Handball: Nationaltorhüter Bitter mit Corona infiziert - Länderspiele mit Folgen

SID
Der positive Coronatest von Nationalspieler Johannes Bitter wirkt sich auch auf die Liga aus.
© imago images / Eibner

Der positive Coronatest von Nationalspieler Johannes Bitter wirkt sich auch auf die Liga aus. Etliche Profis hatten dieses Szenario befürchtet.

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Positiver Nachtest mit schwer absehbaren Folgen: Handball-Nationaltorhüter Johannes Bitter hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der Weltmeister von 2007 befindet sich in Quarantäne, verspürt aber keinerlei Symptome, dies teilte der Deutschen Handballbund (DHB) am Dienstag mit. Die Diagnose nach der umstrittenen Länderspielwoche dürfte die Diskussionen über Abstellungen der Profis für internationale Einsätze wieder befeuern.

"Für mich ist unerklärlich, was Ursache der Infektion ist", sagte Bitter, der sich laut des DHB in häusliche Isolation begeben hat: "Wir Nationalspieler haben uns während des gesamten Lehrgangs sehr sicher gefühlt. Die Abläufe waren sehr gut und professionell."

Mit dem bestätigten Befund im Team von Bundestrainer Alfred Gislason ist genau der Fall eingetreten, den viele der Profis vor den EM-Quali-Partien in Düsseldorf gegen Bosnien-Herzegowina (25:21) und in Tallinn gegen Estland (35:23) befürchtet hatten. Die Auswirkungen treffen auch die Bundesliga.

"Wir finden die Situation natürlich blöd, aber wir sitzen in einem Boot", sagte HBL-Boss Frank Bohmann dem SID: "Es sind nach DHB-Auskunft alle Vorgaben des Hygienekonzepts akribisch eingehalten worden, daher ist niemandem ein Vorwurf zu machen."

HBL: Keine Spielausfälle trotz Corona-Infektion von Bitter

Bohmann forderte jedoch auch ein, dass es im gesamten Kalenderjahr 2021 einen engen Dialog der Verbände mit den Klubs geben müsse. Denn diese "stehen in einer größeren ökonomischen Verantwortung, weil sie nunmal auch die Gehaltskosten für die Spieler zu tragen haben." Der Ligabetrieb darf in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht gefährdet werden und das Risiko der DHB-Partien zuletzt sei laut Bohmann "erheblich größer als bei Bundesligaspielen".

Spielausfälle als Folge der Infektion von Bitter gibt es nicht, auch das Duell seines Klubs TVB Stuttgart am Mittwoch beim HC Erlangen (19.00 Uhr/Sky) soll stattfinden. "Alle anderen sind negativ getestet", sagte TVB-Trainer und -Geschäftsführer Jürgen Schweikardt dem SID. Sein Team muss jedoch auf seinen "besten Spieler" verzichten, Schweikardt sprach von einer "deutlichen Schwächung" und "schwierigen Nummer".

In der zuletzt durchaus hitzigen Diskussion um Abstellungen für Nationalspieler in Pandemiezeiten warb der 40-Jährige trotz der Betroffenheit seines Klubs dafür, "über den Tellerrand zu schauen". Auch der Europäische Handballverband EHF und der DHB müssten "fortbestehen und ihre Verträge einhalten". Doch die internationalen Partien bleiben eine Gratwanderung.

Handball: Länderspielreisen sorgen für viel Unruhe

Auch die Klubbosse der SG Flensburg-Handewitt und der MT Melsungen warteten vor dem ebenfalls am Mittwoch stattfindenden Topspiel unruhig auf die Testergebnisse - auch ihrer ausländischen Nationalspieler. "Wir haben schon ein mulmiges Gefühl gehabt", sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke dem SID: "Dadurch, dass sie raus mussten aus unserer Blase und in eine neue, versuchte Blase." SG-Nationalspieler Franz Semper und auch der bosnische Torwart Benjamin Buric blieben dem Abschlusstraining fern, um ein Infektionsrisiko für die Teamkameraden auszuschließen.

Insgesamt sorgte das Länderspielfenster in einer sensiblen Phase der Pandemie für Unruhe. Schon vor den Partien hatte es eine hitzige Debatte über die Abstellungen gegeben, bevor sich alle Seiten doch noch verständigten. Die anstehende WM im Januar in Ägypten dürfte die Sorgenfalten noch einmal vertiefen.

"Bei der WM wird man ein ähnliches Risiko haben, es werden 32 Mannschaften aus der ganzen Welt zusammenkommen mit unterschiedlichen Niveaus von Neuinfektionen und verschiedenen Hygienekonzepten", sagte Bohmann: "Sind alle Mannschaften in Kairo vor Ort, kann in einem streng abgeschirmten Bereich ein Turnier in einer Bubble mit einem verhältnismäßig geringem Risiko durchgeführt werden."

Wichtig wird sein, davon auch die Spieler zu überzeugen. Nicht nur Kapitän Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen hatte zuletzt eindringlich vor der "gefährlichen Situation" rund um internationale Spiele gewarnt. Er und seine Kollegen sollten Recht behalten.

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