"Ein großer Schock für die Handball-Familie"

SID
Bundestrainer Heuberger zeigte sich bestürzt über das plötzliche Ableben der Methe-Zwillinge
© Getty

Der deutsche Handball steht unter Schock. Nach dem Unfalltod der Schiedsrichter Bernd und Reiner Methe rückte der Bundesliga-Spieltag am Wochenende in den Hintergrund. Auch Bundestrainer Martin Heuberger reagierte bestürzt.

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Mit Trauerflor und Schweigeminute gedachten Spieler, Offizielle und Zuschauer in den Hallen des Landes eines der besten Schiedsrichter-Gespanne der Welt. Während die Staatsanwaltschaft Rottweil die Ermittlungen zum Hergang des Verkehrsunfalls aufgenommen hat, reagierte der neue Bundestrainer Martin Heuberger bestürzt.

"Unfassbar. Ich bin tief betroffen. Das ist ein großer Schock für die ganze Handball-Familie", sagte Heuberger im Gespräch mit dem "Sport-Informations-Dienst". Der Bundestrainer drückte am Sonntag das Empfinden einer ganzen Sportart aus: "Mein vollstes Mitgefühl gilt den Familien der beiden. Ich wünsche ihnen von ganzem Herzen viel Kraft, die Tragödie zu meistern." Bernd Methe hinterlässt seine Ehefrau und einen Sohn, Reiner Methe seine Ehefrau und zwei Söhne.

"Ich war zehn Minuten wie versteinert"

Am Wochenende standen nicht die Begegnungen des 10. Spieltages, sondern die Trauer um die Zwillingsbrüder, die am Freitagabend mit ihrem PKW auf der Anreise zur Partie Balingen gegen Magdeburg verunglückt waren, im Vordergrund. "Ich war zehn Minuten wie versteinert. Da tritt der Sport in den Hintergrund. Das ist sehr tragisch. Es war nicht einfach, an diesem Tag zu spielen", sagte Lemgos Florian Kehrmann, Weltmeister von 2007, am Rande des Spiels beim Tabellenführer THW Kiel (26:35).

Bernd und Reiner Methe waren beliebt. Mit ihrer offenen und kommunikativen Art auf und abseits des Spielfeldes wurden die eineiigen Zwillinge dreimal in Folge zu Deutschlands Schiedsrichtern des Jahres gewählt. "Wenn es jemand verstanden hat, mit Spielern fair und ehrlich zu kommunizieren, dann die beiden", sagte Abwehrspezialist Oliver Roggisch zu Spiegel-Online: "Das waren ganz tolle Menschen, und ich fühle mich persönlich davon betroffen."

DHB zeigt sich geschockt

Johannes Bitter, ehemaliger deutscher Nationatorwart, beschreibt die Zwillinge als akribische Sportsmänner. "Sie haben sich mit jedem Fehler intensiv auseinandergesetzt", sagte Bitter und ergänzte: "Nach dem Spiel waren sie auch in der Lage, eigene Fehler mit uns zu besprechen und einzugestehen. Die beiden waren total authentisch und ganz feine Kerle. Ich kann nicht verstehen, dass wir sie jetzt nicht mehr haben."

Fassungslosigkeit herrschte am Wochenende auch beim Deutschen Handball-Bund. "Der tragische Tod zwei unserer besten Schiedsrichter hat mich geschockt. In ihrer langjährigen, auch international hochklassigen Karriere hat mich das Auftreten der Beiden immer sehr beeindruckt. Ihr Tod macht mich tieftraurig", sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach. Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, sagte dem "SID": "Das ist ein ganz furchtbarer Verlust - menschlich wie sportlich. Das reißt eine große Lücke. Ich bin am Boden zerstört".

Staatsanwaltschaft ermittelt

Mit Unverständnis reagierte Bohmann auf die neu entflammte Debatte über die starke Belastung von Referees. Inhaltlich sei die Forderung, die Terminhatz für Schiedsrichter-Gespanne mit bis zu drei Spielen in der Woche zu begrenzen, zwar richtig, der Zeitpunkt allerdings falsch. "Dafür machen wir uns seit Jahren stark. Ich möchte das Thema ganz klar vom Kontext des tragischen Unfalls der Schiedsrichter Bernd und Reiner Methe lösen", sagte Bohmann.

Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Rottweil die Ermittlungen zum Hergang des Unfalls aufgenommen. Warum die beiden Referees auf gerader Strecke auf die Gegenfahrbahn geraten und dort frontal mit einem LKW mit Anhänger zusammengestoßen waren, ist noch nicht geklärt. Die Behörde hat ein Sachverständigen-Gutachten in Auftrag gegeben.

670 Bundesliga-Spiele, unzählige Europacup-Spiele und Länderspiele - Bernd und Reiner Methe aus dem hessichen Vellmar waren seit dem Beginn ihrer Karriere 1987 zu den weltweit besten Gespannen aufgestiegen. Der vorläufige Höhepunkt folgte 2010, als sie in Wien das EM-Finale zwischen Frankreich und Kroatien (25:21) leiteten.

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