Orangener Stimmungsboykott in Berlin - Malen legt Horror-Auftritt hin: Drei Dinge, die bei Niederlande gegen Österreich auffielen

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Österreich hat sich dank eines 3:2 gegen die Niederlande sensationell den Gruppensieg gesichert. Die starken Leistungen von Ralf Rangnicks Mannschaft haben nichts mit Einzelspielern zu tun, Niederländer können offenbar nur hinter Bussen singen, Donyell Malen legt einen Horror-Auftritt hin. Drei Dinge, die auffielen.

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Österreichs starke Leistungen haben nichts mit Einzelspielern zu tun

Drittes Spiel von Österreich, dritte runderneuerte Startelf. Nach drei Umstellungen von der Pleite gegen Frankreich zum Sieg gegen Polen waren es gegen die Niederlande sogar vier - obwohl Österreich zuvor jeweils überzeugt hatte. Trainer Ralf Rangnick scheint es förmlich zu genießen, die Tiefe seines Kaders auszunutzen. Von den 23 verfügbaren Feldspielern durften bereits 16 beginnen.

Obwohl der Einzug ins Achtelfinale vorab noch nicht fix war, beachtete Rangnick (anders als Deutschlands Bundestrainer Julian Nagelsmann gegen die Schweiz) bei seiner Aufstellung drohende Sperren: Mit Kevin Danso, Phillipp Mwene, Konrad Laimer und Christoph Baumgartner saßen vier Gelb-vorbelastete potenzielle Stammspieler zunächst nur auf der Bank. Dafür begann unter anderem Patrick Wimmer, sah seine zweite Gelbe Karte und fehlt nun im Achtelfinale gesperrt.

Mit Wimmer bot Rangnick gegen die Niederlande erstmals bei dieser EM in seiner Startelf einen offensiven Flügelspieler auf. Links hinten begann diesmal Alexander Prass, der bereits in Minute 6 mit einer Hereingabe Donyell Malens Eigentor zum 1:0 auflegte. Eingeleitet hatte die Aktion Marko Arnautovic, der nach seiner Gala gegen Polen in der Startelf blieb und einen weiteren überzeugenden Auftritt hinlegte. Das 2:1 erzielte mit Romano Schmid ein weiterer Neuling, zum 3:2 traf Marcel Sabitzer.

Österreichs starke Leistungen bei dieser EM haben nichts mit Einzelspielern zu tun, sie sind auf Rangnicks funktionierendes System zurückzuführen.

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Niederlande: Stimmungsboykott nach irrsinnigem Fanmarsch

Naar links, naar rechts und hinein in den völligen Irrsinn: Angeführt vom längst legendären Oranje-Bus zog am Dienstag-Nachmittag ein orangener Menschen-Streifen durch Berlin bis zum Olympiastadion. Vereinzelt ergänzt durch rot und weiß: Einige Österreicher verzichteten tatsächlich auf ihren eigenen Fanmarsch, um sich etwas ehrfürchtig in den niederländischen Trubel zu mischen.

Im Stadion selbst wendete sich das Blatt dann aber, und wie. Man fragte sich: Können Niederländer prinzipiell nur hinter Bussen singen? Vollziehen sie einen Stimmungsboykott, weil Wout Weghorst nicht in der Startelf steht? Tatsächlich war aus dem orangenen Block abgesehen von eher halbherzigen Sprechchören alle etwa 15 Minuten und dem Jubel über die beiden zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer nichts zu hören.

Selbstverständlich auch angezündet von der frühen Führung veranstalteten die Österreicher unterdessen ihre zweite rot-weiß-rote Party im Berliner Olympiastadion. Dauer-Support über 90 Minuten, Wechselgesänge zwischen den Blöcken links und rechts des Marathontors, kollektives Hüpfen. Als Österreich Mitte der ersten Halbzeit eine über einminütige Ballbesitzphase auf den Rasen zauberte, bedachten die Fans jeden weiteren Pass mit einem noch lauteren "Hey" - und das gegen die Nachkommen von Ballbesitz-Guru Johan Cruyff.

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Eigentor und Riesenchance vergeben: Donyell Malens Horror-Auftritt

Nachdem er gegen Polen nur eingewechselt worden war und gegen Frankreich 90 Minuten lang auf der Bank saß, durfte Borussia Dortmunds Donyell Malen gegen Österreich erstmals bei dieser EM beginnen. Für weitere Einsätze empfahl er sich jedoch nicht, ganz im Gegenteil. In der 6. Minute grätschte Malen den Ball ins eigene Tor. In der 23. vergab er frei vor Österreichs Keeper Patrick Penz die Riesenchance auf den Ausgleich. In der 71. musste er nach einer Behandlungspause angeschlagen runter.

Abgesehen von Malen verzichtete Ronald Koeman in seiner Startelf übrigens auf sämtliche niederländische Bundesliga-Akteure: Xavi Simons - noch bei RB Leipzig, bald womöglich beim FC Bayern München - kam immerhin bereits in Minute 35 ins Spiel und bereitete Cody Gakpos 1:1 vor. Wout Weghorst (TSG Hoffenheim) assistierte nach seiner Einwechslung Memphis Depay zum 2:2. Matthijs de Ligt (FC Bayern), Jeremie Frimpong (Bayer Leverkusen) und Ian Maatsan (Dortmund) blieben auf der Bank.

Niederlande vs. Österreich - 2:3

Tore

0:1 Malen (6./ET), 1:1 Gakpo (47.), 1:2 Schmid (59.), 2:2 Depay (76.), 2:3 Sabitzer (81.)

Aufstellung Niederlande

Verbruggen - Geertruida, de Vrij, van Dijk, Aké (66. van de Ven) - Schouten, Reijnders (65. Wijnaldum), Malen (71. Weghorst), J. Veerman (35. Xavi), Gakpo - Depay

Aufstellung Österreich

Pentz - Posch, Wöber, Lienhart (63. Querfeld), Prass - Seiwald, Grillitsch (63. Laimer), Wimmer (63. Baumgartner), Sabitzer, Schmid (90.+2. Weimann) - Arnautovic (78. Gregoritsch)

Gelbe Karten

Posch (32.), Wimmer (33.), Querfeld (90.+4.)