Handball-EM 2020: Spanien verteidigt Titel im Finale gegen Kroatien

SID
War im EM-Finale gegen Kroatien für Spanien ein Schlüsselspieler: Jorge Maqueda Pena.
© getty

Spanien hat als erste Mannschaft seit Schweden im Jahr 2002 den EM-Titel erfolgreich verteidigt. Die älteste Turniermannschaft gewann das Finale gegen Kroatien und hat jetzt ein letztes großes gemeinsames Ziel.

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Als Spaniens alte und neue Europameister im goldenen Konfettiregen ihre Goldmedaille feierten, als das unvermeidliche "We are the Champions" aus den Lautsprechern dröhnte und Spaniens Königshaus eilig eine Grußbotschaft twitterte, da stand Domagoj Duvnjak mit Tränen in den Augen ein wenig abseits. Die ungeliebte Silbermedaille um den Hals wog schwer, wieder hatte es für ihn nicht gereicht, wieder blieb Kroatien nur die Silbermedaille.

"Diese Niederlage tut echt weh, aber das Leben geht weiter", sagte der Superstar der Kroaten. Dass er als bester Spieler des Turniers und als Man of the Match im Finale ausgezeichnet wurde, war ihm in diesem Moment ziemlich egal: "Ich würde das sofort gegen die Goldmedaille eintauschen."

Kroatien-Star Duvnjak: EM-Gewinn "ist und bleibt unser großer Traum"

Abgezockt und kühl bis ans Herz hatten Spaniens Golden Oldies vor fast 18.000 Zuschauern in Stockholm in den letzten zwei Minuten einer knallharten Abwehrschlacht das Finale zu ihren Gunsten entschieden und als erste Mannschaft seit Schweden 2002 ihren Titel erfolgreich verteidigt. Die Kroaten sind zum dritten Mal Zweite. "Es ist und bleibt unser großer Traum, Europameister zu werden", sagte Duvnjak: "Aber Spanien hat verdient gewonnen."

Schon als die Uhr unaufhaltsam die letzten Sekunden runtertickte, lagen sich die Spanier auf dem Spielfeld freudetrunken in den Armen. "Wir sind in Tokio, Tokio war unser großes Ziel", sagte Gedeon Guardiola, Kreisläufer des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen.

Am Samstag hatte Vizeweltmeister Norwegen das Spiel um Platz drei und damit seine erste Medaille in der bis 1994 zurückreichenden EM-Geschichte gewonnen. 24 Stunden nach der enttäuschenden Niederlage im Halbfinal-Krimi gegen Kroatien setzten sich die Skandinavier vor 13.094 Zuschauern mit 28:20 gegen Slowenien durch. Norwegen ist damit für die WM im Januar 2021 in Ägypten qualifiziert, Slowenien muss weiter auf die zweite EM-Medaille nach Silber 2004 warten.

DHB-Team wird EM-Fünfter - Kroatien im Finale zunächst überlegen

Deutschland belegte Platz fünf nach einem 29:27 gegen Portugal. Hendrik Pekeler, beim deutschen Rekordmeister THW Kiel Teamkollege von Domagoj Duvnjak, bekam die Auszeichnung als bester Abwehrspieler des Turniers. Ins All-Star-Team schaffte es kein deutscher Spieler.

Das Finale war zunächst scheinbar sicher in kroatischer Hand. Schnell stand es 3:0, die Zuschauer machten die Partie zu einem Heimspiel für Duvnjak und Co. 20 Minuten lang wollte den Spaniern gegen die aggressive Deckung der Kroaten nicht viel gelingen, die eigene offensive und zu offene Abwehr lud die kroatischen Angreifer mit Duvnjak und dem trickreichen Marino Maric am Kreis zu Toren ein.

Der Schachzug von Spaniens Trainer Jordi Ribera beim 7:10 leitete dann die Wende ein. Ins Tor kam Gonzalo Perez de Vargas, ausgezeichnet als bester Keeper des Turniers, und der 29-Jährige vom FC Barcelona war hinter der nun deutlich defensiveren 6:0-Deckung ein bärenstarker Rückhalt. Den Kroaten gelang auf einmal nicht mehr viel, auf der Gegenseite hämmerte Linkshänder Jordi Maqueda den Ball dreimal nacheinander zum 10:10 ins Netz.

Nach der Pause zog Spanien schnell auf drei Tore davon, doch die Kroaten steckten nicht auf. Immer wieder Duvnjak, immer wieder Regisseur Igor Karacic, ebenfalls ins All-Star-Team gewählt - Kroatien kämpfte verbissen und hielt den Rückstand in Grenzen. Nach einem 3:0-Lauf gegen plötzlich planlose Spanier kamen die Kroaten noch einmal heran, in der 49. Minute fiel der Ausgleich zum 18:18. Danach war es ein Spiel auf Messers Schneide, in dem am Ende Spanien die abgezocktere Mannschaft war.

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