Handball-EM - Erkenntnisse zum DHB-Team: Wunder-Szenarien und ein wackeliges Herzstück

Deutschland hat sein Hauptrundenspiel gegen Norwegen verloren.
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2. Gislason denkt schon an die Zukunft

Die Erwartungshaltung war wie angesprochen schon vor Turnierbeginn gering, durch den Corona-Ausbruch waren Wunderdinge endgültig nicht mehr zu erwarten. Selten war es also einfacher, jungen Spielern das Vertrauen zu schenken.

Gislason macht genau das - freilich auch, aber nicht nur aus Mangel an Alternativen. Das beste Beispiel ist der mit 21 Jahren jüngste DHB-Akteur Julian Köster, der in der 2. Liga für den VfL Gummersbach spielt, bei der EM von Beginn an im Kader stand und als eines der größten Rückraumtalente im deutschen Handball gilt.

Der linke Rückraumspieler glänzte gegen Polen mit sechs Toren, traf gegen Spanien dreimal und hatte auch gegen Norwegen mit drei Buden und mehreren starken Pässen gute Momente. Der gebürtige Bielefelder stand insgesamt 40 Minuten auf der Platte, lediglich Patrick Zieker (56), Johannes Golla (47) und Jogi Bitter (41) durften noch länger ran. Obwohl Gislason mit Paul Drux (15 Minuten) auf Kösters Position eine Alternative mit weitaus mehr Erfahrung gehabt hätte.

"Eigentlich bin ich nicht überrascht. Das macht er tagtäglich", hatte Gislason bereits nach dem Polen-Spiel über Kösters Leistungen gesagt: "Ich habe, glaube ich, alle seine Spiele in Gummersbach in den letzten anderthalb Jahren gesehen."

Auch der nachnominierte Lukas Stutzke durfte im Rückraum 12 Minuten ran. Der 24-Jährige vom Bergischen HC begann zwar nervös und versenkte letztlich nur einen seiner drei Würfe, wurde aber dennoch nicht sofort wieder ausgewechselt.

Das fällt in den vergangenen Tagen grundsätzlich auf: Gislason schenkt insbesondere den jüngeren Spielern sein Vertrauen und lässt sie auch Fehler machen. Der Isländer denkt bei dieser EM bereits an die Zukunft.