Präsident verteidigt Duschebajew

SID
Gudmundur Gudmundsson wurde empfindlich getroffen
© getty

Rückendeckung für Talant Duschebajew: Der Coach von KS Vive Kielce ist nach seinem Ausraster vom Präsidenten des polnischen Handball-Klubs in Schutz genommen worden.

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Der "Sündenfall" Talant Duschebajew erhitzt weiter die Gemüter. Obwohl der Trainer von KS Vive Kielce nach dem Achtelfinal-Hinspiel in der Handball-Champions-League gegen seinen Kollegen Gudmundur Gudmundsson von den Rhein-Neckar Löwen (32:28) handgreiflich geworden war, wollen die Polen nichts von einer alleinigen Schuld des ehemaligen Bundesligaprofis Duschebajew wissen.

"Ich habe in meinem Berufsleben eines gelernt: Wenn zwei sich streiten, ist selten nur einer schuldig", sagte Kielce-Präsident Bertus Servaas dem "Mannheimer Morgen" (Dienstag-Ausgabe).

Der Niederländer spielte damit auf eine vermeintlich obszöne Geste an, die Gudmundsson während der Partie gegenüber Duschebajew gemacht haben soll. Kielce will das anhand von TV-Bildern belegen.

Tiefschlag nach dem Schlusspfiff

Mit Unverständnis reagierte Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm am Dienstag auf den Vorwurf und nahm Gudmundsson in Schutz. "Das ist für mich ausgeschlossen. Ich kenne unseren Trainer seit vielen Jahren. So etwas würde er nie machen", sagte der 49-Jährige und beschrieb seinen Coach als ehrlich und professionell: "Er lebt Handball, ist ein Familienmensch und geht ab und zu noch Angeln."

Der Isländer Gudmundsson hatte berichtet, dass ihm Ex-Welthandballer Duschebajew während eines Wortgefechts nach dem Schlusspfiff "zwischen die Beine" geschlagen habe.

Videoaufnahmen belegen, dass Duschebajew den Löwen-Trainer bedrängt und dieser wenig später mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenzuckt. Zu allem Überfluss beleidigte der gebürtige Kirgise seinen Kollegen Gudmundsson dann noch auf der anschließenden Pressekonferenz aufs Übelste.

Trainer muss auch Vorbild sein

Alle relevanten Videosequenzen liegen der Europäischen Handball-Federation (EHF) vor, die am Dienstag offiziell den "Disziplinarfall Duschebajew" eröffnete. Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann erwartet eine "drakonische Strafe" für den Welthandballer von 1994 und 1996.

"So etwas darf man nicht durchgehen lassen. Es reicht als Weltklasse-Trainer nicht, Titel zu holen. Man muss auch Vorbild sein", sagte Bohmann und forderte "spürbare" Sanktionen.

Bis Mittwoch hat Kielce nun Zeit, beim "EHF Court of Handball" schriftlich Stellung zu den Vorfällen zu nehmen. "Vor dem Rückspiel am kommenden Montag wird eine Entscheidung gefallen sein", sagte EHF-Pressesprecher Jörg Jeoffrey Rowland dem "SID".

Er bestätigte auch, dass es in puncto Strafmaß keine Rolle spiele, dass der 45-jährige Duschebajew ein Wiederholungstäter ist. Der frühere Mindener und Nettelstedter Profi war schon einmal für ein Jahr aus dem Verkehr gezogen worden, nachdem er als Spielertrainer von Ciudad Real einem gegnerischen Keeper in den Bauch geschlagen hatte. Die Sperre beendete 2006 die Karriere von Duschebajew.

Entschuldigung und Spende statt Sperre

Storm wundert sich über den Ausraster des Wahl-Spaniers, hält eine wochenlange Sperre aber nicht unbedingt für die beste Lösung.

"Er sollte sich für die Vorkommnisse entschuldigen, auch für die auf der Pressekonferenz. Das hat mit Sport nichts zu tun", sagte Storm. Besser als eine harte Bestrafung wäre "vielleicht eine Spende an eine Einrichtung für Kinder und den Handballnachwuchs in Baden."

Kielce-Boss Servaas kündigte indes an, dass man sich alle Fernsehbilder genau anschauen werde, um die angeblich von Gudmundsson gezeigte obszöne Geste gegenüber Duschebajew zu finden. "Talant war unglaublich aufgewühlt. Es muss also vorher etwas passiert sein", sagte der Niederländer, kritisierte seinen Coach aber trotzdem: "Klar ist trotzdem, dass er so nicht reagieren darf."
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