Isco und sein Beinahe-Wechsel zu Union Berlin: Diese Altstars gingen überraschend in die Bundesliga

Von Jochen Tittmar
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Der Transfer des fünfmaligen Champions-League-Siegers Isco zu 1. FC Union Berlin ist kurz vor Schließung des Transferfensters geplatzt. Der 30-Jährige wäre nicht der einzige Altstar gewesen, der überraschend in die Bundesliga wechselte. Ein Überblick.

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"Wir hätten Isco gerne bei uns gesehen, aber wir haben unsere Grenzen. Diese wurden heute entgegen der vorherigen Absprachen überschritten, deshalb kommt der Transfer nicht zustande", sagte Union Berlins Geschäftsführer Oliver Ruhnert zum geplatzten Wechsel von Isco.

Der Spanier, der 2012 den Golden-Boy-Award gewann und in neun Jahren bei Real Madrid 19 Titel holte, hatte bereits den Medizincheck in der Hauptstadt absolviert und bestanden. Iscos Berater-Agentur Gestifute zitierte die Bild wie folgt: "Wir mussten im Verlauf der Gespräche feststellen, dass unser Verhandlungspartner nicht mehr bereit war, sich in dem ursprünglich besprochenen Rahmen zu bewegen."

Isco zu Union - das hätte ein Transfer werden können, an den man sich in ein paar Jahren ähnlich nostalgisch zurückerinnert wie man es heute bei Raul und seiner Zeit beim FC Schalke 04 tut. Der war 2010 ein echter Hammer - aber längst nicht der einzige Altstar, der überraschend in die Bundesliga wechselte. Ein Blick zurück!

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Raul (2010 ablösefrei von Real Madrid zum FC Schalke 04)

Den Wechsel der Real-Legende in den Ruhrpott wird so schnell keiner in den Schatten stellen. Der 28. Juli 2010 ging in die Geschichte der Knappen ein, als Aufsichtsratschef Clemens Tönnies und Trainer Felix Magath den Weltstar präsentierten.

Rauls Transfer erwies sich als voller Erfolg. Der Spanier war Torjäger (98 Pflichtspiele, 40 Tore, 21 Vorlagen), Leader und Identifikationsfigur. Als sein Zweijahresvertrag auslief, verließ er Gelsenkirchen und ging nach Katar. Schalke überlegte, Rauls Trikot mit der Nummer sieben nie mehr zu vergeben - doch 2013 bekam es Max Meyer.

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Ruud van Nistelrooy (2010 ablösefrei von Real zum HSV)

Der Zweite im Bunde, der mit einer glorreichen Real-Vergangenheit in die Bundesliga wechselte. Dem Stürmer gelang in Hamburg ein toller Start: In seinem zweiten Spiel erzielte er nach seiner Einwechslung einen Doppelpack innerhalb von 90 Sekunden und sicherte dem HSV den Sieg über den VfB.

Van Nistelrooy wollte in seiner zweiten Saison das Wintertransferfenster nutzen, um wieder zu den Königlichen zurückzukehren, da Real angesichts eines längeren Ausfalls von Mittelstürmer Gonzalo Higuaín ohnehin Interesse am 34-Jährigen bekundete. Der HSV bestand jedoch darauf, dass van Nistelrooy bis zum Vertragsende blieb.

Der Niederländer verkündete daraufhin, dann auch nach Ende seines Einjahreskontrakts gehen zu wollen - und tat dies. Im Sommer 2011 schloss er sich dem FC Malaga an. Für den HSV absolvierte er letztlich 44 Pflichtspiele (17 Tore, drei Vorlagen).

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Maniche (2009 ablösefrei von Atlético Madrid zum 1. FC Köln)

Der Portugiese mit dem bürgerlichen Namen Nuno Ricardo de Oliveira Ribeiro kam hoch dekoriert zum Effzeh. Mit dem FC Porto hatte er unter José Mourinho zwei Meisterschaften, den Pokal, den UEFA-Cup sowie die Champions League und den Weltpokal geholt.

In Köln wirkte er hingegen lustlos. Maniche blieb im Grunde nur in Erinnerung, weil er einem Bild-Fotografen vor dem Geißbockheim den Mittelfinger zeigte. Nach einer Saison mit 30 Spielen (drei Tore, drei Vorlagen) ging Maniche zurück in die Heimat zu Sporting.

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Jari Litmanen (2005 ablösefrei vom FC Lahti zu Hansa Rostock)

Der damals 33-Jährige gewann mit Ajax Amsterdam 1995 die Champions League, später kickte er noch für den FC Barcelona und den FC Liverpool. Der Finne, in seiner Heimat 137-maliger Nationalspieler und absolute Legende, heuerte zur Winterpause in Rostock an.

Den Abstieg aus der Bundesliga konnte er aber auch nicht verhindern. Nur ein Tor gelang Litmanen in 13 Spielen. Er wechselte anschließend nach Malmö und beendete erst 2012 seine Karriere - als bis heute einziger Fußballspieler, der in vier verschiedenen Jahrzehnten Länderspiele bestritt.

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Youri Djorkaeff (1999 für 1,5 Millionen Euro von Inter zum FCK)

Ein Leistungsträger der französischen Weltmeisterelf von 1998 plötzlich in der Bundesliga - und das auch noch in Kaiserslautern. Ein Wahnsinn für die damalige Zeit. Und Djorkaeff lieferte, war anfangs einer der besten Spieler der Liga.

Für den zum Zeitpunkt seines Wechsel 31-Jährigen, zuvor für Inter, PSG und Monaco aktiv, ging es nach dem Ende von Trainer Otto Rehhagel jedoch schnell bergab. Ein Zerwürfnis mit Coach Andreas Brehme war der Anfang vom Ende.

"In seinen Augen gab es einen Weltmeister zu viel in diesem Verein", sagte Djorkaeff über Brehme, 1990 WM-Sieger mit Deutschland. Anschließend glänzte der Franzose nur noch mit Lustlosigkeit und weigerte sich, Deutsch zu lernen. Nach 70 Spielen (18 Tore, 14 Vorlagen) ging er 2002 zu den Bolton Wanderers.

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Mauro Camoranesi (2010 für zwei Mio. Euro von Juve zum VfB)

Nach acht Jahren bei Juve kam der gebürtige Argentinier, der jedoch für Italien spielte und 2006 in Deutschland Weltmeister wurde, an den Neckar - und erlebte dort mit Bruno Labbadia, Jens Keller und Christian Gross drei Trainer.

Nach rund fünf Monaten war seine Zeit bei den Schwaben beendet, sein Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst. Camoranesi bestritt nur 14 Pflichtspiele für den VfB, in denen er eine Rote Karte und drei Vorlagen sammelte.

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Davor Suker (2002 ablösefrei von West Ham zu 1860 München)

In Kroatien sowie später beim FC Sevilla und Real Madrid traf der kroatische Stürmer wie am Fließband, 1998 wurde er Torschützenkönig bei der WM. Direkt danach lief es aber weder bei Arsenal, noch bei den Hammers - also ging es zu den Löwen.

Für den damaligen Bundesligisten kam Suker in seinen eineinhalb Jahren in München zwar auf 30 Pflichtspiele, in denen ihm acht Tore und sechs Vorlagen gelangen. Doch der zum Zeitpunkt seines Wechsels 34-Jährige wurde schließlich von Benjamin Lauth aus der Anfangsformation verdrängt.

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Abédi Pelé (1996 ablösefrei vom FC Turin zu 1860 München)

Die Löwen hatte jedoch schon Jahre zuvor einen echten Coup gelandet. Der damals 31-jährige Zehner, Vater von André Ayew (Al-Sadd) und Jordan Ayew (Crystal Palace), war vor allem zu Beginn der 1990er Jahre bei Olympique Marseille erfolgreich, wo er 1993 die Champions League gewann.

Es gibt die Legende, dass der dreimalige afrikanische Fußballer des Jahres, der 73 Länderspiele für Ghana absolvierte, nicht wusste, dass es in München zwei Profivereine gibt. Er dachte angeblich, er gehe zum FC Bayern.

Der vermeintliche Königstransfer der Löwen konnten in seinen zwei Jahren an der Isar aber nicht an alte Erfolge anknüpfen. Nach 57 Pflichtspielen (vier Tore, sieben Vorlagen) war Schluss. "Das waren die besten Fans von allen, die ich auf meinen verschiedenen Stationen erlebt habe", sagte Pelé aber der tz über seine Zeit beim TSV.

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Juan Pablo Sorin (2006 für 3 Mio. Euro von Villarreal zum HSV)

Der ehemalige Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft kickte unter anderem für Barca und PSG und kam mit 30 an die Elbe. Dort gehörte er zu den Topverdienern, wurde in Mannschaftskreisen aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit aber schnell nur noch "der argentinische Patient" genannt.

Zwischenzeitlich war Sorin mit einer Knieverletzung elf Monate raus. Im Juli 2008 löste man den noch ein Jahr gültigen Vertrag vorzeitig auf, Sorin erhielt als Abfindung rund eine Million Euro. In nur 27 Pflichtspielen (vier Tore, vier Vorlagen) trug er das HSV-Trikot.

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Darko Pancev (1994 per Leihe von Inter zum VfB Leipzig)

Bei Vardar Skopje und Roter Stern Belgrad schoss der gebürtige Mazedonier alles kurz und klein. 1991 holte er mit Roter Stern den Europapokal der Landesmeister sowie den Weltpokal und gewann als erfolgreichster Torschütze Europas den Goldenen Schuh.

Bei Inter brachte Pancev aber kein Bein auf den Boden. Also ging es mit 28 Jahren im Winter zum damaligen Bundesligisten aus Leipzig. Dort kickte der Stürmer ein halbes Jahr, dennoch stiegen die Sachsen ab.

Pancev kam nur auf zwei Tore und vier Vorlagen in zehn Pflichtspielen. Dafür gab's Eskapaden außerhalb des Platzes: Erst zog er eigenmächtig in eine Suite im Atlanta-Hotel, später schwänzte er einen TV-Auftritt im Aktuellen Sportstudio. In der Saison 1995/96 spielte Pancev noch bei Fortuna Düsseldorf.

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Igor Belanov (1989 für 500.000 Euro von Kiew zu Gladbach)

"Ich kann zu diesem Transfer nur gratulieren", sagte Fohlen-Ikone Günter Netzer über den 28-jährigen Ukrainer, der drei Jahre zuvor als Torschützenkönig mit Kiew den Europokal der Pokalsieger gewann und zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wurde.

Vier Spiele mit vier Toren ließen zu Beginn der Rückrunde aufhorchen, doch der Flügelstürmer konnte nicht mehr an seine Top-Form anknüpfen. Mit seiner Frau wurde er beim Klauen erwischt. Eine Rote Karte aus Frust beendete seine Zeit in Gladbach. Anschließend stieg er mit Eintracht Braunschweig in die Drittklassigkeit ab.

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Igor Shalimov (1994 von Inter Mailand zum MSV Duisburg)

Der russische Zehner war kein Weltstar, doch zwei Jahre zuvor ließ ihn sich Inter immerhin zwölf Millionen Euro kosten - und plötzlich spielte er an der Wedau. Beim MSV ließ der Nationalspieler sein Können immer wieder aufblitzen.

Das Team der Meidericher war aber schlicht nicht gut genug, um den neuen Spielmacher glänzen zu lassen. Duisburg stieg ab und Shalimov blieb in 22 Pflichtspielen ohne Tor (vier Vorlagen). Nach einer Saison ging es zum FC Lugano in die Schweiz.

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Nicklas Bendtner (2014 ablösefrei von Arsenal zu Wolfsburg)

Der Angreifer wurde von den Gunners dreimal verliehen, unter anderem zu Juventus. Der Däne machte aber vor allem mit reichlich Sprüchen und seinem enormen Selbstbewusstsein auf sich aufmerksam. Wolfsburg gab ihm einen Dreierjahresvertrag.

Doch auch am Mittellandkanal lief es für Bendtner nicht. Er führte das auf sein mieses Verhältnis mit Trainer Dieter Hecking zurück. Die Bilanz des "Lords": Geldstrafe wegen eines Fotos, das ihn vor einem Mercedes zeigte, 45 Minuten Verspätung beim Training, Extra-Einheiten in Trainingslagern wegen mangelnder Fitness. 2016 wurde der Vertrag aufgehoben.

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Zé Roberto (2009 für vier Mio. Euro von Montevideo zum HSV)

Der Brasilianer war durch seine Zeit in Leverkusen und beim FC Bayern freilich kein Unbekannter. Dass er mit 35 aber noch einmal den Weg nach Hamburg finden würde, kam für viele überraschend. Zé Roberto wollte eigentlich bei den Bayern bleiben, doch die boten ihm nur einen Einjahresvertrag an.

Beim HSV gab's zwei und der Mittelfeldspieler startete stark an der Elbe. Nach zwölf Spieltagen hatte er bereits fünf Tore und drei Vorlagen verbucht. Nach 72 Pflichtspielen ging es zu Ende wie in München: Zé Roberto nahm den angebotenen Einjahresvertrag nicht an.

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