FC Chelsea: Mateo Kovačić muss genau jetzt gehen - zum FC Bayern?

Von Krishan Davis und Patrik Eisenacher
FC Chelsea, Mateo Kovacic
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Die Zeit von Mateo Kovačić beim FC Chelsea scheint ein trauriges Ende zu nehmen. Der Verein steht am Abgrund und spielt wie ein Abstiegskandidat. So etwas musste der Kroate zuvor noch nicht mitmachen, seit er vor fünf Jahren von Real Madrid kam.

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In nur zwölf Monaten läuft sein Vertrag aus - und so wird er in diesem Sommer wohl wechseln, obwohl ihn die Fans lieben.

Der Kroate hat zwar angedeutet, dass er sich in London wohlfühlt und keine Wechselabsichten hegt, doch die Entscheidung könnte ihm durch den neuen Cheftrainer Mauricio Pochettino und die Miteigentümer Todd Boehly und Behdad Eghbali abgenommen werden. Denn die Spieler, die in ihr letztes Vertragsjahr gehen, sollen gehen.

An Interessenten für Kovačić wird es nicht mangeln. Auch der FC Bayern München sollte ein ganz genaues Auge auf ihn haben. Zudem meldete Transfer-Experte Fabrizio Romano jüngst, dass der Spieler in positiven Gesprächen mit Manchester City stehe.

Aber sollte Chelsea es trotzdem noch versuchen, einen seiner dienstältesten Spieler zu halten? SPOX erklärt, warum die Zeit für beide Parteien reif ist, getrennte Wege zu gehen ...

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Mateo Kovačić: Verkörperung von Chelseas Formtief

Ähnlich wie sein früherer Mittelfeldkollege Jorginho hat auch Kovačić nie wirklich das abgeliefert, was man von ihm erwartet hatte, als er 2018 von Real Madrid ausgeliehen wurde.

Er ist wohl die Verkörperung von Chelseas anhaltender Übergangsphase: konstant unbeständig, abschlussschwach und frustrierend - aber immer noch in der Lage, einige gute Spiele abzuliefern.

Der Kroate ist im Normalfall robust im Zweikampf und bekannt für seine Dribblings aus der eigenen Hälfte. Er hatte schon immer das Potenzial, ein Weltklasse Box-to-Box-Spieler zu sein. Doch das hat er nie wirklich ausgeschöpft. Stattdessen verblasst er zunehmend.

Seine Aktionen führen nur selten zu Assists oder Toren, seine Passquote (zwei Assists, 86 Prozent Passquote in der Premier League) entspricht nicht der eines Aufbauspielers der Spitzenklasse. Seine Neigung zu Fehlpässen im Aufbau ist besonders verheerend.

Seine Top-Leistungen während der durch Covid unterbrochenen Saison 2019/20 brachten ihm die Auszeichnung zum "Spieler des Jahres" ein, die ihm von den Fans verliehen wurde. Diese Form lässt er seitdem zu oft vermissen.

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Ein Arbeiter, aber nicht Weltklasse

Der legendäre italienische Nationaltrainer und Weltmeister Giovanni Trapattoni beschrieb Kovačić einmal als "eine Mischung aus Kaka und Clarence Seedorf." Ja, so viel Potenzial zeigte er als junger offensiver Mittelfeldspieler einst bei Inter, nachdem er von Dinamo Zagreb gekommen war.

Er hat sich aber nie zu einem Spielmacher der Qualität von Kaka oder Seedorf entwickelt - und wurde stattdessen "nur" ein durchschnittlicher Chelsea-Spieler.

Doch er ist ein Arbeiter, mit viel Energie, der nie nachlässt. Darauf, dass er zuverlässig Vorlagen liefert, kann man sich jedoch nie verlassen. Einige sehen ihn mittlerweile sogar eher als defensiven, denn als offensiven Mittelfeldspieler.

Zwar zeigte er unter Trainer Thomas Tuchel konstant gute Leistungen. Doch die Bilanz des 29-Jährigen mit sechs Toren und 15 Vorlagen in 220 Einsätzen für die Blues spricht für sich.

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Kurze Momente purer Genialität

Doch der Kroate wird auch für geniale Momente in Erinnerung bleiben. Im Europa-League-Finale 2019 gegen den FC Arsenal beispielsweise zeigte er eines seiner besten Spiele.

Auch 2021, beim Gewinn der Champions League, war er ein Schlüsselspieler. Vor allem im Hin- und Rückspiel des Achtelfinals gegen Atletico Madrid brillierte er. Im Finale gegen Manchester City (1:0) bekam er hingegen nur zehn Minuten.

Tore schoss er zwar selten, aber wenn, dann waren sie unvergesslich. Seine ersten beiden Tore waren platzierte Flachschüsse gegen Valencia und Everton in der Saison 2019/20. In der laufenden Saison war er mit zwei One-Touch-Schüssen erfolgreich, die enorm viel Ballgefühl erfordern.

Das schönste Tor war jedoch zweifellos sein Volleyschuss, der ihm beim 2:2-Unentschieden gegen Liverpool in der vergangenen Saison glückte und zum Tor der Saison gewählt wurde. Kovačić behielt den Ball im Auge, als er vom Himmel herabfiel und zauberte einen grandiosen, bogenförmigen Volleyschuss, der den Pfosten küsste und dann ins Netz flog - reine Poesie.

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Mateo Kovačić: Fanliebling

Der Kroate ist beliebt. Als Vollprofi hängt er sich in jedem Spiel voll rein, rennt, kämpft. Die Fans würdigen das. Und er selbst fühlt sich den Blues-Anhängern ebenfalls verbunden.

"Ich hatte das Glück, in großartigen Ländern und Städten zu leben, neue Kulturen kennenzulernen und besondere Menschen zu treffen", sagte Kovačić kürzlich. "Ich habe viele Lektionen gelernt. Vor allem, alle Menschen zu respektieren. Dafür, wie sie mich behandelt haben, kann ich nur dankbar sein. Ich habe versucht, sie so zu behandeln, wie sie mich behandelt haben. Einfach höflich sein, so gut es geht, was nicht immer einfach ist, aber ich selbst sein."

Der Mittelfeldspieler resümierte: "Wenn ich sehe, wo ich gewesen bin, ist das wirklich erstaunlich. Ich bin einfach dankbar für die Menschen, die ich getroffen habe. Es war eine schöne Reise."

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Mateo Kovačić: Andeutungen eines Verbleibs

Trotz der Ungewissheit über seine Zukunft deutete er zuletzt an, an der Stamford Bridge bleiben zu wollen - in London, wo er sich mit seiner Familie heimisch fühlt: "Ich bin schon fünf Jahre hier, die Zeit vergeht wie im Flug, und ich bin von allen Vereinen am längsten bei Chelsea", sagte der Champions-League-Sieger im April. "Ich fühle mich hier sehr, sehr zu Hause. Es gibt nichts, was man in London nicht lieben könnte. Meine Familie genießt es, was es für mich leichter macht. Das Essen ist okay, vielleicht nicht so wie in Italien oder Spanien! Aber London ist fantastisch."

Auch über seinen Jüngsten verlor er ein paar Worte: "Mein Sohn geht hier in London in den Kindergarten, er genießt es, die Leute sind so nett. Ich kann nur Gutes über London und England sagen. Wir fühlen uns hier sehr wohl."

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... aber der Zeitpunkt, um zu gehen, ist gekommen

Kovačić würde es schwer enttäuschen, wenn Chelsea ihn vor die Tür setzt. Die Miteigentümer des Klubs, Boehly und Eghbali, sind Berichten zufolge nicht gewillt, Spieler zu halten, die ihr letztes Vertragsjahr erreicht haben. Außerdem müssen sie ihren aufgeblähten Kader endlich ausdünnen und Einnahmen generieren - nach einem völlig durchgedrehten Winter-Transferfenster.

Obwohl der 29-Jährige bei Chelsea immer zwischen Schlüsselspieler und Bank schwebte, wird es einige Interessenten für ihn geben. Manchester City UND United sollen ihn auf dem Zettel haben. Auch ein Wiedersehen mit Trainer Thomas Tuchel beim FC Bayern München ist gut denkbar, wenn der 49-Jährige in der kommenden Saison noch im Amt ist. Für Kovačić als Bayern-Spieler spricht außerdem: Er wurde im österreichischen Linz geboren und spricht deutsch.

Alles in allem scheint dies der richtige Moment für die beiden Parteien zu sein, um getrennte Wege zu gehen. Chelsea muss seinen Kader und seine Gehaltskosten verringern und sich unter Pochettino als Team weiterentwickeln, während Kovacic noch die Zeit und die Fähigkeit hat, sich bei einem Eliteklub zu beweisen - vielleicht in einer Liga mit einer Taktik, die seinem Stil noch besser entspricht.

Mateo Kovačić: Die bisherige Karriere

SaisonsVereinSpieleTore
2018 - jetztFC Chelsea2216
2015 - 2018Real Madrid1093
2013 - 2015Inter Milan978
2010 - 2013Dinamo Zagreb637