FC Bayern München: Statistiken zur Formkrise des FCB in der Bundesliga

Von Stefan Petri
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Durch die verdiente Niederlage bei Bayer Leverkusen hat der FC Bayern München die Tabellenführung an Borussia Dortmund abgeben müssen. Überhaupt ist der Rekordmeister in der Liga so schwach wie schon lange nicht mehr. Das belegt auch die Statistik.

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Es herrscht Alarmstufe Rot an der Isar. "Wir haben alles vermissen lassen, haben uns von einer Mannschaft, die Donnerstag noch gespielt hat, überrennen lassen", schäumte Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach dem 1:2 gegen die Werkself.

"Heute waren wir insgesamt irgendwie träge", konstatierte Trainer Julian Nagelsmann - wusste aber auch nicht, woran es lag.

Welche Gründe auch immer dafür verantwortlich sind: Der FC Bayern spielt seine schlechteste Liga-Saison seit vielen Jahren. SPOX wirft einen Blick auf die Statistiken. Mit dabei: gerissene Serien, schwache Joker, ausbaufähige Elfmeter - und ein klarer Bruch in der Halbzeitpause ...

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FC Bayern München: So schwach wie seit Jahren nicht mehr

Der FC Bayern holte 53 Punkte aus den ersten 25 Partien in dieser Bundesliga-Saison. Das ist der niedrigste Wert des FCB seit der Spielzeit 2011/12, als es zum Vergleichszeitpunkt 51 Zähler waren und die Münchner letztmals nicht Deutscher Meister wurden.

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FC Bayern München: Mehrere Serien gegen Leverkusen gerissen

  • Erstmals seit dem 2. Februar 2019 hat der FC Bayern ein Spiel nach Halbzeitführung noch verloren - auch damals übrigens gegen Bayer Leverkusen (1:3 nach 1:0). Es war die erste Pleite nach Halbzeitführung seit 86 Spielen!
  • In der Saison 2022/23 gab es bei 19 Halbzeit-Führungen zuvor 15 Siege und vier Remis.
  • Eine Niederlage nach 1:0-Führung gab es zuvor seit 26 Spielen nicht: Am 12. Februar 2022 hatte der VfL Bochum trotz frühem 0:1 am Ende noch mit 4:2 gegen die Bayern gewonnen.
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FC Bayern München: WM-Fluch in der Rückrunde?

Der FC Bayern holte an den ersten acht Rückrunden-Spieltagen dieser Bundesliga-Saison 16 Punkte (5S 1U 2N). Weniger waren es zum Vergleichszeitpunkt im Oberhaus zuletzt 2011/12 (14).

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FC Bayern München: Am Sonntag bisher eine Macht

Bayern hatte in der laufenden Saison zuvor alle fünf Sonntagsspiele gewonnen - bei einer Torbilanz von 21:2!

Saisonübergreifend hatten die Bayern an einem Sonntag in den letzten zehn Spielen nur einmal Punkte gelassen (2:2 gegen den VfB Stuttgart im Mai 2022).

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FC Bayern München: Stark in der ersten, schwach in der zweiten Halbzeit

In der ersten Hälfte ist der FC Bayern auch dieser Bundesliga-Saison absolute Spitze: 48 Tore hat der FCB in den ersten 45 Minuten plus Nachspielzeit erzielt - das sind 19 mehr als der BVB, der in dieser Statistik den zweiten Platz belegt. Mehr erzielten die Bayern überhaupt nur in zwei kompletten Saisons - nämlich 2021/22 (52) und 2020/21 (48).

Nach dem Seitenwechsel wendet sich das Blatt aber gehörig: Hier sind den Bayern gerade einmal 24 Tore und damit nur halb so viele gelungen. Besser stehen hier aktuell Bayer Leverkusen (28), RB Leipzig (27) und der BVB (26) da, weitere Teams wie Freiburg und Frankfurt sind ebenfalls nicht weit weg.

Liegt das nur daran, dass die Bayern zumeist führen und deshalb einen Gang zurückschalten? Möglich - aber bei nur 15 Siegen in 25 Spielen gab es genügend Gründe, um auch in der zweiten Hälfte deutlich mehr Tore zu schießen.

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FC Bayern München: Stark in der ersten, schwach in der zweiten Halbzeit II

Nicht nur bei den erzielten Toren bauen die Bayern in der 2. Halbzeit ab. Auch in puncto Gegentore sieht die Bilanz nicht gut aus: Schmale zehn Gegentore in der ersten Hälfte - aber schon 18 und damit fast doppelt so viele Gegentore in den zweiten 45 Minuten.

Heißt: Wenn die Bayern offensiv in der 2. Halbzeit zurückschalten, führt das zumindest nicht dazu, dass die Defensive dann sicherer steht ...

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FC Bayern München: Die Joker haben Luft nach oben

An den meisten Spieltagen hat Nagelsmann veritable Weltklasse auf der Bank sitzen, was die Offensive angeht. Die kommt dann normalerweise auch zum Einsatz und sollte ja darauf brennen, sich für Startelf-Einsätze zu empfehlen, ob die Situation nun Aufholjagd bedeutet oder Konterchancen bei Führung.

Bisher haben die Bayern aber nur sechs Jokertore in dieser Saison erzielt. Damit liegt man im ligaweiten Vergleich nur auf dem geteilten siebten Platz. Der BVB liegt mit schon zehn Toren ganz vorn - und gewinnt den Vergleich, wenn man die Scorerpunkte der Joker zusammenzählt (16:12).

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FC Bayern München: Schwache Elfmeter-Bilanz

Der FC Bayern stellt - noch - die beste Abwehr der Liga. Bei den verursachten Elfmetern bekleckert sich die FCB-Defensive aber nicht immer mit Ruhm, unabhängig vom Spiel gegen Leverkusen. Schon sechs Elfmeter wurden gegen den FCB gepfiffen: Nur zwei Teams stehen hier noch schlechter da (Bochum - 12 Elfmeter; Leipzig - 7 Elfmeter). Und: Alle sechs Elfer gegen die Bayern waren drin, egal wer im Tor stand.

Eine Scheibe abschneiden könnten sich die Bayern von Borussia Dortmund: Gegen den BVB wurde 2022/23 nämlich noch kein einziger Strafstoß gepfiffen.

Wie sieht es bei den erhaltenen Elfmetern aus? Vier hat der FC Bayern bisher bekommen, da haben gleich zehn Teams mehr. Und zwei der vier Elfmeter waren nicht drin ...

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FC Bayern München: Wie steht es in der Sünderkartei?

In der Fairness-Tabelle rangieren die Bayern bei den Gelben Karten (34) mit Abstand auf dem letzten Platz. Der Vorletzte 1. FC Köln hat schon 40 Gelbe Karten gesammelt. Sind die Bayern also zu brav?

Schwer zu sagen, schließlich haben die Bayern auch schon drei Platzverweise gesammelt (2x Gelb-Rot, 1x Rot). Mehr Platzverweise in einer Saison waren es zuletzt 2004/05 - und noch sind neun Spieltage zu absolvieren.

Weitere Platzverweise sollten sich die Bayern nicht erlauben: Aus den drei Spielen, die mit zehn Mann beendet wurden, gab es nur einen Sieg (4:2 gegen Wolfsburg).

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FC Bayern München: Wie sehr fehlt Robert Lewandowski?

72 Tore nach 25 Spieltagen können sich sehen lassen. Auch die Tatsache, dass nicht ein Torjäger im Alleingang für den Löwenanteil dieser Tore verantwortlich ist, muss kein Nachteil sein. Vielmehr macht dies den FC Bayern nicht so leicht ausrechenbar.

Das Problem: Auch Nagelsmann muss diese Rechnung erst lösen. Mit Jamal Musiala (11 Tore), Eric Maxim Choupo-Moting (10), Serge Gnabry (9) und Leroy Sané (7) hat er zwar einige Torjäger im Kader, die Liste ließe sich mit Sadio Mané (6) und Co. auch noch beliebig weiterführen.

Gleichzeitig muss Nagelsmann aber von Spieltag zu Spieltag neu entscheiden, wer diesmal für Tore gut ist. Sané und Gnabry haben ein wochenlanges Tief hinter sich, auch die Statistiken von Thomas Müller (4 Tore, 7 Assists) lesen sich ohne Lewy im Zentrum deutlich schlechter als noch in den letzten Jahren. Mané ist nach langer Verletzung noch nicht der Alte ...

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FC Bayern München: Wie geht es weiter?

Positiv für Nagelsmann: Choupo-Moting sollte Stand jetzt gegen den BVB wieder mitwirken können und den dringend gesuchten Mittelstürmer geben - erst durch seine Hereinnahme kam der Bayern-Motor in der Hinrunde so richtig ins Rollen.

Überhaupt ist die Personalsituation deutlich entspannter als beim BVB, sieht man von den langzeitverletzten Manuel Neuer und Lucas Hernández ab.

Daheim sind die Bayern außerdem immer noch eine Macht (acht Siege und vier Remis in zwölf Spielen) - das hat auch der BVB in den vergangenen Jahren stets zu spüren bekommen.

FC Bayern vs. BVB: Das Restprogramm in der Bundesliga

SpieltagBVBFC Bayern
26Bayern München (A)Borussia Dortmund (H)
27Union Berlin (H)SC Freiburg (A)
28VfB Stuttgart (A)TSG Hoffenheim (H)
29Eintracht Frankfurt (H)Mainz 05 (A)
30VfL Bochum (A)Hertha BSC (H)
31VfL Wolfsburg (H)Werder Bremen (A)
32Borussia M'Gladbach (H)Schalke 04 (H)
33FC Augsburg (A)RB Leipzig (H)
34Mainz 05 (H)1. FC Köln (A)