Kiel gegen Flensburg als Appetithappen

SID
Der THW verliert mit Filip Jicha einen seiner Eckpfeiler
© getty

Meister gegen Pokalsieger, der ewige Favorit gegen den ständigen Herausforderer - das ideale Appetithäppchen für die am Freitag beginnende 50. Jubiläumssaison der Handball-Bundesliga.

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Doch wenn am Mittwoch in Stuttgart der THW Kiel im Duell mit dem Erzrivalen SG Flensburg-Handewitt (20.15 Uhr im LIVETICKER) um den Supercup 2015 spielt, dann wird das Phantom Jicha wohl das Gesprächsthema sein.

Ausgerechnet einen Tag vor dem Nord-Klassiker im Süden wurde die Hängepartie beendet: Kiels Kapitän Filip Jicha darf nun doch zum Champions-League-Sieger FC Barcelona wechseln. Letztlich habe sich der deutsche Rekordmeister "schweren Herzens" doch dazu entschieden, Jichas "ausdrücklichem Wunsch" nach Auflösung seines ursprünglich noch bis 2016 laufenden Vertrags nachzukommen, meinte THW-Geschäftsführer Thorsten Storm.

Die Ablösesumme für den 33-jährigen Tschechen, der zur Zeit an einer Schambeinentzündung laboriert, wird auf rund 750.000 Euro geschätzt - sein bis 2019 laufender Kontrakt in Barcelona ist hochdotiert. In Spanien zahlt die Versicherung auch im Krankheitsfall 100 Prozent des Gehalts an die Sportler. "Beim FC Barcelona werde ich mehr Zeit für die Regeneration und die Familie haben. Ich bin dem THW dankbar, dass wir gemeinsam eine Lösung für mich, meinen Körper und zum Wohle meiner Familie gefunden haben", sagte Jicha.

Der einstige Welthandballer, quasi das Gesicht des Kieler Starensembles, hatte die "Zebras" zuvor nach acht Jahren im Klub aufgrund großer finanzieller Probleme öffentlich um seine Freigabe gebeten. "Ich habe im Moment nur schlaflose Nächte. In die Situation, den Verein zu verlassen, den ich so liebe, wollte ich nie kommen", hatte Jicha gesagt. Noch heute müsse er "40 Prozent des Gehalts dafür ausgeben", seine Schulden abzubezahlen.

"In eine tiefe Falle getappt"

Bei seinem Wechsel in die Bundesliga 2006 hatte Jicha in Immobilien investiert und erst deutlich später bemerkt, dass er "in eine tiefe Falle getappt" sei. Ein langfristiges Vertragsangebot des THW hatte der Familienvater jüngst abgelehnt. Als Nachfolger für Rückraumspieler Jicha ist nach Information der Kieler Nachrichten der Norweger Erlend Mamelund (31/Haslum HK) im Gespräch.

Allerdings hätte Jicha am Mittwoch in der mit 6500 Zuschauern ausverkauften Arena wegen seiner Blessur ohnehin nicht auflaufen können. Auch ohne seinen Star und die verletzen Dominik Klein, Patrick Wiencek und Torsten Jansen will der Rekordsieger aus Kiel zum neunten Mal den seit 1994 ausgespielten Supercup gewinnen. "Wir gehen da hin und möchten den Titel holen, auch wenn es nicht der wichtigste ist. Gerade wenn diese beiden Klubs aufeinandertreffen, will man immer gewinnen", betonte THW-Coach Alfred Gislason.

Im direkten Supercup-Duell steht es zwischen den Nord-Rivalen 2:2. Viele Experten sehen in den Flensburgern, Champions-League-Gewinner von 2014, den ersten "Zebra"-Jäger in der am Freitag beginnenden Bundesliga-Runde. "Sie können ein harter Konkurrent für den THW werden", sagte der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand der Sport Bild und meinte: Kiel bleibe Favorit auf den Titel, "aber es kann knapp werden."

Flensburg setzt auch auf seine Neuzugänge - allen voran Torjäger Petar Djordjic (HSV Hamburg). "Richtig ist, dass wir uns tatsächlich so verstärkt haben, dass das auf mich den Druck erhöht", meinte SG-Trainer Ljubomir Vranjes.

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