Der Siegeszug des kleinen Generals

Bob Hanning ist Vizepräsident des DHB
© getty

Im Sommer stand Bob Hanning vor dem Aus beim DHB, was aller Wahrscheinlichkeit nach den Rücktritt von Bundestrainer Dagur Sigurdsson zur Folge gehabt hätte. Zum Glück haben sich die Revoluzzer nicht durchgesetzt, Deutschland ist deshalb Europameister geworden. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Felix Götz.

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Es ist gerade mal ein halbes Jahr her, da herrschte beim DHB das reinste Chaos. Die größten Landesverbände hatten einen Antrag auf Abwahl des gesamten Präsidiums gestellt.

Streitpunkt war das Amt des Präsidenten. Der nach dem Zerwürfnis mit Bob Hanning zurückgetretene Bernhard Bauer sollte wieder ins Amt gehievt, der DHB-Vizepräsident abgesägt werden.

Heiner Brand - pro Bauer eingestellt - war den Revoluzzern zur Seite gesprungen und hatte in einem Interview gnadenlos mit Hanning abgerechnet. Der Macher der Füchse Berlin habe eine "narzisstische Persönlichkeitsausprägung", so der frühere Bundestrainer.

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Umtriebigkeit tut dem Handball gut

Es hat sich als Glücksfall für den deutschen Handball erwiesen, dass sich diejenigen, die Hanning loswerden wollten, nicht durchgesetzt haben. Vielleicht erscheint der 47-Jährige manchem tatsächlich als kleiner General, der die Dinge nach seinen Vorstellungen konsequent durchsetzt.

Fakt ist aber, das bescheinigen ihm selbst seine Kritiker: Hanning ist ein absoluter Fachmann, der 24 Stunden am Tag an seine Sportart denkt. Seine Umtriebigkeit tut dem Handball gut.

Es ist in erster Linie dem gebürtigen Essener zu verdanken, dass Dagur Sigurdsson Bundestrainer ist. Der Dagur Sigurdsson, der bei einem Aus von Hanning beim DHB sehr wahrscheinlich zurückgetreten wäre. Der Dagur Sigurdsson, der bei seinem Amtsantritt von vielen kritisch gesehen wurde.

Brauchen wir wirklich einen Isländer?

"Brauchen wir wirklich einen Isländer als Bundestrainer, wo wir doch so viele hervorragende deutsche Coaches haben?", war so ein Satz, der immer wieder zu hören war.

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Sigurdsson wurde anfangs zudem vorgeworfen, eine Art Marionette Hannings zu sein, was sich als absoluter Blödsinn entpuppte. Vielmehr bilden die beiden ein hoch qualifiziertes Gespann, das sehr unterschiedlich ist, sich aber blind vertraut.

Rosiger Blick in die Zukunft

All diese Fragen und Thesen stellt heute niemand mehr in den Raum. Der DHB ist sensationell Europameister geworden, hat den Handball zurück in die Mitte der Gesellschaft gebracht, setzt im Gegensatz zu früher - und das lag nicht nur an den mangelnden Alternativen - in aller Konsequenz auf die jungen Spieler.

Deshalb sieht der Blick in die Zukunft rosig aus. Ein Verdienst von Architekt Sigurdsson. Und von Hanning, dem kleinen General.

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