FC Bayern München vs. Borussia Dortmund: Die Chronologie des Bayern-Bonus im Klassiker

Von SPOX
BVB, Borussia Dortmund, FC Bayern München, Schiedsrichter, Marco Reus, Franck Ribery, Jerome Boateng, Felix Zwayer
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Am Samstag trifft der FC Bayern München im Topspiel der Bundesliga auf Borussia Dortmund. In der Vergangenheit prägten das Duell unter anderem diskutable Schiedsrichterentscheidungen. Gibt es den Bayern-Bonus?

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Aus Sicht des BVB schlägt das Pendel zu oft in Richtung München aus. "Das haben die sich über die Jahre erarbeitet", sagte BVB-Legende Kevin Großkreutz einst bei ran: "Die Fifty-Fifty-Dinger gehen schon an den FC Bayern." Ganz unrecht hat Großkreutz nicht, wie unsere Chronologie zeigt.

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FC Bayern München - Borussia Dortmund: 25. Mai 2013

Das deutsche Champions-League-Finale läuft auf Hochtouren, der BVB ist in der Anfangsphase am Drücker. Manuel Neuer pariert gegen Robert Lewandowski, Jakub Blaszczykowski und Marco Reus. Dann kommt die 20. Minute. Franck Ribéry im Duell mit Lewandowski, der Franzose vollführt eine Mischbewegung aus Losreißen und Schlagen mit dem Ellenbogen - und wird von Schiedsrichter Nicola Rizzoli lediglich ermahnt.

Ex-Schiedsrichter Markus Merk: "Ribéry ist eigentlich noch im Glück. Da kann er auch Rot ziehen." Und der heutige Bayern-Vorstand Oliver Kahn als ZDF-Experte: "Es ist kein Wegdrücken. Er holt schon aus und trifft ihn am Kopf. Da hat's schon für weniger Rot gegeben."

Ein weiterer Streitpunkt im Finale: Das Einsteigen des bereits mit Gelb vorbelasteten Dante gegen Reus, das zum Elfmeter und zum 1:1 führte, jedoch nicht zu einem Platzverweis des FCB-Verteidigers.

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FC Bayern München - Borussia Dortmund: 11. Mai 2014

Der FC Bayern ist in der Liga unter Pep Guardiola das Maß aller Dinge, aber im Pokal agiert der BVB im Finale mindestens auf Augenhöhe. Die 64. Minute: Mats Hummels köpft einen von Lewandowski verlängerten Freistoß aufs Tor. Dante klärt, aber erst hinter der Linie. Der Tor-Klau von Berlin ist perfekt, zumal offenbar Schiedsrichter Florian Meyer seinen besser postierten Linienrichter überstimmt. Der hatte nach Auffassung einiger Beobachter bereits Richtung Mittellinie gezeigt.

"Das ist nicht Ihr Ernst?", fragt BVB-Trainer Jürgen Klopp einen Journalisten, der ihm von Frank Willenborgs angeblichem Tor-Signal erzählt. Der BVB verliert das Pokalfinale nach Verlängerung mit 0:2. Es entbrennt eine Diskussion über technische Hilfsmittel. Klopp moniert einerseits, dass Dante "im Cirque du Soleil arbeiten" müsse, um den Ball noch vor der Linie zu klären, so eindeutig war die Situation für ihn. Allerdings kritisiert er auch die damals verbreitete Ablehnung von elektronischen Hilfen.

Diese seien jedoch in dieser Situation gar nicht vonnöten gewesen. "Wenn sie irgendwo in Sibirien spielen, dann stehen da fünf Mann auf der Torlinie. Aber beim Pokalfinale des größten Verbands der Welt gar keiner", sagt Klopp.

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FC Bayern München - Borussia Dortmund: 12. Mai 2016

Gleiche Bühne, nur zwei Jahre später. Der BVB und die Bayern duellieren sich abermals in Berlin um den DFB-Pokal. In der 39. Minute gibt Gonzalo Castro Franck Ribéry einen mit, der seinerseits Julian Weigl umtritt. Daraufhin gibt es eine Auseinandersetzung zwischen Castro und Ribéry, in deren Folge der Franzose dem BVB-Mittelfeldspieler ins Gesicht greift. Die klare Tätlichkeit bleibt ungeahndet, Castro und Ribéry sehen Gelb.

Statt 50 Minuten in Unterzahl spielen die Bayern weiter mit elf Mann und haben nochmal Glück, dass Schiedsrichter Marco Fritz den um Gelb-Rot bettelnden Artura Vidal (49./79.) später ebenfalls nicht vom Platz schickt.

Der Chilene "überlebt" die 120 Minuten von Berlin, tritt den Elfmeter zum 1:1 im Elfmeterschießen und darf am Ende mit seinen Mannschaftskollegen den erneuten Pokalsieg bejubeln. Ob es den auch bei Ribéry-Rot gegeben hätte?

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FC Bayern München - Borussia Dortmund: 31. März 2018

Der BVB geht an diesem Tag in der Allianz Arena unter. Sechs Tore schenken die Bayern dem schwarz-gelben Erzrivalen ein. Das erste aber gleicht auch aus heutiger Sicht und trotz der Dortmunder Chancenlosigkeit damals einem Skandal.

Robert Lewandowski, mittlerweile von Dortmund nach München gewechselt, steht bei Thomas Müllers Zuspiel knapp, aber sträflich und deutlich sichtbar im Abseits. Obwohl es mittlerweile den VAR gibt, zählt das 1:0 der Bayern.

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FC Bayern München - Borussia Dortmund: 6. April 2019

Der BVB erlebt abermals eine Demütigung in München und ist erneut in 90 Minuten klar unterlegen. 5:0 heißt es am Ende. Doch auch hier war das 1:0 durch Mats Hummels nicht ganz sauber und hätte abgepfiffen werden müssen.

Zwar verhält sich der Torschütze regelkonform, nicht aber Mannschaftskollege Robert Lewandowski, der den Dortmunder Thomas Delaney bei der Hereingabe klar und deutlich mit beiden Händen wegschubst. Der Pfiff bleibt aus und auch der VAR greift nicht ein.

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Borussia Dortmund - FC Bayern München: 3. August 2019

Die Dortmunder schlagen den FCB mit 2:0, Thema des Abends ist aber ein Tritt von Joshua Kimmich gegen Jadon Sancho, als dieser an der Seitenauslinie steht und der Bayern-Sechser den Ball für einen schnellen Einwurf holen will.

Kimmich weist anschließend jede Absicht von sich, hält wie Hasan Salihamidzic sogar Gelb für überzogen. Ex-Schiri Thorsten Kinhöfer stufte die Aktion jedoch als "dunkelrot" ein. Nachvollziehbar, angesichts der TV-Bilder. Bei weitem aber nicht der letzte Aufreger.

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Borussia Dortmund - FC Bayern München: 26. Mai 2020

Dem FC Bayern gelingt an diesem Tag der vorentscheidende Sieg im Meisterschaftsrennen. Durch ein 1:0 beim BVB im leeren Westfalenstadion zieht der FCB auf sieben Punkte weg, profitiert aber abermals von einem VAR-Blackout.

Joshua Kimmich bringt die Bayern mit einem wunderschönen Heber in Führung, aber der BVB bleibt dran und hat durch Erling Haaland in der 58. Minute den Ausgleich auf dem Fuß, Jerome Boateng lenkt den Schuss aber mit dem nicht angelegten Oberarm um den Pfosten.

Ein klares und strafbares Handspiel im Sechzehner, eine Überprüfung der Aktion findet im Kölner Keller jedoch nicht statt, nachdem Schiedsrichter Tobias Stieler auf dem Feld nicht eingreift. Ein Umstand, der selbst Gary Lineker fassungslos zurücklässt. "Penalty? VAR?", twittert die englische Fußball-Legende. Und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke analysiert: "Man sieht die Absicht bei Boateng. Deshalb war das ein klarer Elfmeter." Große Giftpfeile schießt der BVB anschließend jedoch nicht.

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FC Bayern München - Borussia Dortmund: 6. März 2021

Der FC Bayern hat den Blitzstart des BVB gekontert. Est steht 2:2 nach 0:2-Rückstand. Obwohl der FCB dominant ist, bahnt sich eine für die Dortmunder durchaus respektable Punkteteilung an, aber dann rempelt Leroy Sané Emre Can an der Mittellinie im Laufduell um und die Bayern münzen den Ballgewinn 30 Sekunden später in das 3:2 durch Leon Goretzka um. Besonders BVB-Kapitän Marco Reus echauffiert sich hinterher.

"Wenn dieses Foul bei Bayern gewesen wäre, hätte er es hundertprozentig gepfiffen", sagte Reus bei Sky, legte danach sogar noch einmal gegen Marco Fritz nach: "Für mich hat der Schiri keine Eier gehabt, da zu pfeifen."

Während die Bayern wie Thomas Müller und auch Ex-Schiedsrichter wie Thorsten Kinhöfer oder Jochen Drees kein Foulspiel von Sané an Can sahen, sprachen die BVB-Verantwortlichen um Michael Zorc und Aki Watzke von einer falschen Bewertung der Szene durch Fritz. Zorc sprach von einer "Fehlentscheidung", die "das Spiel entschieden" habe, Watzke erhöhte um ein "klares Foul" von Sané an Can. Zorc sprach außerdem von einer historischen Bevorzugung der Bayern.

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Borussia Dortmund - FC Bayern München: 4. Dezember 2021

Das Topspiel des 14. Spieltags ist eine Achterbahnfahrt, es geht rauf und runter. 53. Minute: Beim Stand von 2:2 wird Marco Reus von Erling Haaland geschickt - und geht im Laufduell mit Lucas Hernández im Sechzehner zu Boden. Ein Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Felix Zwayer bleibt aus, eine VAR-Überprüfung findet offenbar nicht statt. Erst später stellt sich heraus: Haaland stand vor seinem Zuspiel im Abseits. Ein Elfer-Pfiff wäre durch den VAR somit wohl korrigiert worden.

An der Dortmunder Empörung ändert das nichts, Trainer Marco Rose sieht Gelb, weil er sich nicht mehr einkriegt. Doch das Duell zwischen Reus und Hernández ist nur der Auftakt für weiteres Drama.

76. Minute: Mats Hummels klärt einen Eckball im Sturz vor Robert Lewandowski, hat den Arm leicht erhoben und berührt den Ball mit diesem. Nach VAR-Überprüfung gibt Zwayer Elfmeter für die Bayern. 3:2. Die BVB-Pleite ist besiegelt. BVB-Coach Rose wird von Zwayer mit Gelb-Rot auf die Tribüne geschickt, anschließend sorgt Jude Bellingham für einen Aufreger, weil er in einem Interview nach dem Spiel auf Zwayers Vergangenheit in der Hoyzer-Affäre hinweist.

Der DFB verurteilt Bellingham zu einer Geldstrafe in Höhe von 40.000 Euro. Rose spricht davon, dass beim Spiel mit "zwayerlei Maß" gemessen worden sei. Während die BVB-Elferszene nicht überprüft wurde, schaltete sich bei der Hand-Szene der Keller ein.

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FC Bayern München - Borussia Dortmund: 23. April 2022

Zunächst foulte Bayerns Benjamin Pavard Dortmunds Julian Brandt und traf diesen mit der Sohle am Knöchel. Die Pfeife von Schiedsrichter Daniel Siebert blieb aber stumm - eine klare Fehlentscheidung. Siebert zeigte sich am Tag nach dem Spiel gegenüber dem kicker geläutert: "Das war der größte Fehler in diesem Spiel und über meine Bewertung dieser Szene ärgere ich mich sehr", sagte er. Pavard hätte mindestens die Gelbe Karte sehen müssen.

Für noch mehr Unmut beim BVB sorgte Siebert 10 Minuten später: Wieder war es Pavard, der Jude Bellingham beim Stand von 2:1 für die Bayern im Strafraum abräumte. Der Franzose traf erst den Dortmunder und spielte danach den Ball - ein klarer Elfmeter. Siebert pfiff erneut nicht, auch der VAR intervenierte trotz eindeutiger Zeitlupe nicht. "Pavard spielt den Ball nicht. Regeltechnisch ist es ein Zufallbringen und damit ein Foul. Strafstoß wäre die richtige Entscheidung gewesen", sagte Siebert später.

Auch die Experten waren empört. "Das zu übersehen, ist für mich ein Skandal", sagte Stefan Effenberg im Doppelpass. Ex-Bundesliga-Profi Jan Age Fjörtoft meinte: "Der Blinde wollte Bayerns Meister-Party nicht zerstören." Bei Sky echauffierte sich auch BVB-Legende Roman Weidenfeller: "Es ging 2013 im Wembley los: Ribéry muss ganz klar runterfliegen. Über die Jahre hinweg haben uns die Schiedsrichter jedes Mal benachteiligt, das muss man ganz klar so festhalten."

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