DFB-Noten: Desaströse Verteidigung geht auch auf Flicks Kappe - nur zwei Lichtblicke

Von Tim Ursinus
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Die deutsche Nationalmannschaft hat das zweite Länderspiel nach dem WM-Debakel in Katar verloren. Gegen Belgien unterlag Deutschland den von Domenico Tedesco trainierten Belgiern. Die Gewinner, Verlierer sowie Noten und Einzelkritiken der DFB-Spieler.

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Nach einer schwachen ersten Hälfte hat Deutschland aufgrund einer unterirdischen Defensivleistung unter dem Strich verdient gegen die Roten Teufel mit 2:3 (1:2) verloren. Eine deutliche Leistungssteigerung nach der Pause verhinderte Schlimmeres.

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Gewinner: Kevin De Bruyne (Belgien)

Bereitete die ersten beiden Treffer des Spiels vor. Erst mit gutem Auge für Yannick Carrasco, dann mit perfektem Timing auf den ebenfalls überragenden Romelu Lukaku. Belohnte sich mit seinem Treffer zum 3:1. Auch sonst der Dreh- und Angelpunkt in Belgiens Offensivspiel. Die Kapitänsbinde scheint ihn nochmal einen Hauch besser zu machen.

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Gewinner: Emre Can (Deutschland)

Seine Einwechslung war der Auslöser für die deutliche Leistungssteigerung der deutschen Nationalmannschaft. Als tiefer Sechser sorgte er für die dringend benötigte Absicherung vor der Abwehr und ermöglichte Kimmich und Co. mehr Zugriff auf das Offensivspiel. Eine klare Bewerbung für eine dauerhafte Rückkehr in die Startelf. Nmecha, der zur gleichen Zeit den Platz betrat, war ein weiterer Lichtblick.

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Verlierer: David Raum (Deutschland)

Stach in der ohnehin schwachen Abwehr von Deutschland nochmal negativ heraus. Sowohl beim 0:1 als auch beim 0:2 mit zwei folgenschweren Fehlentscheidungen. Anders als noch gegen Peru im Spiel nach vorne außerdem viel zu harmlos.

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Verlierer: Hansi Flick (Trainer Deutschland)

Die verheerende Leistung der Defensive in der ersten Hälfte geht auch auf seine Kappe. Wie schon bei der WM in Katar oder auch teilweise in München haben es die Gegner viel zu einfach, die ersten zwei Reihen mit wenigen Pässen zu überspielen und die Abwehrreihe förmlich zu überrollen. Der Bundestrainer muss mit Blick auf die Heim-EM schleunigst eine Lösung finden, wie er das Spiel nach hinten stabilisiert. Positiv: sein Doppelwechsel noch während der ersten Hälfte.

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Deutschland vs. Belgien: Die Aufstellungen

Deutschland vs. Belgien - 2:3

Tore

0:1 Carrasco (6.), 0:2 Lukaku (9.), 1:2 Füllkrug (44./HE), 1:3 de Bruyne (78.), 2:3 Gnabry (87.)

Aufstellung Deutschland

ter Stegen - Wolf (81. Vagnoman), Ginter, Kehrer, Raum (68. Günter) - Kimmich, Goretzka (32. F. Nmecha) - Gnabry, Wirtz (32. Can) - Füllkrug (81. Berisha), Werner (81. Schade)

Aufstellung Belgien

Casteels - Castagne, Faes, Vertonghen (46. Saelemaekers), Theate - A. Onana, Lukebakio (58. Bakayoko), De Bruyne (80. Openda), Mangala (80. Lavia), Carrasco (58. Trossard) - R. Lukaku (68. De Ketelaere)

Gelbe Karten

Onana (37.), Lukaku (43.)

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DFB-Team: Torhüter

Marc-André ter Stegen: Bitterer Start in seinem zweiten Spiel mit der Nummer eins auf dem Rücken. Die ersten beiden ernsthaften Abschlüsse auf sein Tor waren drin - jeweils hatte der Rivale von Manuel Neuer keine Chance. Die Schuld lag bei seinen desorientierten Vorderleuten. Im Glück, dass es Lukaku kurz darauf beim Eins-gegen-Eins (19.) und bei seinem Kopfball an die Latte an Zielwasser fehlte (21.). Auch beim 1:3 chancenlos (78.). Note: 3,5.

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DFB-Team: Abwehr

Marius Wolf: Vor dem 0:1 (6.) deutlich zu weit weg von Gegenspieler Carrasco, der ihn dann auch noch mit einer einfachen Körperdrehung ins Leere laufen ließ. Vor Lukakus Solo ließ er sich denkbar einfach überlupfen. Auch beim 1:3 nicht ganz auf der Höhe. Nach vorne mit vielen Wegen und einigen Flanken, denen es aber bis auf eine Ausnahme an Genauigkeit fehlte. Note: 4,5.

Matthias Ginter: Rückte bei Lukakus Treffer (9.) heraus und öffnete dem Stürmer so den Raum. Wirkte auch danach häufig überfordert. Immerhin stimmte wie auch bei seinem Nebenmann Kehrer die Passquote einigermaßen. Note: 5.

Thilo Kehrer: Wirkte beim Pass von De Bruyne auf Lukaku unerklärlich überrascht, obwohl sich das Zuspiel schon angedeutet hatte. Entsprechend kam er dem bulligen Stürmer nicht mehr hinterher. Auch im Anschluss hatte er immer wieder Probleme im Zweikampf mit Lukaku. Symptomatisch: In der 27. Minute prallte er einfach an Belgiens Torjäger ab. Note: 5.

David Raum: Beim ersten Gegentreffer nach einem langen Ball aus Belgiens Hälfte mit zu viel Risiko, weshalb die komplette Defensive sich auf die linke Seite orientierte und Carrasco viel Platz ließ. Beim 0:2 mit einem schwachen Kopfball in die Mitte, dann hob er auch noch das Abseits auf. Bezeichnend: seine schwache Flanke wenig später in den Kölner Nachthimmel. Note: 5,5.

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DFB-Team: Mittelfeld

Joshua Kimmich: War bemüht, nach der wilden Anfangsphase Ruhe ins deutsche Spiel zu bekommen. Das klappte jedoch erst gegen Ende der ersten Hälfte. Sieben Fehlpässe nach 45 Minuten sind zudem ungewöhnlich viel für ihn. Mit Can im Rücken als klarer Organisator deutlich besser im Spiel. Dazu mit zwei guten Abschlüssen. Sein Fehlpass vor dem 1:3 (78.) war wiederum unnötig. Note: 4.

Leon Goretzka: Tat sich gegen die aggressiven Belgier schwer, für Kontrolle im Mittelfeld zu sorgen. Bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung in der 32. Minute führte er immerhin die meisten Zweikämpfe auf dem Platz (6), davon gewann er allerdings auch nur zwei. Für ihn durfte Felix Nmecha den Platz betreten. Note: 4.

Serge Gnabry: Als rechter Part hinter der Doppelsitze hatte der Bayern-Star die erste gute Chance für Deutschland (15.). Jedoch schaffte er es nicht, den Ball an der Strafraumkante zu kontrollieren und verzog entsprechend deutlich. Nach der Pause deutlich aktiver und mit weiteren guten Möglichkeiten. Nach einer starken Einzelaktion fehlte nur wenig zu einem Tor (84.). Kurz danach machte er es aus kurzer Distanz besser (87.). Note: 3.

Florian Wirtz: Wirkte in der bis dahin nicht stattfindenden DFB-Offensive noch relativ agil, dennoch war für ihn noch vor dem Pausenpfiff Schluss. Hauptsächlich dem Ergebnis geschuldet, brachte Flick den deutlich defensiveren Emre Can für ihn (32.). Note: 4.

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DFB-Team: Angriff

Niclas Füllkrug: Holte mit seinem 12. Ballkontakt den Handelfmeter gegen Lukaku heraus, mit seinem 13. traf er vom Punkt zum Anschluss. Viel mehr lässt sich über seine Performance im ersten Spielabschnitt aufgrund der schwachen Leistung im Kollektiv auch nicht sagen. Im zweiten Spielabschnitt verpasste er nur knapp den Ausgleich. Note: 2,5.

Timo Werner: Hatte einen schweren Stand. Immerhin mit einem Abschluss kurz vor dem Seitenwechsel, wenn auch ein Abspiel die bessere Option gewesen wäre. Mit den wenigsten Ballaktionen in der ersten Hälfte. Bei seinem vermeintlichen Treffer (mal wieder) deutlich im Abseits (59.). Note: 4,5.

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DFB-Team: Einwechselspieler

Felix Nmecha: Wurde für den am Knöchel verletzten Goretzka eingewechselt (32.) und feierte somit sein Debüt für die A-Nationalmannschaft. Er reihte sich vor der Doppelsechs Kimmich/Can ein, was zu einer Umstellung auf ein 4-3-3 führte. Der Wolfsburger sorgte für deutlich mehr Kreativität und belebte das Offensivspiel damit merklich. Ärgerlich, dass Werner nach seinem Steckpass aus einer Abseitsstellung traf. Note: 2,5.

Emre Can: Sollte mit seiner Hereinnahme für mehr Stabilität in der überforderten Defensive sorgen, als er nach 32 Minuten für Wirtz ins Spiel kam. Seine Anwesenheit war sofort spürbar, was sich auch auf die Mitspieler positiv auswirkte. Hatte gemeinsam mit Nmecha die besten Zweikampfwerte im DFB-Team. Note: 2.

Christian Günter: Ersetzte den schwachen Raum nach 67 Minuten positionsgetreu. Nahm auf das Spielgeschehen kein großen Einfluss mehr, leistete sich aber auch keinen Fehler. Note: 3,5.

Kevin Schade: Sammelte nochmal ein paar Spielminuten, als er kurz vor Schluss für Füllkrug eingewechselt wurde (81.). Nutzte direkt sein Tempo aus und bereitete Gnabrys Treffer vor. Keine Bewertung.

Mergim Berisha: Kam in der 81. Minute für Füllkrug, blieb ohne nennenswerte Aktion. Keine Bewertung.

Josha Vagnoman: Der Stuttgarter gab sein Debüt nach der Einwechslung für Wolf (81.). Keine Bewertung.

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