-Aus: Müller geht einfach, Musiala sprüht vor Tatendrang

Jamal Musiala
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Thomas Müllers angedeuteter Rücktritt im TV und Joshua Kimmichs emotionaler Mixed-Zone-Auftritt waren wohl die einprägsamsten Reaktionen auf das deutsche Vorrunden-Aus bei der WM in Katar. Es gab aber auch noch andere erzählenswerte Begebenheiten im Anschluss an den letztlich irrelevanten 4:2-Sieg gegen Costa Rica.

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Thomas Müller
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Thomas Müller bricht Interview ab

Nachdem Thomas Müller seine Rücktritts-Andeutung aus dem TV-Interview erklärt und etwas entschärft hatte, ging es beim Gespräch in der Mixed Zone um die Mängel des DFB-Teams. "Wir sind keine perfekte Mannschaft, das auf gar keinen Fall. Unsere Schwachstellen werden immer wieder aufgezeigt", betonte Müller.

Angesprochen darauf, um welche Schwachstellen es sich denn genau handle, verwies Müller auf "25 Experten" vor ihm, die sich "alle beraten und auf ein paar Details einigen" sollten - und meinte damit selbstverständlich die versammelte Journalisten-Schar. "Wir werden uns sicherlich nicht gegenseitig negativ über uns äußern."

Als anschließend die generelle Entwicklung des DFB-Teams thematisiert wurde, erklärte Müller, dass Deutschland im Vorfeld der WM zurecht nicht als Titel-Favorit gegolten hatte: "Wir haben in den letzten Jahren bei den Turnieren die Erwartungen nicht erfüllen können, weil wir als Team nicht wirklich überall Spezialisten auf dem Platz haben. Wir haben sehr viele Spieler, die sehr talentiert sind ..." Einige Sekunden lang überlegte Müller, wie er den Satz vollenden sollte. Dann sprach er "lassen wir's", drehte sich um und ging.

Jamal Musiala
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Jamal Musiala sprüht vor Tatendrang

Während die meisten seiner Kollegen Fragen nach der Heim-EM in eineinhalb Jahren abschmetterten (Zu weit weg! Nicht der richtige Zeitpunkt!), vermittelte Jamal Musiala schon unmittelbar nach dem WM-Aus allergrößte Vorfreude auf das folgende Turnier. "Ich könnte jetzt direkt ins nächste Spiel reinspringen", betonte er.

Womöglich anderer Meinung als einige Kollegen war Musiala auch bei der Frage nach Vorwürfen an die Spanier. Sie hatten ihr Parallelspiel gegen Japan bekanntlich überraschend verloren und ein deutsches Weiterkommen somit ziemlich aussichtslos gemacht. Um aus eigener Kraft ins Achtelfinale einzuziehen, hätte das DFB-Team gegen Costa Rica einen Sieg mit acht Toren Differenz gebraucht.

Ob er denn eher sauer auf die Spanier oder auf das eigene Team sei, wollte ein Reporter von Musiala wissen. "Fragst du mich oder die ganze Mannschaft?", entgegnete der 19-Jährige durchaus vielsagend. Sowohl als auch? "Wir haben schon erwartet, dass Spanien den Sieg holt", sagte Musiala lapidar - und ließ somit offen, was es mit seiner ursprünglichen Nachfrage auf sich hatte.

Hansi Flick
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Hansi Flick verwundert mit Ausbildungs-Aussagen

Nachdem die unmittelbare Vergangenheit (zweites WM-Vorrunden-Aus in Folge) ausdiskutiert war, blickte Bundestrainer Hansi Flick bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Costa Rica in die Zukunft. Da sei es wichtig, "dass man in der Ausbildung verschiedene Dinge anders macht".

"Wir reden schon seit was weiß ich wie vielen Jahren über einen Neuner, den wir brauchen, und über spielstarke Außenverteidiger", betonte Flick und klagte somit gewissermaßen über das ihm vorhandene Spielermaterial. Gerade Mittelstürmer Niclas Füllkrug hatte bei seinen Kurzeinsätzen aber stets überzeugt, in bisher 110 Einsatzminuten für die Nationalmannschaft gelangen ihm immerhin drei Treffer. Eine Chance in der Startelf bekam Füllkrug bei der WM dennoch nicht.

"Den deutschen Fußball hat immer ausgezeichnet, dass wir verteidigen können", fuhr Flick fort. "Das sind Elemente, die wir im Nachwuchsbereich brauchen. Wir brauchen die Basics, die eine Mannschaft wie Spanien oder Japan draufhaben. Die haben einfach eine gute Ausbildung. Die wissen mit dem Ball umzugehen, sind taktisch gut geschult. Für die Zukunft ist es enorm wichtig, dass wir da die richtigen Schritte machen."

Generell gibt es im deutschen Nachwuchsfußball sicherlich Nachholbedarf, die von Flick bedienten Vergleiche verwunderten aber doch etwas. Das Spiel gegen Japan ließ beispielsweise nicht den Schluss zu, dass die deutschen Spieler mit dem Ball generell schlechter umzugehen wussten als ihre Konkurrenten. Beim Duell mit Spanien waren beide Mannschaften taktisch durchaus ebenbürtig. Und außerdem verzeichnete Deutschland in beiden Spielen einen höheren xG-Wert als der jeweilige Gegner.

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