Gewinner und Verlierer der Saisonvorbereitung des FC Bayern München: Ein Youngster-Quartett bietet sich Vincent Kompany an

Von Christian Guinin
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Am Freitag startet der FC Bayern München mit dem Spiel im DFB-Pokal gegen den SSV Ulm offiziell in die Saison 2024/25. Der deutsche Rekordmeister hat harte Wochen der Vorbereitung hinter sich, aus denen sich bereits der ein oder andere Schluss auf die veränderte Hackordnung unter dem neuen Trainer Vincent Kompany ziehen lässt.

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SPOX hat die Testspiele der Bayern genauer unter die Lupe genommen und präsentiert die Gewinner und Verlierer der FCB-Vorbereitung.

Joshua Kimmich
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FC Bayern München, Gewinner der Vorbereitung: Serge Gnabry

Nach seinem EM-Aus infolge eines Muskelbündelrisses, den er sich im Endspurt der vergangenen Saison zugezogen hatte, rechneten nur wenige damit, dass man den 29-Jährigen noch einmal im Trikot des FC Bayern vorfinden werde.

Tatsächlich galt Gnabry verschiedenen Medienberichten zufolge auch zunächst als Verkaufskandidat bei den Bayern. Die Gründe? Sein vergleichsweise fortgeschrittenes Alter, die in den letzten Jahren immer häufiger zum Vorschein kommende Verletzungsanfälligkeit sowie das nicht gerade geringe Gehalt in Höhe von knapp 20 Millionen Euro jährlich.

Schnell wurde aber auch klar, dass nur wenige Klubs um Gnabry buhlten. Quasi niemand konnte oder wollte das Salär des Angreifers matchen, auch die dürftigen Leistungen in der Vorsaison ließen Abnehmer nicht gerade Schlange stehen. Auch der Spieler selbst betonte immer wieder, sich in München wohlzufühlen und den deutschen Rekordmeister nicht verlassen zu wollen.

Mittlerweile scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Gnabry überzeugte in den Trainings sowie in den Testspielen gehen Düren und Tottenham und soll intern deutlich weniger kritisch gesehen werden. Kompany ist demnach beeindruckt davon, wie sich der Offensivspieler aktuell präsentiert und plant fest mit ihm.

Ein Verkauf im Sommer ist vom Tisch, da die Lage auf den offensiven Außen derzeit noch etwas angespannt ist, ist sogar ein Stammplatz zum Saisonauftakt nicht undenkbar.

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FC Bayern München, Gewinner der Vorbereitung: Joshua Kimmich

Ähnlich wie Gnabry gab es auch um Bayerns Mittelfeldmotor Wechselspekulationen. Der FC Barcelona und Manchester City hätten demnach ihr Interesse am 29-Jährigen bekundet und auch Kimmich selbst soll sich mit einem Abgang - aufgrund der in Teilen fehlenden Rückendeckung im Klub bei diversen Themen - zwischenzeitlich befasst haben.

In den ersten Spielen unter Kompany wurde allerdings sehr schnell klar, dass Kimmich unter dem neuen FCB-Trainer eine Schlüsselrolle einnehmen wird. Von seiner ungeliebten Position des rechten Verteidigers wurde er wieder zurück in die Mittelfeldzentrale beordert und soll dort, im besten Fall mit einer defensiveren Holding Six wie João Palhinha, mehr Freiheiten genießen als in den vergangenen Jahren.

Trotz der großen Konkurrenz auf seiner Position scheint Kimmich vor dem Auftakt gesetzt. Neben ihm machen dann Palhinha, Konrad Laimer, Aleksandar Pavlovic und Leon Goretzka den zweiten Platz unter sich aus.

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© (C)Getty Images

FC Bayern München, Gewinner der Vorbereitung: Sacha Boey

Gerade einmal zwei Einsätze absolvierte der Winter-Neuzugang nach seinem Wechsel nach München, ehe er sich einen Muskelfaser- mit anschließendem Muskelbündelriss zuzog und lange zusehen musste. Wie gut der 23-Jährige tatsächlich ist, lässt sich somit schwer einschätzen. Nach der Vorbereitung darf man allerdings eines getrost festhalten: Kompany ist ein Boey-Fan.

Der Belgier schätzt den Rechtsverteidiger, laut Sport Bild wollte er ihn sogar schon zweimal zu seinem Ex-Klub FC Burnley locken. Nach dem Verkauf von Noussair Mazraoui sowie der Rückbeorderung von Kimmich ins Mittelfeld stehen mit dem Franzosen und Josip Stanisic außerdem nur noch zwei gelernte Rechtsverteidiger im Bayern-Kader.

Dass Boey den Vorzug vor der letztjährigen Leverkusen-Leihgabe bekommen könnte, ist dabei nicht unwahrscheinlich - auch weil Stanisic von Kompany in den Tests häufiger in der Innenverteidigung eingesetzt wurde.

Adam Aznou, Tottenham Hotspur
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FC Bayern München, Gewinner der Vorbereitung: Adam Aznou

Beim letzten Test gegen die WSG Tirol durfte der erst 18-Jährige zum ersten Mal über die komplette Distanz ran, zuvor stand er bereits in beiden Spielen gegen Tottenham sowie in den Begegnungen gegen Düren und den FC Rottach-Egern auf dem Rasen.

Diese viele Einsatzzeit kommt nicht von ungefähr, schließlich zeigte Aznou in allen fünf Partien mehr als ansprechende Leistungen. Das macht ihn vor dem Saisonauftakt zu einer echten Alternative auf den defensiven Außen, sein Einsatz im Pokal am kommenden Freitag gegen den SSV Ulm ist gar nicht abwegig.

Was für den Marokkaner spricht, ist seine Vielseitigkeit. Als gelernter Linksverteidiger besitzt er für sein Alter außergewöhnliche Fähigkeiten mit dem Ball am Fuß, kann somit also auch weiter vorne eingesetzt werden. Gegen Tirol bot Kompany ihn dann rechts hinten in der Viererkette auf, wo er ebenfalls einen soliden Job machte.

Insgesamt darf sich Aznou zur kommenden Saison Hoffnung auf regelmäßige Einsätze bei den Profis machen. Die Vereinsbosse und vor allem der neue Trainer sollen einem Sky-Bericht zufolge unglaublich große Stücke auf den 18-Jährigen halten und ihm zutrauen, schon in der kommenden Saison eine relevante Rolle in der ersten Mannschaft einzunehmen.

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FC Bayern München, Gewinner der Vorbereitung: Nestory Irankunda

Für 3,4 Millionen Euro holte der FC Bayern den 18-jährigen Australier von Adelaide United in diesem Sommer nach München. Ursprünglich zunächst für die zweite Mannschaft geplant, absolvierte Irankunda große Teile der Vorbereitung bei den Profis und kam in sämtlichen Testspielen zum Einsatz.

Dabei trat er in Abwesenheit des sich im verlängerten Urlaub befindlichen Harry Kane als nomineller Mittelstürmer in Erscheinung und bewies neben seinem guten Zug zum Tor aufgrund Kraftwürfel-Statur und Dribbelstärke auch Ähnlichkeiten mit Xherdan Shaqiri.

Beim 14:1 gegen den FC Rottach-Egern sammelte Irankunda gleich mal ein Tor und zwei Assists und zeigte zudem einen spektakulären Fallrückzieher. Gegen den 1. FC Düren (1:1) traf er zum Ausgleich. Und auch beim Sieg gegen Tottenham Hotspur (2:1) im Rahmen der Korea-Reise bekam er Spielpraxis.

Wie viele Einsätze Irankunda tatsächlich bekommen wird, wird sich zeigen. Schließlich ist die Konkurrenz mit Kane und Mathys Tel im Sturmzentrum sowie Gnabry, Michael Olise, Leroy Sané und Kingsley Coman nicht gerade klein.

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FC Bayern München, Gewinner der Vorbereitung: Javier Fernández

Dass der erst 17-jährige Spanier bereits in dieser Saison den großen Durchbruch bei den Profis packt und regelmäßig in den ersten Mannschaft eingesetzt wird, ist freilich unrealistisch. Dennoch machte Fernández in den Vorbereitungsspielen von sich reden und betrieb mit guten Leistungen Eigenwerbung für mehr Chancen unter Kompany.

Fernández erinnert aufgrund seiner Spielweise und Physis etwas an den jungen Leon Goretzka, ist technisch aber deutlich versierter und kreativer. Gleichzeitig bringt er auch defensive Qualitäten mit. So durfte er im letzten Test gegen Tirol beispielsweise in der Innenverteidigung aushelfen und machte seine Sache dort gut.

Der Sprung zu den Profis wird ihm deshalb eher früher als später zugetraut. Zunächst soll er im Training Erfahrungen sammeln und bei der Reserve Spielpraxis sammeln. Je nach Saisonverlauf wäre im Winter auch eine Leihe denkbar.

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FC Bayern München, Gewinner der Vorbereitung: Gabriel Vidović

In der vergangenen Saison war der Flügelspieler an Dinamo Zagreb ausgeliehen, wo er fast in jedem Spiel ran durfte, sieben Tore erzielte und vier weitere Treffer vorbereitete. Und auch in der Vorbereitung zeigte Vidovic sein Potenzial - unter anderem durch sein Tor im Testspiel gegen Tottenham.

Seit Jahren drängt der 20-Jährige in den Profikader der Bayern, wurde aber nur selten mit der entsprechenden Einsatzzeit bedacht. So stand auch in diesem Sommer eine weitere Leihe oder gar ein Verkauf im Raum, die guten Leistungen in der Vorbereitung könnten jedoch zu einem Umdenken bei den FCB-Bossen führen.

Als Dauerbankdrücker in München wäre sein Potenzial verschenkt, der Sprung, um Kaliber wie Olise, Sané, Gnabry und Coman zu verdrängen, erscheint aber noch extrem groß. "Ich schaue nur auf das Hier und Jetzt. Natürlich traue ich mir zu, mich bei Bayern langfristig durchzusetzen. Ich glaube an mich und meine Qualitäten", sagte er noch im März im SPOX-Interview.

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FC Bayern München, Verlierer der Vorbereitung: Leon Goretzka

Eigentlich dachte man, dass die kommende Saison für Leon Goretzka nach einem Jahr samt verpasster Heim-EM und Stammplatz-Verlust beim FC Bayern nur besser werden könnte.

Tatsächlich aber sieht es für die Zukunft des 29-Jährigen in München so finster aus wie vielleicht nie zuvor. Mit Kimmich, Laimer und Pavlovic sowie dem vom FC Fulham neu verpflichteten Palhinha hat Goretzka mittlerweile vier direkte Konkurrenten auf seiner Position, die zu allem Übel in der Hierarchie allesamt über ihm zu stehen scheinen.

In den Testspielen überzeugte er lediglich beim 2:1 gegen Tottenham, als er mit einem Treffer entscheidenden Anteil am Sieg hatte. Abgesehen davon blieb er, sofern er von Kompany überhaupt eingesetzt wurde, blass.

Wie schwierig es für Goretzka unter dem neuen Bayern-Coach werden könnte, machte auch Max Eberl jüngst deutlich. "Die Konkurrenzsituation im Mittelfeld wird extrem groß werden. Jeder Spieler muss am Ende für sich entscheiden, was sein nächster Schritt ist und ob er den Konkurrenzkampf annimmt", meinte der Sportvorstand zur Perspektive des Mittelfeldspielers. Stand jetzt ergibt eine Trennung noch in diesem Sommer für alle Beteiligten mehr Sinn.

Leroy Sané
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FC Bayern München, Verlierer der Vorbereitung: Leroy Sané

Nachdem sich der Außenstürmer schon in der Schlussphase der vergangen Saison mit einer Schienbeinverletzung über den Platz quälte und im Anschluss sogar noch unter Schmerzen die Europameisterschaft mit Deutschland spielte, folgte Anfang Juli die längst überfällige Operation an der Leiste.

Für die kommende Spielzeit kann Sané somit einerseits frisch und ausgeruht angreifen, andererseits wird er dem deutschen Rekordmeister noch einige Wochen fehlen. "Leroy wird noch einige Zeit seine Reha machen. Er soll jetzt mal nach dieser Schambeinverletzung, die er wirklich durch die letzte Saison und die EM getragen hat, und der Operation danach zu 100 Prozent fit werden. Da werden wir wirklich von Woche zu Woche schauen", meinte Eberl zuletzt.

Das wiederum wird den 28-Jährigen zwangsläufig ins Hintertreffen im Kampf um die Plätze auf den offensiven Außen bringen. Olise, der mit Frankreich ein überragendes Olympia-Turnier spielte, sowie der in der Vorbereitung stark aufspielende Gnabry dürften zumindest fürs Erste im Vorteil sein.

Selbst wenn sich mit Coman ein weiterer Konkurrent noch in dieser Transferperiode verabschieden sollte, stehen mit Vidović, Irankunda und Mathys Tel junge und vor allem motivierte Alternativen schon in den Startlöchern.

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FC Bayern München, Verlierer der Vorbereitung: Raphael Guerreiro

Eigentlich sah es zu Beginn der Saisonvorbereitung noch ziemlich gut für den Portugiesen aus. Mit Davies stieg der ärgste Konkurrent auf der Linksverteidiger-Position aufgrund seiner Teilnahme an der Copa América mit Kanada erst deutlich verspätet ins Münchner Mannschaftstraining ein. Zudem wurden mit Mazraoui und Frans Krätzig zwei Spieler abgegeben, die ebenfalls links hinten zum Einsatz hätten kommen können.

Folglich war Guerreiro in der Vorbereitung Kompanys erste Wahl, die Lage wurde von Woche zu Woche dennoch immer komplizierter für den 30-Jährigen.

Mittlerweile ist Davies nämlich zurück von seiner Copa-Reise und wusste im letzten Test gegen Tirol zu überzeugen. Und auch der von Kompany in allen fünf Vorbereitungsspielen eingesetzte Aznou machte seine Sache sehr ordentlich. Im zentralen Mittelfeld, wo Guerreiro ebenfalls noch einsetzbar wäre, herrscht gar noch mehr Gedränge.

Kingsley Coman
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FC Bayern München, Verlierer der Vorbereitung: Kingsley Coman

Nach insgesamt neun Jahren beim FC Bayern könnte sich Comans Zeit in München in diesem Sommer dem Ende entgegen neigen. Dass der 28-Jährige unter Kompany einen schweren Stand haben würde, zeichnete sich früh in der Vorbereitung ab. Dementsprechend wurde er von der Vereinsführung als "Wunschkandidat" für einen Verkauf eingestuft.

Interesse soll es von seinem ehemaligen Verein Paris Saint-Germain geben, auch der FC Barcelona und Manchester City hätten die Situation des Franzosen aufmerksam im Blick.

Coman selbst soll sich indes noch nicht ganz mit einem Abgang aus München abgefunden haben. Aus seinem Umfeld heißt es, er könne sich einen Verbleib beim deutschen Rekordmeister gut vorstellen, auch wenn ein Stammplatz derzeit eher unrealistisch scheint.

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FC Bayern München, Verlierer der Vorbereitung: Hiroki Ito

Warum der Japaner hier als Verlierer der Vorbereitung gelistet ist, dürfte recht leicht ersichtlich sein. Ito zog sich im zweiten Testspiel in Düren einen Mittelfußbruch zu und wird zwei bis drei Monate fehlen.

In der Innenverteidigung wird der Neuzugang vom VfB Stuttgart daher erst einmal keine Rolle spielen. Während die Konkurrenz bei Kompany Pluspunkte sammeln kann, muss sich der 25-Jährige nach seiner Rückkehr zunächst wieder herankämpfen.

FC Bayern München: Die Testspiele in der Saisonvorbereitung

DatumGegnerErgebnis
24.07.2024FC Rottach-Egern14:1
28.07.20241. FC Düren1:1
03.08.2024Tottenham Hotspur2:1
10.08.2024Tottenham Hotspur3:2
13.08.2024WSG Tirol3:0