Handball-WM - Panel: "Die WM hat das Potenzial, in einem historischen Desaster zu enden"

Alfred Gislason geht in sein erstes Turnier als Bundestrainer.
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3. Der DHB-Schlüsselspieler ist...

Daniel Stephan: Es gibt keinen echten Schlüsselspieler! Es hängt gerade jetzt, wo so viele Spieler fehlen, vielleicht so sehr wie noch nie davon ab, dass die Mannschaft als Team funktioniert. Das ist für mich der alles entscheidende Faktor, darauf muss der Fokus liegen. Nichtsdestotrotz ist Johannes Golla aufgrund der Absagen von Pekeler, Wiencek und Lemke natürlich ein sehr wichtiger Spieler. Er hat seine Sache bisher sehr gut gemacht und in Flensburg starke Spiele gezeigt. Teilweise ist er dann aber auch wieder in alte Muster zurückgefallen. Er war manchmal zu aggressiv, hat sich zu viele Zeitstrafen abgeholt. Da muss er bei der WM eine gute Balance finden. Gollas Leistung gegen Österreich hat mich diesbezüglich zuversichtlich gemacht.

Florian Regelmann: Philipp Weber. Die Formel zum Erfolg kann nur lauten: In der Abwehr um Golla und Firnhaber herum solide stehen, mehr wird aufgrund der Ausfälle einfach nicht drin sein, und dafür im (Positions-) Angriff das beste Turnier spielen, das eine DHB-Auswahl seit langem gespielt hat. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Gerade in dieser Situation braucht Deutschland endlich mal wieder ein großes Turnier eines zentralen Rückraumspielers. Weber hat in dieser Saison für Leipzig sowohl als Torschütze als auch als Assistgeber überzeugt, Gislason kennt ihn aus Magdeburg und scheint ihm auf der Mitte zu vertrauen. Und Weber ist jetzt auch schon 28 Jahre alt - das Talent hat er schon lange, jetzt muss er es mal bei einem großen Turnier nicht hier und da andeuten, sondern das Team offensiv führen.

Thomas Weber: Defensiv Golla, offensiv Weber. Ohne konstante Topleistungen der beiden zentralen Spieler in Abwehr und Angriff kann die deutsche Nationalmannschaft bei dieser WM nichts erreichen. Die Außen und die starken Torhüter werden ihren Job machen, auch auf mindestens einer Halbposition werden sich ein, zwei Spieler finden, die Spiele auf internationalem Niveau machen. Lediglich zu Golla und Weber gibt es keine Alternativen -an ihnen hängt Gedeih und Verderb des DHB-Teams bei dieser WM.

Johannes Golla
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Felix Götz: Natürlich muss der Mittelblock um Firnhaber und Golla funktionieren. Klar müssen Rückraumshooter wie Julius Kühn oder Kai Häfner in Szene gesetzt werden und dann auch hochprozentig treffen. Und selbstverständlich wäre ein gut aufgelegter Spielmacher Weber wichtig. Für mich sind die Schlüsselspieler trotz allem Andreas Wolff, Jogi Bitter und Silvio Heinevetter. Wenn das DHB-Team bei der WM überraschen möchte, benötigt es zwingend einen Torhüter, der nicht nur sehr gut, sondern absolut überragend hält. Mein zugegebenermaßen nicht ganz bescheidener Wunsch: Wolff wird wie beim EM-Triumph 2016 in Polen zu einem Monster zwischen den Pfosten!