DHB-Frauen müssen um EM bangen

SID
Die DHB-Frauen konnten Frankreich auch im zweiten Spiel nicht stoppen
© getty

In der EM-Quali gegen Frankreich kassierten die deutschen Handballerinnen zwei Niederlagen. Der Bundestrainer wirkt ratlos, die Zeit bis zur Heim-WM 2017 wird knapp - und nun gerät auch noch die Teilnahme an der EM 2016 in Gefahr.

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Der Bundestrainer war unzufrieden. "Wir haben in allen Bereichen schlecht gespielt", sagte Jakob Vestergaard nach den beiden Niederlagen der deutschen Handballerinnen in der EM-Qualifikation gegen Frankreich.

Das 19:25 am Samstag in Nimes wertete der Däne gar als Tiefpunkt in seiner an Highlights ohnehin nicht gerade reichen Laufbahn als Angestellter des DHB: "Vielleicht war das heute das schwächste Spiel, seit ich Bundestrainer bin."

Das schwächste von vielen schwachen Spielen unter Vestergaards Leitung, der nun sogar ernsthaft um die EM-Teilnahme bangen muss.

Olympia wurde bereits kläglich verspielt, nun droht der deutsche Frauenhandball das nächste internationale Turnier zu verpassen und auf seiner rasanten Talfahrt in die Bedeutungslosigkeit immer mehr Tempo aufzunehmen.

Bundestrainer kann keine Impulse geben

Vestergaard ist daran nicht ganz schuldlos. Gegen Frankreich wirkte er wie so oft ratlos, Impulse gab es von ihm keine. Schon nach drei Minuten nahm er seine erste Auszeit, bis dahin lag seine Mannschaft mit 0:3 hinten und hatte nicht mal den Ansatz von Gegenwehr gezeigt.

Die Gründe für das Versagen sah Vestergaard immerhin sehr deutlich: "In der Abwehr waren wir zu weit von den Gegenspielerinnen weg, im Angriff haben wir zu viele klare Chanchen vergeben und uns zu viele technische Fehler geleistet." Die Tore resultierten aus Einzelaktionen, ein mannschaftlicher Verbund war kaum zu erkennen.

Fast ein Totalausfall war Susann Müller, das deutsche Spiel steht und fällt mit der Tagesform der eigenwilligen Linkshänderin. Müller fand keine Bindung zu ihren Nebenleuten, sie leistete sich viele Fehlwürfe und spielte ohne erkennbares Engagement, bisweilen regelrecht lustlos.

Dafür fehlten zwei der besten deutschen Spielerinnen gegen Frankreich: Warum Vestergaard hartnäckig auf den Einsatz von Angie Geschke und Nadja Nadgornaja verzichtete, bleibt sein Geheimnis. Immerhin nimmt er Geschke mit zum Vierländerturnier in dieser Woche in Oslo.

Kaum Lichtblicke

Auch die Tatsache, dass er die bei der 21:24-Niederlage am Mittwoch in Bietigheim überragende Torfrau Katja Kramarczyk in Nimes auf der Bank ließ und stattdessen mit Clara Woltering begann, war nicht zwingend nachvollziehbar.

In der zweiten Hälfte stand wieder Kramarczyk im Tor, hinter einer löchrigen Abwehr tat sie, was sie konnte, doch die Niederlage war unabwendbar. Kramarczyk wird in Norwegen pausieren, dafür fahren die beiden Torfrauen Anna Monz (HSG Blomberg-Lippe) und Ann-Cathrin Giegerich (SG BBM Bietigheim) mit.

Wenige Lichtblicke gab es in der deutschen Mannschaft. Auf Linksaußen setzte die flinke Lone Fischer einige Akzente, aus dem linken Rückraum gelangen Saskia Lang vier sehenswerte Treffer, im Spielaufbau deutete Anna Loerper an, warum sie Deutschlands Handballerin des Jahres ist. Insgesamt jedoch fehlen eine erkennbare Handschrift, ein Plan, ein Konzept, eine spielerische Linie.

Platz zwei in der Tabelle

Deutschland ist in der Tabelle der Quali-Gruppe 7 mit vier Punkten Zweiter hinter Frankreich (8). Dahinter folgen Island und die Schweiz mit jeweils zwei Punkten. Anfang Juni bestreitet das DHB-Team seine beiden noch ausstehenden Spiele in der Schweiz (1. Juni) und gegen Island (4./5. Juni).

Die beiden jeweils besten Mannschaften der sieben Gruppen sowie der beste Gruppendritte fahren zur EM im Dezember, Gastgeber Schweden ist gesetzt.