Für ein Comeback in der Formel 1 bleibt nur noch eine Chance: Die Zukunftsoptionen von Mick Schumacher

Von Christian Guinin
Mick Schumacher
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Mick Schumacher wird für die Saison 2025 kein Stammcockpit in der Formel 1 ergattern. Wie geht es in Zukunft für den 25-Jährigen weiter?

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Ralf Schumacher, Mick Schumacher
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Mick Schumacher, Option 1: Stammcockpit in der Formel 1

Nachdem Sauber am vergangenen Mittwoch verkündet hatte, in der kommenden Saison mit dem brasilianischen Formel-2-Talent Gabriel Bortoleto neben Nico Hülkenberg an den Start gehen zu wollen, hat sich die einzig realistische Option für Schumacher auf ein Cockpit 2025 quasi in Luft aufgelöst.

Zwar bestätigte Teamchef Mattia Binnoto noch vor wenigen Wochen, dass auch der Deutsche zum engeren Kandidatenkreis gehörte, dennoch war Sauber, das 2026 vollständig von Audi als Werksteam übernommen wird, eine langfristige Perspektive scheinbar wichtiger als die zwei Jahre Formel-1-Erfahrung, die Schumacher aus seiner Zeit bei Haas mitbringt.

Für 2025 ist damit offiziell nur noch ein Platz zu vergeben: Racing Bulls, das B-Team von Red Bull, sucht noch nach einem zweiten Piloten neben Yuki Tsunoda. Allerdings wird dort Liam Lawson, der das Cockpit erst kürzlich von Daniel Ricciardo übernommen hatte und in seinen ersten Rennen einen guten Eindruck hinterließ, aller Voraussicht nach über den Winter hinweg weitermachen dürfen.

Fraglich wäre dann eigentlich nur noch, wie es mit Sergio Pérez weitergeht. Der Mexikaner steht diversen Medienberichten zufolge aufgrund mangelhafter Leistungen bei Red Bull vor dem Aus. Glaubt man den Aussagen von RB-Motorsportberater Helmut Marko, ist ein Rausschmiss tatsächlich nicht unwahrscheinlich - und dies würde im weiteren Verlauf dann auch ein nicht gerade kleines Personalbeben im Paddock auslösen -, Schumacher würde davon aber kaum profitieren.

Als aussichtsreichste Kandidaten für eine Pérez-Nachfolge gelten Carlos Sainz, der zwar schon bei Williams unterschrieben hat, dort aber über eine Ausstiegsklausel verfügen soll, und eben RB-Junior Tsunoda. Williams könnte bei einem Sainz-Abgang einfach auf den gut performenden Franco Colapinto zurückgreifen und diesen für 2025 als Stammpiloten bestätigen. Bei Racing Bullls würde wohl der bisherige Test- und Ersatzfahrer Isack Hadjar aufrücken.

Toto Wolff, Mick Schumacher
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Mick Schumacher, Option 2: Ersatzfahrer in der Formel 1

Schumacher hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, dass für ihn die Anstellung als Test- und Ersatzfahrer nur deshalb von Interesse sei, um sich für ein Stammcockpit zu empfehlen.

Da dies für das kommende Jahr nicht geklappt hat, drängt sich natürlich die Frage auf, ob seine diesbezügliche Tätigkeit bei Mercedes überhaupt noch Sinn ergibt - zumal Teamchef Toto Wolff ja selbst, trotz eines freien Platzes, von einer Anstellung Schumachers absah und stattdessen das 18-jährige Wunderkind Andrea Kimi Antonelli ins Cockpit der Silberpfeile hievte.

Dennoch könnte ein weiteres Jahr als Test- und Ersatzfahrer von Mercedes für Schumacher interessant bleiben. Zum einen, um so nah wie möglich am Geschehen und dessen Entscheidern dran zu sein und in deren Wahrnehmung weiterhin eine zentrale Rolle zu spielen. Zum anderen aber auch, da sich eine neue Tür vielleicht schneller auftut, als man das zunächst annehmen mag.

So kam es in den letzten Jahren nicht selten vor, dass Fahrer trotz teilweise noch langfristig laufender Verträge wegen schlichtweg zu schwacher Leistungen inmitten einer Saison vor die Tür gesetzt wurden. 2024 mussten beispielsweise Logan Sargeant (Williams) und Daniel Ricciardo (Racing Bulls) vorzeitig ihre Cockpits räumen, im vergangenen Jahr wurde Nyck de Vries (Racing Bulls) nach nur elf Rennen ersetzt.

Für Schumacher bietet sich also möglicherweise eine Chance, wenn andere Piloten patzen. Dann gilt es aber, ohne Eingewöhnungszeit von null auf hundert bei der Musik dabei zu sein und direkt abzuliefern. Das geht am einfachsten, wenn man sich eh schon im Formel-1-Kosmos aufhält.

Steine würden ihm von Wolff und Mercedes-Seite übrigens kaum in den Weg gelegt werden, schließlich betonte der Österreicher immer wieder, dass er sich ein Stammcockpit für den Deutschen sehnlichst wünschen würde.

Mick Schumacher
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Mick Schumacher, Option 3: Langstrecken-Meisterschaft WEC

In der Langstrecken-Meisterschaft WEC steht Schumacher ohnehin schon bei Alpine unter Vertrag, dort bedarf es also lediglich einer Verlängerung des Kontraktes. Teamchef Bruno Famin drückte erst jüngst seine Begeisterung für die Leistungen des Deutschen beim französischen Rennstall aus, die Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit ist also gegeben.

Schumacher selbst erwischte in der WEC einen eher holprigen Start, kam im laufe der Saison aber immer besser rein und lieferte zuletzt starke Ergebnisse ab - unter anderem schaffte er es im japanischen Fuji im September als Dritter aufs Podest.

Fraglich ist allerdings, ob der 25-Jährige selbst von sich aus den Wunsch hat, weiter in die WEC zu fahren oder diese sogar zu seinem primären Ziel für die Zukunft auszugeben. Schließlich teilt man sich in der Langstrecken-Meisterschaft das Cockpit immer mit zwei anderen Kollegen, was die eigene Leistung folglich nicht so in Vordergrund stellt wie im Formelsport.

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Mick Schumacher, Option 4: Indycar

Eine bisher noch nicht wirklich diskutierte, aus Schumacher-Sicht aber äußerst reizvolle Option. Im Vergleich zur WEC hat die Indycar-Serie zum einen einen, speziell in den Vereinigten Staaten, ausgezeichneten Ruf, zum anderen ist der Unterschied der Boliden zu Formel-Rennwagen nur marginal. Schumacher fände sich also auf Anhieb zurecht und bliebe gleichzeitig ein Gesprächsthema, sollte in der Königsklasse doch noch ein Platz frei werden.

Darüber hinaus ist die Indycar-Serie deutlich unpolitischer und "schlanker" als die Formel 1, was vor allem den Piloten zugute kommt. Gutes Abschneiden ist dort eher auf gute Leistungen der Fahrer als ein überlegenes Auto zurückzuführen. Allein: Die Cockpits der Spitzenteams wie Ganassi oder Penske sind für 2025 allesamt bereits besetzt. Schumacher müsste sich also fürs Erste mit einem Rennstall aus den hinteren Gefilden zufrieden geben.

Nach Informationen von F1-Insider wurde das Thema Schumacher bei den Verantwortlichen der Indycar bereits breit diskutiert. Das Ergebnis: Nur allzu gerne würde man den Sohn von Rekordweltmeister Michael in die Serie aufnehmen. Allein aus marketingtechnischer Sicht wäre der Name Schumacher schon ein großer Gewinn.

Mick Schumacher
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Mick Schumacher, Zukunftsoptionen: Fazit

Besteht bei Mick Schumacher auch nach der Enttäuschung über das sehr wahrscheinliche Aus für das kommende Jahr noch der Wunsch, in die Königsklasse zurückkehren zu wollen, ist und bleibt eine Anstellung als Ersatzfahrer die bestmögliche Alternative. Dort kann er weiterhin wichtige Testkilometer im Simulator und auf der Strecke abspulen und bekommt gleichzeitig die Möglichkeit, alle wichtigen Prozesse und Entscheidungen aus nächster Nähe zu verfolgen.

Abgesehen davon ist die Indycar eine mehr als reizvolle Alternative. Gewiss besitzt diese nicht den (weltweiten) Stellenwert der Formel 1, Schumacher wäre aber nach wie vor in der Lage, auf absolut höchstem Niveau Motorsport zu betreiben und sich mit den Besten zu messen.

Gleichwohl muss dem 25-Jährigen klar sein, dass der endgültige Schritt weg von der Formel 1 das quasi sichere Aus bedeutet. Nur ganz wenige Piloten haben es nach einem Wechsel in eine andere Serie zurück in die Königsklasse geschafft. In den letzten 15 Jahren ist dies eigentlich nur Kimi Räikkönen und Fernando Alonso gelungen - und die dürfen sich beide immerhin Weltmeister schimpfen.